Berlin. In einem Telefonat mit Kanzlerin Merkel hat der PSA-Chef angekündigt, alle Standorte in Deutschland nach einer Übernahme zu erhalten.

Für den französischen Autokonzern PSA Peugeot Citroën steigt die Chance einer einvernehmlichen Übernahme von Opel. PSA-Chef Carlos Tavares versicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), dass die Franzosen die laufenden Garantien für Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland akzeptieren. Die deutschen Arbeitnehmervertreter setzen angesichts der Zusagen immer deutlicher auf eine Kooperation mit dem französischen Konzern.

Regierungssprecher Steffen Seibert teilte am Dienstag in Berlin nach einem Telefonat von Merkel und Tavares mit, der PSA-Chef habe betont, dass beide Unternehmen sich einander gut ergänzten. Dabei habe Tavares bekräftigt, „dass PSA die Eigenständigkeit von Opel im Konzernverbund erhalten und die Standort-, Investitions- und Beschäftigungsgarantien übernehmen werde“. Opel-Chef Karl Thomas Neumann schrieb auf Twitter: „Gut, dass PSA jetzt die Zusage bekräftigt hat, existierende Vereinbarungen einzuhalten.“

PSA-Chef Carlos Tavares im September 2016 in Paris.
PSA-Chef Carlos Tavares im September 2016 in Paris. © dpa | Ian Langsdon

PSA teilte auf Anfrage in Paris mit, Tavares und Merkel hätten eine „fruchtbare Diskussion“ gehabt. Tavares habe die Strategie erklärt, den Weg zu ebnen für einen „europäischen Champion“ mit fünf Marken, die jeweils stark in ihren Heimatmärkten verankert seien. Der Dialog solle mit allen Beteiligten fortgesetzt werden, gemäß den bestehenden Abmachungen in den europäischen Ländern.

Betriebsratschef erkennt „wichtiges Signal“

Opel-Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug sagte, die Zusage von PSA gelte für Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen, Beschäftigungszusagen und Standortgarantien. Man sei auf dieser Grundlage bereit, in vertrauensvollen Gesprächen die Chancen eines möglichen Zusammenschlusses weiter auszuloten. Er hatte am Montag gemeinsam mit IG-Metall-Chef Jörg Hofmann PSA-Chef Tavares und Personalvorstand Xavier Chéreau getroffen.

