Berlin. Der ICE 4 soll Ende 2017 in den Regelbetrieb gehen – wir durften schon mal Probe fahren. Neue Eindrücke hinterließ nicht nur das Wlan.

Platznehmen in einem der dunkelblauen Sitze, losfahren. Und während der neue ICE 4 leise aus dem Bahnhof Südkreuz gleitet, erst einmal das Internet checken. Das ist der Test: Kann die Bahn eines ihrer Versprechen halten – funktionierendes und kostenloses Kommunikationsnetz auch in der 2. Klasse? Es dauert einen Augenblick, das Smartphone arbeitet, dann klappt es: Wir sind tatsächlich drin!

Die Deutsche Bahn AG weiß, dass sie etwas tun muss, um der Konkurrenz der Fernbusse, Flugzeuge und Privatautos Paroli zu bieten. Deshalb stellte der Verkehrskonzern am Donnerstag nicht nur zahlreiche Verbesserungen für den Kundenservice vor. An Gleis 3 des Bahnhofs Südkreuz in Berlin stand auch der neue Hochgeschwindigkeitszug ICE 4 zur ersten öffentlichen Probefahrt bereit. Von Dezember 2017 an soll er im Regelbetrieb fahren, unter anderem zwischen Hamburg und München.

Kostenlose Spielfilme

Auf der halbstündigen Testtour nach Ludwigsfelde in Brandenburg und zurück – das neue Spitzenprodukt der Bahnflotte ruckelt übrigens wie die Vorgänger über Weichen – erklärten die Bahnmitarbeiter den neuen Zug. Das Wlan für alle, das es Ende 2016 auch in allen anderen ICE geben soll, ist ein zentraler neuer Service-Bestandteil. Hinzu kommt ein kostenloses Angebot für 50 Spielfilme des Anbieters Maxdome, die die Passagiere während der Fahrt auf ihren mobilen Geräte ansehen können.

Eine Probefahrt mit dem neuen ICE 4

Mitte September wurde der neue ICE von der Deutschen Bahn offiziell in Berlin vorgestellt. Tags zuvor ruhte er noch in einem Bahnbetriebswerk in der Hauptstadt.
Mitte September wurde der neue ICE von der Deutschen Bahn offiziell in Berlin vorgestellt. Tags zuvor ruhte er noch in einem Bahnbetriebswerk in der Hauptstadt. © dpa | Maurizio Gambarini
Der ICE der vierten Generation soll ab 2017 den Regelbetrieb aufnehmen. Unsere Redaktion war jetzt schon zu einer Probefahrt eingeladen.
Der ICE der vierten Generation soll ab 2017 den Regelbetrieb aufnehmen. Unsere Redaktion war jetzt schon zu einer Probefahrt eingeladen. © Jörg Krauthöfer
So heißen die neuen Screens im ICE 4 die Bahn-Gäste willkommen.
So heißen die neuen Screens im ICE 4 die Bahn-Gäste willkommen. © Jörg Krauthöfer
Seltener Blick in den Führerstand: So sieht es aus, wenn man einen ICE 4 steuert.
Seltener Blick in den Führerstand: So sieht es aus, wenn man einen ICE 4 steuert. © Joerg Krauthoefer
Blick durch einen Passagierwaggon.
Blick durch einen Passagierwaggon. © Jörg Krauthöfer
Etwas geräumiger sind die Gäste-Waggons geworden. Die Sitznummern findet man nicht mehr oben an der Gepäckablage.
Etwas geräumiger sind die Gäste-Waggons geworden. Die Sitznummern findet man nicht mehr oben an der Gepäckablage. © Jörg Krauthöfer
Man kann sie nun am seitlichen Kopfteil der Sitzbänke ablesen.
Man kann sie nun am seitlichen Kopfteil der Sitzbänke ablesen. © Jörg Krauthöfer
In der ersten Klasse warten auf Bahnkunden unter anderem in die Sitze integrierte Leselampen.
In der ersten Klasse warten auf Bahnkunden unter anderem in die Sitze integrierte Leselampen. © Jörg Krauthöfer
Im ICE 4 soll (endlich) auch das Wlan funktionieren – und das für alle Fahrgäste sogar kostenlos. Auf unserer Probefahrt gab es nichts zu meckern.
Im ICE 4 soll (endlich) auch das Wlan funktionieren – und das für alle Fahrgäste sogar kostenlos. Auf unserer Probefahrt gab es nichts zu meckern. © Jörg Krauthöfer
Fehlte in den älteren ICE-Generationen gänzlich: Platz für Fahrräder.
Fehlte in den älteren ICE-Generationen gänzlich: Platz für Fahrräder. © Jörg Krauthöfer
Ein Wagen der 2. Klasse mit neu gestalteter Gepäckablage.
Ein Wagen der 2. Klasse mit neu gestalteter Gepäckablage. © Jörg Krauthöfer
Auch das Bordrestaurant hat sich verändert.
Auch das Bordrestaurant hat sich verändert. © Jörg Krauthöfer
Zum Beispiel im Sitzbereich.
Zum Beispiel im Sitzbereich. © Jörg Krauthöfer
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Wer sich im neuen ICE 4 umblickt, stellt fest, dass mehr Regale für das Gepäck der Reisenden vorhanden sind als in den Vorgängermodellen. Diese Ablageflächen haben die Entwickler in den Großraumwagen so verteilt, dass man sie vom Platz aus besser im Blick hat. Bisher befanden sie sich mitunter in der Nähe der Ausgänge, was Diebstahl begünstigte.

