Frankfurt/Main. Bei vielen Banken kostet das Girokonto Gebühren. Kunden wechseln daher immer öfter zur Konkurrenz. Das sollte aber gut geplant sein.

  • Jeder zehnte Bankkunde wechselte einer Umfrage zufolge innerhalb des vergangenen Jahres seine Bankverbindung
  • Das sind doppelt so viele wie noch im Jahr zuvor
  • Häufigster Grund für einen Wechsel zur Konkurrenz sind neu erhobene Gebühren

Weil viele Banken inzwischen Gebühren für bisher kostenlose Dienstleistungen erheben, wechseln Verbraucher offenbar immer häufiger ihr Girokonto. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens YouGov unter 3000 Bankkunden hervor.

Demnach hat sich der Anteil derjenigen, die innerhalb eines Jahres ihre Bankverbindung gewechselt haben, im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Inzwischen liegt er bei zehn Prozent. Acht Prozent der Bankkunden planen einen Wechsel innerhalb der nächsten zwölf Monate, weitere 16 Prozent sind noch unentschlossen, könnten sich aber einen Wechsel in diesem Zeitraum vorstellen.

Gründe für den Bankentausch

Als Grund für den Bankentausch werden am häufigsten die Gebühren für das Girokonto genannt. So argumentiert knapp die Hälfte der Wechsler. Auch eine Umfrage der Direktbank ING-Diba bestätigt das:

Danach ärgern sich 80 Prozent der Deutschen, wenn sie für das Abheben von Bargeld am Automaten Geld bezahlen müssen.

43 Prozent der Befragten würden die Bank wechseln, wenn sie damit die in jüngster Zeit verstärkt erhobenen Kontoführungsgebühren oder negative Zinsen auf Erspartes vermeiden könnten.

Fast die Hälfte würde versuchen, komplett auf Online-Banking auszuweichen, falls das kostenlos wäre.

Bankenwechsel sollte gut geplant sein

Auch ein neues Gesetz erleichtert den Wechsel: Seit Mitte September des vergangenen Jahres gilt eine entsprechende Vorschrift, nachdem die neue Bank dem neu gewonnenen Kunden bei der Umstellung von Daueraufträgen, Lastschriften und Überweisungen behilflich sein muss.

Wer zur günstigen Alternative wechseln will, der sollte das gründlich planen. Vergleichsportale wie etwa Finanztyp oder FMH listen die Konditionen einzelner Banken auf und aktualisieren die sich häufig ändernden Konditionen der Banken regelmäßig.

Verbraucherschützer raten außerdem, das alte Konto nicht sofort zu schließen, nachdem das neue schon freigeschaltet ist. So geht man sicher, dass genug Zeit bleibt, um Lastschriften oder Daueraufträge auf das neue Konto zu übertragen. Hilfreich ist zudem eine Checkliste, mit der die regelmäßigen Geldbewegungen erfasst und umgestellt werden.

In der längeren Übergangszeit sollte man außerdem auf ausreichend Guthaben auf beiden Konten achten. Denn wenn von einem leeren Konto doch noch eine Zahlung abgeht, rutscht man womöglich in den Dispo und muss zusätzlich Strafzinsen zahlen – obwohl der Wechsel ja eigentlich Geld einsparen sollte.

Direktbanken gewinnen Kunden hinzu

Es zeigt sich also, dass die Bemühungen der Bankenlobby, die Kunden auf das Ende der „Kostenloskultur“ vorzubereiten, wie dies etwa Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, nennt, bei den Verbrauchern offenbar nicht fruchten.

Das spürte etwa auch die Postbank, nachdem sie im vergangenen Jahr Gebühren eingeführt hatte: Die Zahl ihrer Girokonten sank da um 200.000 auf 5,05 Millionen.

Viele dieser Kunden dürften zu einer Direktbank gewechselt sein, die meist noch keine Kontoführungsgebühren erheben – der Anteil derjenigen, die ihre Hauptbankverbindung bei einem Institut ohne Filialen haben, ist nämlich nach der Studie von YouGov um drei Prozentpunkte auf nun 13 Prozent gestiegen.