Opel-Modelle im Wandel der Zeit

Opel-Modelle wie Kadett, Rekord oder Manta haben in Deutschland Autogeschichte geschrieben. Ein kleiner Streifzug durch die Jahre. Der Blitz ist von Beginn an das Markenzeichen von Opel.
Opel-Modelle wie Kadett, Rekord oder Manta haben in Deutschland Autogeschichte geschrieben. Ein kleiner Streifzug durch die Jahre. Der Blitz ist von Beginn an das Markenzeichen von Opel. © dpa | Frank Rumpenhorst
Ein Gruß aus den Sechzigern: Der Opel Kadett als Coupé.
Ein Gruß aus den Sechzigern: Der Opel Kadett als Coupé. © - | imago/ZUMA
Elegant durch die Wirtschaftswunderjahre: Das Opel Rekord Cabriolet aus dem Jahr  1956.
Elegant durch die Wirtschaftswunderjahre: Das Opel Rekord Cabriolet aus dem Jahr 1956. © imago/Ralph Peters | imago stock&people
Man spürte den Einfluss der amerikanischen Konzernmutter GM: Opel Olympia Rekord P2, Baujahr 1962. Ein deutscher „Straßenkreuzer“.
Man spürte den Einfluss der amerikanischen Konzernmutter GM: Opel Olympia Rekord P2, Baujahr 1962. Ein deutscher „Straßenkreuzer“. © imago/Ralph Peters | imago stock&people
Der Opel Olympia Rekord P1 schaffte es sogar auf eine Briefmarke der Deutschen Post.
Der Opel Olympia Rekord P1 schaffte es sogar auf eine Briefmarke der Deutschen Post. © - | imago/SchöningBriefmarke
Damals konnte Opel auch „groß“: Ein Diplomat B Cabriolet Karmann Fissore Baujahr 1971.
Damals konnte Opel auch „groß“: Ein Diplomat B Cabriolet Karmann Fissore Baujahr 1971. © - | imago/Rust
Mit dicken Heckleuchten und viel Chrom glänzte auch der Opel Admiral 2800.
Mit dicken Heckleuchten und viel Chrom glänzte auch der Opel Admiral 2800. © BM | imago/Karlheinz Pawlik
Der Opel Manta A, hier als Modell GT/E, Baujahr 1975. Das Modell kam noch schlank daher.
Der Opel Manta A, hier als Modell GT/E, Baujahr 1975. Das Modell kam noch schlank daher. © imago/Sebastian Geisler | imago stock&people
So sah Autowerbung in den Siebzigern aus: Ein Model posiert auf der Motorhaube eines Manta A in knallroter Lackierung. Der Opel Manta A kam 1970 auf den Markt und wurde bis 1975 knapp 500.000 Mal verkauft.
So sah Autowerbung in den Siebzigern aus: Ein Model posiert auf der Motorhaube eines Manta A in knallroter Lackierung. Der Opel Manta A kam 1970 auf den Markt und wurde bis 1975 knapp 500.000 Mal verkauft. © dpa | UPI
Der Manta B hatte dann eine deutlich breitere Front. Seine Ruf als aufgemotztes Halbstarken-Gefährt verdankt der Wagen nicht zuletzt dem Film „Manta, Manta“ mit Til Schweiger.
Der Manta B hatte dann eine deutlich breitere Front. Seine Ruf als aufgemotztes Halbstarken-Gefährt verdankt der Wagen nicht zuletzt dem Film „Manta, Manta“ mit Til Schweiger. © imago/Sebastian Geisler | imago stock&people
Opel goes sportlich: Das Modell GT wurde von 1968 bis 1973 gebaut und ist heute ein Kultobjekt.
Opel goes sportlich: Das Modell GT wurde von 1968 bis 1973 gebaut und ist heute ein Kultobjekt. © imago stock&people | imago stock&people
2007 ließ Opel den GT wieder aufleben. Der Nachfolger des Mitte 2005 ausgelaufenen Opel Speedster wurde bis Sommer 2009 als Opel GT verkauft. Ein wirtschaftlicher Erfolg wurde er nicht.
2007 ließ Opel den GT wieder aufleben. Der Nachfolger des Mitte 2005 ausgelaufenen Opel Speedster wurde bis Sommer 2009 als Opel GT verkauft. Ein wirtschaftlicher Erfolg wurde er nicht. © - | imago/Hoffmann
Ein aktueller Blick in das Opel-Stammwerk in Rüsselsheim.
Ein aktueller Blick in das Opel-Stammwerk in Rüsselsheim. © dpa | Frank Rumpenhorst
Der Kleinwagen Corsa gehört zu den Verkaufsrennern im modernen Opel-Geschäft.
Der Kleinwagen Corsa gehört zu den Verkaufsrennern im modernen Opel-Geschäft. © dpa | Martin Schutt
Mit dem Insignia schaffte Opel wieder einen Schritt in die obere Mittelklasse. Die neue Generation des Insignia ist noch einmal gewachsen.
Mit dem Insignia schaffte Opel wieder einen Schritt in die obere Mittelklasse. Die neue Generation des Insignia ist noch einmal gewachsen. © dpa-tmn | GM Company
Mit dem Traditionsnamen Adam wollte Opel im Kleinwagengeschäft punkten.
Mit dem Traditionsnamen Adam wollte Opel im Kleinwagengeschäft punkten. © dpa | Arne Dedert
Opel elektrisch: Der aktuelle elektrische Ampera-e soll laut Opel eine maximale Reichweite von 520 Kilometer erreichen, wenn er im Sommer 2017 in den Handel kommt.
Opel elektrisch: Der aktuelle elektrische Ampera-e soll laut Opel eine maximale Reichweite von 520 Kilometer erreichen, wenn er im Sommer 2017 in den Handel kommt. © dpa | GM Media
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Die rund 19.000 deutschen Opel-Beschäftigten sind laut IG Metall noch bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Zudem hat sich die Noch-Mutter General Motors bis ins Jahr 2020 tarifvertraglich zu Investitionen und Produktion in den drei deutschen Opel-Werken Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach verpflichtet. Seit einer Woche ist bekannt, dass der US-Konzern mit PSA weit fortgeschrittene Verkaufsgespräche über seine defizitäre Europatochter führt, bei der rund 38.200 Menschen beschäftigt sind.

