Berlin. Die Terminservicestellen der Kassenärzte verzeichnen deutlich mehr Anrufe von Patienten. Vor allem Psychotherapeuten sind gefragt.

Die Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen, die Termine bei Fachärzten vermitteln, verzeichnen seit dem 1. April eine sprunghaft höhere Nachfrage. Gab es in den ersten drei Monaten des Jahres rund 59.000 Anrufer, meldeten sich im zweiten Quartal fast 116.000 Patienten, die nach einem Arzttermin fragten. Das geht aus neuen Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor, die dieser Redaktion vorliegen.

Der Grund für die größere Zahl von Anfragen ist, dass die Terminservicestellen seit April dieses Jahres auch Termine bei Psychotherapeuten vermitteln. Dies sind in der Regel Termine für Erstgespräche, in denen entschieden wird, ob und wann der Patient eine Behandlung beginnen kann. Einen bestimmten Therapeuten können sich Patienten dabei nicht wünschen; sie müssen den nehmen, der einen freien Termin hat.

40 Prozent der vermittelten Termine in Bereich Psychotherapie

Nach Angaben der KBV entfielen rund 40 Prozent der im zweiten Quartal vermittelten Termine auf den Bereich der Psychotherapie. Sie wurde damit aus dem Stand zur am meisten nachgefragten medizinischen Fachrichtung.

Insgesamt vermittelten die Servicestellen in den Monaten April bis Juni 51.500 Termine bei Fachärzten. Im ersten Quartal waren es rund 28.000 Termine. Insgesamt rechnet die KBV dieses Jahr mit 180.000 vermittelten Terminen. Im Jahr 2016, als die Servicestellen eingerichtet wurden, waren es 120.000. Zum Vergleich: Kassenärzte haben pro Jahr 580 Millionen Behandlungsfälle.

In Deutschland fehlen „Tausende Therapeuten“

Den großen Unterschied zwischen der Zahl der Patientenanrufe und der Zahl der Vermittlungen erklärt die KBV mit falschen Vorstellungen darüber, welche Art von Terminen bei Psychotherapeuten die Stellen vermitteln können. „Es hat sich gezeigt, dass bei vielen Anrufern Unsicherheit darüber herrschte, welche Leistungen im Rahmen der Psychotherapie genau durch die Terminservicestellen vermittelt werden“, sagte der Vorstandschef der KBV, Andreas Gassen. Er forderte die Krankenkassen auf, ihre Versicherten besser aufzuklären. Insgesamt funktionierten die Terminservicestellen aber „gut“. Die Ärzte hatten sich lange gegen die Stellen gewehrt und halten sie für überflüssig.

Nach Angaben der Bundespsychotherapeutenkammer fehlen in Deutschland „Tausende Therapeuten“. Die Wartezeiten auf Termine sind oft lang. Neue Therapeuten dürfen aber nicht einfach eine Praxis eröffnen, sondern müssen sich – wie andere Ärzte auch – nach der „Bedarfsplanung“ richten. Die Grundlagen dafür gehen aber nach Aussagen der Kammer am tatsächlichen Bedarf vorbei und müssten überarbeitet werden.