Frankfurt/Main. Leerverkäufe, gezielte Gerüchte und wenig Skrupel – Hedgefonds agieren normalerweise im Verborgenen. Bei der Deutschen Bank nicht.

Wo Aas liegt, da sind die Geier. Und wo Schwächen auf dem Kapitalmarkt aufpoppen, da tauchen die Hedgefonds auf. Normalerweise agieren sie im Verborgenen. Wenn sie etwas durchsickern lassen von ihren Aktivitäten, dann wohl nicht ohne Grund. So wie jetzt bei der Deutschen Bank. Sie wurden offenbar angelockt von der Schwierigkeit, dass die Bank drohende Strafen in zweistelliger Milliardenhöhe in den USA nicht schultern könnte.

Diese Unsicherheit verstärkten die Fonds, indem sie Hinweise durchstachen, sie hätten sich von der Deutschen Bank getrennt: „Was man sich vorstellen kann ist, dass die Hedgefonds gegen die Deutsche Bank spekulieren. Das ist ja genau ihr Geschäftsmodell, auf ein sehr viel Mehrwert freisetzendes Ereignis zu spekulieren“, sagt Professor Christoph Schalst von der Frankfurt School of Finance and Management.

Mit Gerüchten den Kurs drücken

Die Methode könnte in sogenannten Leerverkäufen bestehen. Die liegen vor, wenn der Verkäufer Aktien verkauft, die er gar nicht besitzt, die er sich allenfalls leiht, um sie zu verkaufen. Er rechnet dabei mit fallenden Kursen und hofft, die schon verkauften Stücke später zu niedrigeren Kursen erwerben zu können. Je tiefer der Kurs fällt, je größer also der Abstand zwischen Verkaufs- und Kaufkurs, umso größer der Gewinn für den Hedgefonds.

Da hilft es dann, mit Gerüchten den Kurs zu drücken. Bei der Deutschen Bank dürfte das Risiko, den gehandelten Wert durch eine Pleite letztlich zu verlieren, begrenzt sein: Denn zur Spekulation wird gehören, dass der Staat die größte deutsche privatwirtschaftliche Bank auffangen muss, sollte sie tatsächlich in eine Schieflage geraten – wonach es angesichts der Zahlen der Bank wohlbemerkt nicht aussieht.

Die Spekulation gegen die Deutsche Bank ist also auch eine Spekulation auf Gewinne auf Kosten der Steuerzahler.

Sind es „Geierfonds?“

Deshalb hatte die deutsche Bankenaufsicht Leerverkäufe von elf Bank- und Versicherungstiteln in der Finanzkrise zwischen September 2009 und Januar 2010 verboten. Ein Eingriff in die Freiheit des Kapitalmarktes, aber zum Wohle des Gesamtsystems.

Als berühmtester Spekulant darf der Amerikaner George Soros gelten. Er zwang mit seiner Spekulation auf ein fallendes Pfund die britische Zentralbank Bank of England in die Knie, die die Währung 1992 dann abwerten musste.

Soros machte damit Milliarden. Er hatte sich zuvor in großem Umfang Pfund geliehen. Argentinien hatte Hedgefonds vor zwei Jahren als „Geierfonds“ bezichtigt. Sie hatten bei der Staatspleite des Landes 2001 die argentinischen Anleihen von ängstlichen Eigentümern zu Schleuderkursen gekauft. Nach 15 Jahren Streit verkauften sie mit deutlichen Gewinnen wieder an Argentinien zurück.