Miami. In einem Heim in Florida ist nach dem Hurrikan „Irma“ die Klimaanlage ausgefallen, acht Menschen sind gestorben. Die Polizei ermittelt.

  • In einem Heim in Florida ist nach dem Hurrikan „Irma“ die Klimaanlage ausgefallen
  • Acht Menschen sind gestorben
  • Die Polizei ermittelt

Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich in den frühen Morgenstunden am Mittwoch in einem Altenheim in Florida abgespielt haben: Zwei Mal wurden die Rettungskräfte in die Einrichtung in der Stadt Hollywood gerufen. Zwei Mal kamen sie und brachten Bewohner ins Krankenhaus.

Nachdem ein dritter Notruf eingegangen war, fanden sie im zweiten Stock drei Tote. In dem Heim war die Klimaanlage ausgefallen, nachdem der schwere Hurrikan „Irma“ über Florida hinweggezogen war. Die Zahl der Todesopfer stieg im Laufe des Mittwochs weiter. Polizeichef Tomas Sanchez bestätigte am Abend acht Tote. Sie waren zwischen 71 und 99 Jahre alt.

158 Menschen aus dem Heim geholt

Die Behörden vermuten, dass die Todesfälle etwas mit der Hitze zu tun gehabt haben könnten. In Hollywood, das nördlich von Miami liegt, herrschten am Dienstag und Mittwoch Temperaturen von mehr als 30 Grad. Obduktionen sollten die genaue Todesursache klären. Polizeichef Tomas Sanchez sagte, man schließe derzeit nichts aus.

Insgesamt hatten die Rettungskräfte 158 Menschen aus dem Heim geholt. Die Einrichtung liegt in unmittelbarer Nähe eines Krankenhauses. Dort wurden mehrere Bewohner hingebracht. Die meisten Patienten seien wegen Atemnot, Dehydrierung und anderen Überhitzungssymptomen behandelt worden, sagte Randy Katz, medizinischer Direktor des Memorial Regional Hospital, dem Sender Local 10 News. Vier Senioren starben im Heim, die übrigen im Krankenhaus.

