Augsburg/Ingolstadt. Der kürzlich entlassene Media-Markt-Deutschlandchef Michael R. soll von einem DSL-Vermarkter Schmiergeld in Millionenhöhe kassiert haben. Jetzt hat die Augsburger Staatsanwaltschaft Anklage erhoben.

Zusammen mit einem Regionalmanager der Elektrohandelskette habe R. fünf Millionen Euro Bestechungsgeld bekommen und drei Firmen dafür Aufträge über 65 Millionen Euro zugeschanzt, obwohl die Konkurrenz bessere Angebote vorgelegt habe. Während R. bisher seine Unschuld beteuert, haben Mitangeklagte Geständnisse abgelegt. Bei einer Verurteilung drohen ihnen lange Gefängnisstrafen.

Gegen insgesamt neun Beschuldigte wurde jetzt Anklage wegen «gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit» erhoben. Schon 2005 hätten die beiden Media-Markt-Manager mit dem Inhaber einer Vermarktungsagentur in Wetzlar «die fortlaufende Zahlung von Schmiergeld verabredet», teilte die Staatsanwaltschaft mit. Dafür habe die Firma in den Media-Märkten bundesweit DSL-Internetverträge verkaufen dürfen. «In Kenntnis günstigerer und qualitativ besserer Konkurrenzangebote» hätten die beiden Manager den Auftrag über fast 50 Millionen Euro für die Wetzlarer Firma durchgesetzt. Als diese 2010 Pleite ging, hätten sie ihr «Geschäftsmodell» mit zwei eigens zu diesem Zweck gegründeten Hamburger Firmen fortgesetzt.

Die Sache war 2011 nach einem anonymen Hinweis an die zur Metro AG gehörende Media-Saturn-Gruppe aufgeflogen. Das Unternehmen hatte die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und die beiden Manager entlassen. Michael R. war seit 2006 Media-Markt-Deutschlandchef und erst kurz zuvor auch in den Vorstand des Media-Saturn-Konzerns aufgerückt, der zur Metro AG gehört. Alle neun Angeschuldigten sitzen in Untersuchungshaft.

Der 53-jährige Media-Markt-Regionalmanager für Süddeutschland und der 56-jährige Firmeninhaber aus Wetzlar hätten «umfangreiche Aussagen gemacht und die Vorwürfe im Wesentlichen eingeräumt», sagte Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai. Die beiden sollen den Deal eingefädelt und Michael R. dann zur Rückendeckung mit eingebunden haben. Die Ehefrau des am Ammersee lebenden Regionalmanagers und der Chefbuchhalter der Wetzlarer Firma hätten die Geldflüsse mit Scheinrechnungen verschleiert. Ein Termin für den Prozess vor dem Landgericht Augsburg steht noch nicht fest.

Die Justiz ist dabei, Vermögen in der Größenordnung von drei Millionen Euro zwecks Abschöpfung sicherzustellen, wie Nickolai erklärte. Ein Sprecher der Media-Saturn-Gruppe sagte: «Wir werden Schadenersatzansprüche prüfen, wenn sie verurteilt worden sind.». Das Unternehmen habe seine internen Kontrollen inzwischen verschärft. Von den Anwälten der Hauptangeklagten war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Auf gewerbs- oder bandenmäßige Bestechung stehen bis zu fünf Jahre Gefängnis für jeden einzelnen Fall. Den Angeklagten werden mindestens 253 Einzelvorgänge vorgeworfen. (dpa)