Algier/New York. Der Ölpreis ist im Keller, den Verbraucher freut es. Doch die Förderländer kämpfen mit massiven Einnahmeausfällen. Jetzt einigt sich die Opec auf eine Begrenzung der Förderung. Experten glauben nicht so recht daran.

Müssen sich Verbraucher auf steigende Benzin- und Heizölpreise einstellen? Geht es nach der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), könnte Rohöl mittelfristig teurer werden.

Das Kartell hat sich nach langem Ringen auf eine Obergrenze bei der Förderung geeinigt. Das Kalkül: Wird weniger gepumpt, sinkt das Angebot und die Preise steigen.

Rohstoffexperten glauben aber nicht so recht daran . Sie verweisen auf die mangelnde Disziplin der 14 Opec-Mitglieder, auf eine weiter schwache Nachfrage angesichts der mauen Weltkonjunktur und auf die anderen großen Akteure am Markt wie Russland und die USA.

Die zerstrittene Opec hatte am späten Mittwochabend überraschend eine Beschränkung des täglichen Produktionsvolumens auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel (je 159 Liter) beschlossen. Die Entscheidung bedeutet eine Absenkung der Produktion um fast 750 000 Barrel täglich gegenüber dem August dieses Jahres, wie Katars Energieminister Mohammed al-Sada nach mehr als sechsstündigen Beratungen in Algier ankündigte.

Die Ölpreise zogen sofort um über sechs Prozent an. Allerdings ging es am Donnerstag schon wieder leicht nach unten. Zuletzt kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 49,54 US-Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) lag bei 48,03 Dollar. Nach der Überraschung über die unerwartete Einigung habe sich am Markt wieder Skepsis breitgemacht, berichteten Händler. In der Opec seien beschlossene Fördergrenzen in der Vergangenheit immer wieder missachtet worden.

Rohstoffexperten der US-Investmentbank Goldman Sachs haben berechnet, was eine strikte Umsetzung der Vereinbarung bedeuten würde. Sollte die Fördergrenze in der ersten Hälfte 2017 strikt eingehalten werden, könnte dies die Ölpreise um 7 bis 10 Dollar steigen lassen, schrieben die Analysten. "Die überraschende Einigung sollte nicht überbewertet werden", betonten allerdings Experten der Privatbank Metzler.

Es gebe weiterhin ein weltweites Überangebot an Öl. Dafür sorgten der wichtige Ölförderer Russland und die Fracking-Industrie in den USA. Für eine spürbare Reduzierung des Angebots müssten neben der Opec auch andere wichtige Akteure eingebunden werden.

Nicht-Opec-Mitglied Russland begrüßte die Einigung der Organisation. "Der Markt hat die Neuheiten mit Optimismus aufgenommen. Aber besondere Veränderungen sind nicht zu erwarten", teilte das Wirtschaftsministerium in Moskau mit. Das eigene Fördervolumen solle auf dem jetzigen Stand bleiben, betonte Energieminister Alexander Nowak. Russland sei bereit, Vorschläge für ein gemeinsames Vorgehen zu prüfen. Dazu seien im Oktober oder November Gespräche mit der Opec geplant, deren Details aber geklärt werden müssten, sagte Nowak.

Algeriens Energieminister Noureddine Boutarfa sprach hingegen von einer "historischen Vereinbarung", die zur Stabilisierung der Märkte beitragen werde. "Diese Entscheidung ermöglicht der Opec wieder, ihre historische Rolle als Marktregulator einzunehmen."

Das Kartell wolle auch den Dialog mit Nicht-Opec-Staaten suchen und für eine gemeinsame Marktstabilisierung sorgen, betonte der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Suhail al-Mazrouei, über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Boutarfa hatte vor dem Treffen deutlich gemacht, dass ein Preis von im Schnitt unter 50 US-Dollar pro Barrel Öl nicht tragbar sei und den Markt und die Versorgungssicherheit mittel- bis langfristig gefährde.

Seit Mitte 2014 liegen die Ölpreise auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Zwischenzeitlich erholten sie sich zwar etwas. Insgesamt machen die geringen Notierungen, von denen Verbraucher bei Benzin oder Heizöl profitieren, etlichen Förderländern und Förderunternehmen aber weiter stark zu schaffen.