Hurrikan „Irma“ – So wütete der Sturm

Über einen großen Teil von Florida ist Hurrikan „Irma“ im September 2017 hinweggezogen. Sturmfluten überschwemmten die Straßen Miamis. Bilder der Verwüstungen.
Über einen großen Teil von Florida ist Hurrikan „Irma“ im September 2017 hinweggezogen. Sturmfluten überschwemmten die Straßen Miamis. Bilder der Verwüstungen. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Der zeitweise als einer der stärksten Atlantikstürme überhaupt eingestufte Hurrikan nahm mit vergleichsweise geringen Windgeschwindigkeiten von bis zu 135 Kilometern pro Stunde Kurs auf die Metropolen Tampa und Orlando. Zuvor hatte er vor allem an der Westküste der Halbinsel gewütet.
Der zeitweise als einer der stärksten Atlantikstürme überhaupt eingestufte Hurrikan nahm mit vergleichsweise geringen Windgeschwindigkeiten von bis zu 135 Kilometern pro Stunde Kurs auf die Metropolen Tampa und Orlando. Zuvor hatte er vor allem an der Westküste der Halbinsel gewütet. © REUTERS | CARLOS BARRIA
Dort wurden Dächer abgedeckt, Straßen überflutet und Bäume entwurzelt. In Miami brach das Dach einer Tankstelle zusammen.
Dort wurden Dächer abgedeckt, Straßen überflutet und Bäume entwurzelt. In Miami brach das Dach einer Tankstelle zusammen. © dpa | Wilfredo Lee
In der Nähe von St. Pete Beach riss der Sturm ein Kreuzfahrtschiff von seinem Anlegeplatz los; es kollidierte mit einer Brücke.
In der Nähe von St. Pete Beach riss der Sturm ein Kreuzfahrtschiff von seinem Anlegeplatz los; es kollidierte mit einer Brücke. © dpa | Kathryn Varn
Umgeknickte Strommasten führten zu massiven Stromausfällen. US-Präsident Donald Trump rief für den „Sunshine State“ den Katastrophenfall aus.
Umgeknickte Strommasten führten zu massiven Stromausfällen. US-Präsident Donald Trump rief für den „Sunshine State“ den Katastrophenfall aus. © dpa | David Goldman
Das US-Hurrikan-Zentrum stufte den Wirbelsturm auf die Kategorie 1 zurück.
Das US-Hurrikan-Zentrum stufte den Wirbelsturm auf die Kategorie 1 zurück. © dpa | Charles Trainor Jr
Wegen Überschwemmungen und Stromausfällen blieben die geltenden Anordnungen zur Großevakuierung vorerst in Kraft.
Wegen Überschwemmungen und Stromausfällen blieben die geltenden Anordnungen zur Großevakuierung vorerst in Kraft. © dpa | Jim Rassol
Mit rund 6,5 Millionen Menschen war rund ein Drittel der Bevölkerung Floridas zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden. Viele Menschen suchten bei Verwandten in anderen Teilen des Landes Schutz, Notunterkünfte waren zum Teil überfüllt.
Mit rund 6,5 Millionen Menschen war rund ein Drittel der Bevölkerung Floridas zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden. Viele Menschen suchten bei Verwandten in anderen Teilen des Landes Schutz, Notunterkünfte waren zum Teil überfüllt. © REUTERS | ADREES LATIF
Nach Hamsterkäufen gab es in vielen Supermärkten kein Wasser mehr.
Nach Hamsterkäufen gab es in vielen Supermärkten kein Wasser mehr. © REUTERS | GREGG NEWTON
Zuerst war erwartet worden, dass der Wirbelsturm eher den Südosten Floridas treffen würde. Doch dann zog der Sturm an der Westküste des Bundesstaates entlang.
Zuerst war erwartet worden, dass der Wirbelsturm eher den Südosten Floridas treffen würde. Doch dann zog der Sturm an der Westküste des Bundesstaates entlang. © dpa-infografik | dpa-infografik GmbH
Nicht nur in Tampa wurden Fische an Land gespült und verendeten.
Nicht nur in Tampa wurden Fische an Land gespült und verendeten. © dpa | Octavio Jones
Mehr noch als vor der Windgeschwindigkeit des Sturmes warnten die Experten vor den Sturmfluten.
Mehr noch als vor der Windgeschwindigkeit des Sturmes warnten die Experten vor den Sturmfluten. © dpa | Wilfredo Lee
Viele Menschen harrten in Notunterkünften aus. Die Versicherungsbranche machte sich auf hohe Kosten gefasst.
Viele Menschen harrten in Notunterkünften aus. Die Versicherungsbranche machte sich auf hohe Kosten gefasst. © dpa | Gerald Herbert
Nicht alle hatten offenbar Angst vor „Irma“: Skateboarder in Miami, kurz bevor die Ausläufer des Sturms die Stadt erreichten.
Nicht alle hatten offenbar Angst vor „Irma“: Skateboarder in Miami, kurz bevor die Ausläufer des Sturms die Stadt erreichten. © dpa | Mike Stocker
„Geh nach Hause, Irma, du bist betrunken!“, hat dieser Mann auf die Bretter seines zugenagelten Fensters gesprüht.
„Geh nach Hause, Irma, du bist betrunken!“, hat dieser Mann auf die Bretter seines zugenagelten Fensters gesprüht. © dpa | Ken Cedeno
Nur rund 370 Kilometer von Miami entfernt: Eine Frau und ein Kind schützten sich auf Kuba vor Wind und Regen, den „Irma“ brachte. Der Sturm hatte, bevor er in Florida auf Land traf, eine Spur der Verwüstung auf vielen Karibik-Inseln hinterlassen.
Nur rund 370 Kilometer von Miami entfernt: Eine Frau und ein Kind schützten sich auf Kuba vor Wind und Regen, den „Irma“ brachte. Der Sturm hatte, bevor er in Florida auf Land traf, eine Spur der Verwüstung auf vielen Karibik-Inseln hinterlassen. © dpa | Desmond Boylan
Mitarbeiter des Cayo Guillermo Dolphinariums hatten Delfine für den Transport ins Dolphinarium in Cienfuegos an der Südküste Kubas fertiggemacht, um sie vor Hurrikan „Irma“ in Sicherheit zu bringen.
Mitarbeiter des Cayo Guillermo Dolphinariums hatten Delfine für den Transport ins Dolphinarium in Cienfuegos an der Südküste Kubas fertiggemacht, um sie vor Hurrikan „Irma“ in Sicherheit zu bringen. © dpa | Osvaldo Gutierrez Gomez
Hohe Wellen brachen in Havanna an der Festung „El Morro“.
Hohe Wellen brachen in Havanna an der Festung „El Morro“. © dpa | Ramon Espinosa
Auf Kuba überschwemmten die Sturmfluten die Straßen.
Auf Kuba überschwemmten die Sturmfluten die Straßen. © dpa | Ramon Espinosa
Einsatzkräfte retteten diesen Mann mit einem Boot.
Einsatzkräfte retteten diesen Mann mit einem Boot. © REUTERS | STRINGER
Bevor „Irma“ über Kuba hinwegzog, hatte der Sturm auch in der Dominikanischen Republik große Zerstörungen hinterlassen.
Bevor „Irma“ über Kuba hinwegzog, hatte der Sturm auch in der Dominikanischen Republik große Zerstörungen hinterlassen. © dpa | Tatiana Fernandez
Auch weite Teile der Insel St. Martin/Sint Maarten sind nicht mehr bewohnbar.
Auch weite Teile der Insel St. Martin/Sint Maarten sind nicht mehr bewohnbar. © dpa | -
Der Sturm und die Fluten zerstörten viele Häuser.
Der Sturm und die Fluten zerstörten viele Häuser. © REUTERS | HANDOUT
Das niederländische Verteidigungsministerium dokumentierte die Zerstörung. Sint Maarten gehört zum Königreich Niederlande, Saint Martin ist ein Überseegebiet Frankreichs.
Das niederländische Verteidigungsministerium dokumentierte die Zerstörung. Sint Maarten gehört zum Königreich Niederlande, Saint Martin ist ein Überseegebiet Frankreichs. © dpa | -
Auch Puerto Rico war betroffen.
Auch Puerto Rico war betroffen. © REUTERS | ALVIN BAEZ
„Irma“ war zunächst einer der stärksten je im Atlantic gemessenen Stürme. Nachdem der Hurrikan tagelang über Land gezogen ist, haben sich die Windgeschwindigkeiten stark abgeschwächt.
„Irma“ war zunächst einer der stärksten je im Atlantic gemessenen Stürme. Nachdem der Hurrikan tagelang über Land gezogen ist, haben sich die Windgeschwindigkeiten stark abgeschwächt. © REUTERS | NASA
1/26