Tavares habe „glaubhaft vermittelt, dass er an einer nachhaltigen Entwicklung für Opel/Vauxhall als eigenständiges Unternehmen interessiert ist“, erklärte Schäfer-Klug. „Die gemachten Zusagen zur Zusammenarbeit mit der IG Metall und zur Einhaltung bestehender Tarifverträge sind aus unserer Sicht ein wichtiges Signal“, erklärte der Bezirksleiter der IG Metall, Jörg Köhlinger. „Auf dieser Basis besteht die Chance, in einem konstruktiven Prozess verbindliche vertragliche Regelungen im Sinne der Beschäftigten zu schaffen.“

Nahles begrüßt PSA-Pläne

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) begrüßte die Erklärung von PSA. Sie sagte am Dienstag nach einem Treffen mit ihrer französischen Amtskollegin Myriam El Khomri in Berlin: „Die Kooperation auf einer deutsch-französischen Basis kann wirklich ein Champion-Unternehmen hervorbringen.“

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). © dpa | Maurizio Gambarini

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sieht in dem Zusammenschluss einen Chance, einen zukunftsfähigen europäischen Autokonzern zu errichten. „Es kommt jetzt auf die Ausgestaltung der Vereinbarungen an. Mit dem Stammwerk in Rüsselsheim und seinem Entwicklungszentrum kann eine gute gemeinsame Zukunft entstehen, bei der sich Opel und PSA auf Augenhöhe begegnen sollten“, sagte er in Wiesbaden. Wichtig sei der Erhalt der traditionsreichen Marke Opel, der Standorte mit den Arbeitsplätzen und eine gute Zukunftsperspektive auch nach 2020.

Tavares selbst verwies auf den konstruktiven Dialog des Unternehmens mit Gewerkschaften in Frankreich. „Das Ziel des PSA-Konzerns ist es, die Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern und das gute Verhältnis zu ihnen zu einem klaren Wettbewerbsvorteil zum Wohle des Unternehmens zu machen“, ließ sich der Portugiese zitieren.

PSA hat Fühler auch in Asien ausgestreckt

Der potenzielle Opel-Käufer ist auch am asiatischen Hersteller Proton in Malaysia interessiert. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag in Paris. Zuvor hatte die französische Wirtschaftszeitung „Les Echos“ berichtet, Peugeot-Citroën wolle die Kontrolle Protons übernehmen. Das Unternehmen stehe seit Monaten zum Verkauf.Mit schnellen Entscheidungen ist laut Sprecher nicht zu rechnen – mit Blick auf den Zeitplan sprach er in allgemeiner Form von „mehreren Wochen“.

Auch VW wollte bei Proton einsteigen

Der chinesische Volvo-Eigner Geely dürfte laut Zeitung im Rennen für Proton auch mit dabei sein. Auch Volkswagen war in der Vergangenheit an einem Einstieg bei Proton interessiert gewesen, dies führte aber nicht zum Erfolg.

Bei PSA Peugeot-Citroën war in der Vergangenheit häufiger bemängelt worden, dass sich die Franzosen zu sehr auf den europäischen Markt konzentriert hätten und nicht ausreichend in Asien präsent seien. (rtr/dpa)