Es gibt in der ersten Klasse neue Leseleuchten seitlich an den Sitzlehnen, und auch die Platzreservierungen werden nicht mehr oben über den Plätzen angezeigt, sondern seitlich am Sitz. Überhaupt der Sitz: Die Sitzfläche lässt sich bewegen, allerdings im Sitz selbst, die Lehne klappt dem Hintermann nicht entgegen.

Speisewagen wurde überarbeitet

Der Speisewagen wurde ebenfalls überarbeitet. Dort wartet etwa eine gläserne Theke, in der Sandwiches, Salate und andere Angebote für die Passagiere sichtbar präsentiert werden. Ob die Einrichtung pannenanfällig ist wie in den Vorgängermodellen, lässt sich auf der Testfahrt nicht wirklich feststellen.

Hinter dem Speisewagen verkehrt im neuen ICE ein Servicewagen. Dieser bietet unter anderem vier Rollstuhlfahrern und ihren Begleitpersonen ausreichend Platz. Eine Sitzgruppe mit Tisch besteht jeweils aus zwei normalen Sitzen und Raum für den Rolli. An der nächsten Außentür hat der ICE 4 eine eigene Hebebühne. Bisher müssen Bahnmitarbeiter eine von außen heranschaffen.

Auch außerhalb der Züge will die Bahn besser werden. Etwa am Bahnsteig. Ab Dezember sollen die Passagiere per Smartphone rechtzeitig erfahren, wo genau der Waggon hält, in dem sie reserviert haben. Der mobil zugängliche Wagenstandsanzeiger wird in die App Navigator integriert, mit der man online Fahrkarten buchen kann. Auf dem Bahnsteig stehend kann man im Navigator den jeweiligen Zug anklicken und sieht sofort, wo welcher Wagen hält. Keine Gerenne mehr, wenn sich die Wagenreihung mal wieder geändert hat.

ICE 4 soll neues Flagschiff der Bahn werden

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    Neue App: DB Barrierefrei

    Ab Dezember soll es über den Navigator auch Fahrkarten verschiedener Verkehrsverbünde geben, etwa VRR (Rhein-Ruhr) und VRS (Rhein-Sieg). Bisher lassen sich Fahrkarten des Verkehrsverbunds Berlin Brandenburg kaufen. Auch wird es einfacher, Carsharing-Autos der Bahntochter Flinkster mit der Bahn-App zu buchen. In Berlin und Stuttgart sollen auch Elektro-Roller unter anderem der Firma eMio wählbar sein.

    Für Menschen mit Beeinträchtigung hat die Bahn eine zusätzliche App entwickelt: DB Barrierefrei. Wer mit dem Rollstuhl in den Bahnhof kommt, erhält per Smartphone etwa die Information, welche Aufzüge zu den Gleisen funktionieren und welche defekt sind.

    Eine Modernisierung plant die Bahn AG auch für ihre Bahnhöfe. Nach und nach werden auf den Bahnsteigen neue, gläserne Aufenthaltspavillons gebaut. Und es wird Kühl-Schließfächer am Bahnhof geben, in denen der Supermarkt die Lebensmittel fürs Wochenende platziert, die man aus dem Zug online bestellt hat.