Hersteller konnte Klimaanlage nicht reparieren

Die Polizei untersuchte, ob die Betreiber des Heimes gegen das Gesetz verstoßen haben. Die Generalstaatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. Floridas Gouverneur Rick Scott verlangte Antworten von den Verantwortlichen. Die Behörden der Stadt erklärten, eine erste Untersuchung sei zu dem Schluss gekommen, dass die Klimaanlage des Heimes nicht voll funktionstüchtig gewesen sei. In dem Haus seien tragbare Geräte eingesetzt worden, aber es sei „extrem heiß“ gewesen.

Der Betreiber des Heimes erklärte, ein Transformator, der die Klimaanlage mit Strom versorgt habe, sei ausgefallen. Ein Mitarbeiter des Klimaanlagen-Herstellers Airstron sagte dem Sender ABC, man habe sich tagelang vergeblich bemüht, eine defekte Sicherung der fraglichen Anlage zu reparieren.

Alten- und Pflegeheime werden kontrolliert

Das Pflegeheim in Hollywood Hills, Florida.
Das Pflegeheim in Hollywood Hills, Florida. © dpa | John Mccall

Floridas Gouverneur Scott zeigte sich bestürzt über den Vorfall. „Das ist unbegreiflich“, erklärte er. Er verlange Antworten. „Jede Einrichtung, die sich um Patienten kümmert, muss alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, damit sie gesund bleiben. Das gilt besonders für Patienten mit einem schlechten Gesundheitszustand.“ Wenn sich herausstelle, dass dies bei dem Altenheim nicht der Fall gewesen sei, werde man die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

Bei den Behörden in Florida wuchsen Befürchtungen, auch in anderen Einrichtungen könnten sich ähnliche Szenen abspielen. Scott wies Rettungskräfte an, Alten- und Pflegeheime zu kontrollieren. Eine Einrichtung in North Miami Beach wurde am Mittwoch evakuiert, nachdem der Strom ausgefallen war.

30 Menschen starben durch „Irma“

Insgesamt waren am Mittwochabend noch 81 der etwa 700 Pflegeheime in Florida auf Generatoren angewiesen, weil die Stromversorgung noch nicht wieder hergestellt werden konnte, wie eine Sprecherin der „Florida Health Care Association“ der dpa sagte.

Hurrikan „Irma“ war am Sonntag und Montag über Florida und die Nachbarbundesstaaten hinweggezogen und hatte schwere Verwüstungen hinterlassen. Insgesamt starben mindestens 30 Menschen, wie der Sender ABC News berichtete. In Millionen Haushalten fiel der Strom aus. US-Präsident Donald Trump wollte am Donnerstag nach Florida reisen, um von dem Sturm zerstörte Gebiete zu besuchen. (dpa)