Straßburg. Die Mode-Marke Zara steht wegen Steuertricks am Pranger. Es geht um Hunderte Millionen Euro. Ihr Gründer ist reichster Mann Europas.

Eine der bekanntesten Modemarken steht unter Beschuss: Die Grünen im Europaparlament prangern Zara als Steuertrickser an. Von 2011 bis 2014 soll Inditex, der Konzern hinter der Marke, durch „aggressive Steuervermeidungstechniken“ 585 Millionen Euro eingespart haben. Inditex erklärt, Steuergesetze genau einzuhalten.

Der Untersuchung der Grünen zufolge ist der Großteil des Geldes dem spanischen Fiskus entgangen: Dort alleine drehe es sich um 218 Millionen Euro. In Deutschland habe Inditex durch sein Konstrukt 25 Millionen Euro Steuer vermieden. „Die hässlichste Mode bei Konzernen ist Steuervermeidung“, twitterte Sven Giegold, Sprecher der deutschen Grünen-Abgeordneten im Europaparlament.

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Mit Lizenzgebühren wird Geld verschoben

Mit dem plakativen Anprangern von Zara geht es den Grünen aber auch darum, auf die unterschiedliche Steuergesetzgebung und fehlende Harmonisierung auf europäischer Ebene aufmerksam zu machen: Die Staaten lassen die Tricks schließlich zu. Die Fraktion fordert, dass Konzerne Steuerlasten für jedes einzelne Land auflisten müssen. Ein Mindestkörperschaftsteuersatz soll verhindern, dass Gewinne verlagert werden.

Denn was der Zara-Konzern Inditex kann, können andere multinationale Firmen auch. Der Trick: Nationale Gesellschaften müssen Lizenzgebühren für die Nutzung der Marke abführen. Diese Lizenzgebühren drücken in diesen Ländern den zu versteuernden Gewinn und fließen an eine Gesellschaft in einem Land mit niedrigeren Steuersätzen – im Fall von Inditex in die Niederlande. Die Grünen stießen aber auch auf irische Töchter, die ohne einen Mitarbeiter große Umsätze machten, ohne Steuern zu zahlen.

Oxfam: Geld fehlt für Bildung

Königlicher Besuch: Zara-Gründer Amancio Ortega begrüßt Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia am Stammsitz von Inditex in Coruna in Nordspanien. Ortega gilt als zweitreichster Mann der Welt.
Königlicher Besuch: Zara-Gründer Amancio Ortega begrüßt Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia am Stammsitz von Inditex in Coruna in Nordspanien. Ortega gilt als zweitreichster Mann der Welt. © REUTERS | © Miguel Vidal / Reuters

Die Entwicklungsorganisation Oxfam Deutschland kritisierte, Zara habe „offensichtlich mit haarsträubender Dreistigkeit Steuerschlupflöcher, Gesetzeslücken und Grauzonen ausgenutzt, um nicht seinen angemessenen Beitrag zum Gemeinwohl aufbringen zu müssen“.

Das Geld fehle in den Staatshaushalten für Aufgaben wie Bildung, Gesundheit oder Armutsbekämpfung, während das Vermögen des Konzerngründers Amancio Ortega rasant wachse. Das „Forbes“-Magazin führt Ortega inzwischen als reichsten Europäer und zweitreichsten Menschen der Welt, 2011 hatte er auf Rang sieben gelegen. Sein Vermögen schätzt das Magazin auf fast 70 Milliarden Euro.

Grüne hatten auch Ikea und BASF angeprangert

Von der Marke Zara gibt es rund 2100 Läden in 88 Ländern, 77 sind es in Deutschland. Doch zum Konzern gehören auch die ebenfalls in Deutschland vertretenen Ketten Pull & Bear, Massimo Dutti, Bershka und Zara Home, zusammengenommen 134 Filialen zwischen Flensburg und Zugspitze.

Die Grünen-Fraktion hatte auf ähnliche Weise bereits Ikea und BASF vorgeführt, um auf die Praxis aufmerksam zu machen: Der schwedische Möbel-Multi habe mit verschachtelten Lizenz- und Markenrechtkonstruktion seine Steuerlast um fast eine Milliarde Euro reduziert, hatte ein US-Steuerexperte im Auftrag der Grünen errechnet.

Steuersatz von 0,06 Prozent?

Ikea-Niederlassungen müssen demnach drei Prozent des Umsatzes als Lizenzgebühr an die Inter Ikea Group in den Niederlanden zahlen. Diese Gesellschaft zahlte ihrerseits von 2012 bis 2014 an eine luxemburgische Gesellschaft auch noch 972 Millionen Euro für den Kauf von Rechten. Der Steuersatz darauf habe in Luxemburg bei 0,06 Prozent gelegen.

Die Inter Ikea Group verteidigte sich gegen die Kritik. In der Studie gäbe es „Missverständnisse“ und „unkorrekte Annahmen“, die zu falschen Schlussfolgerungen geführt hätten. Man halte sich an allen Orten, an denen man tätig sei, an die gesetzlichen Bestimmungen.

Konzerne verteidigen sich

Sehr ähnlich hört sich das auch bei Inditex an: Der Bericht beruhe auf falschen Annahmen, die zu falschen Schlüssen führten, erklärte das Unternehmen der Agentur Bloomberg. Inditex halte sich peinlich genau an die Steuerregeln in den Märkten, in denen das Unternehmen aktiv sei.

Gleichlautend hatte BASF auf den Vorwurf reagiert, zwischen 2010 und 2014 mehr als 900 Millionen Euro gespart zu haben: „In allen Ländern, in denen BASF operativ tätig ist, zahlt BASF die sich nach jeweiligem Landesrecht ergebenden Steuern“, hatte der Konzern mitgeteilt.