Berlin. 213 Kilo pro Kopf und Jahr: Nirgends in Europa fällt mehr Verpackungsmüll an als in Deutschland. Experten kritisieren die Gesetzeslage.

Die Deutschen verursachen nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) europaweit den meisten Verpackungsmüll. Mit 213 Kilogramm Verpackungsabfall pro Kopf und Jahr liege Deutschland im europäischen Vergleich rund 20 Prozent über dem Durchschnitt, sagte DUH-Experte Thomas Fischer am Montag in Berlin.

So liege in Frankreich die Pro-Kopf-Quote bei 185 Kilogramm, in Österreich bei 150 Kilogramm und in Schweden nur bei 109 Kilogramm. Ein Teil des Problems seien die Rekordmengen an unnötigen Plastikfolien, Tüten und Einwegverpackungen, die in den deutschen Super- und Drogeriemärkten angeboten werden.

Auf sechs Gramm Kaffee kommen fünf Gramm Abfall

Dazu zählten in Kunststoffschalen und Folien vorverpacktes Obst und Gemüse gleichermaßen wie der Trend zu immer kleineren Portionierungen von Produkten, die höhere Gewinnmargen versprechen, sagte Fischer. So seien beispielsweise Kaffeekapseln extrem abfall- und rohstoffintensiv. Auf sechs Gramm Kaffee kämen dort in der Regel fünf Gramm Abfall.

Eine große Fehlentwicklung gebe es aber auch bei den Einwegflaschen, die beim Mineralwasser mittlerweile 52 Prozent Marktanteil haben. Für die Herstellung der jährlich 17 Milliarden Einweg-Plastikflaschen in Deutschland werden 500.000 Tonnen Kunststoff benötigt.

Umwelthilfe fordert Besteuerung von Ressourcen

Hinter den wachsenden Abfallbergen steht nach Einschätzung der Umwelthilfe eine politische Fehlentwicklung. Der Fokus liege nicht auf Abfallvermeidung, sondern auf dem Recycling, einem Milliardengeschäft, kritisierte DUH-Experte Fischer.

Dabei liegt die Recycling-Quote von Kunststoff-Abfall in den Gelben Säcken in der Bundesrepublik derzeit bei 36 Prozent. Der Rest wird verbrannt. Technisch machbar wären aber 65 Prozent. Die Umwelthilfe fordert deshalb ein „vernünftiges Abfallgesetz als ökologisches Lenkungsinstrument“ mit einer Ressourcenbesteuerung. (epd)