Braunschweig. Für manche Schüler heißt die Zeugniszeit Leidenszeit. Trost spendet die lange Liste erfolgreicher Schulversager.

Schüler mit unterirdischen Noten oder gleich ganz ungenügenden Zeugnissen müssen die Hoffnung nicht aufgeben: Der Weg zu Ruhm und Ehre steht ihnen trotzdem offen. Denn viele bekannte Leute waren keine Überflieger in der Schule, sind sitzengeblieben oder haben gar keinen Schulabschluss – und machten später dennoch Karriere.

Unter diesen Persönlichkeiten sind erstaunlich viele Politiker. Zur großen Koalition der Sitzenbleiber zum Beispiel gehören Alt-Bundespräsident Christian Wulff (CDU) sowie der frühere Ministerpräsident von Bayern, Edmund Stoiber (CSU), oder auch Peer Steinbrück, vormals SPD-Kanzlerkandidat. Noch radikaler war der ehemalige Außenminister Joschka Fischer von den Grünen: Er schmiss die Schule in der zehnten Klasse ohne Abschluss, begann eine Lehre als Fotograf, die er ein Jahr später abbrach – und hatte bis zu seiner Politikerkarriere Gelegenheitsjobs, zum Beispiel als Taxifahrer.

Auch nicht schlecht: ohne Abitur zum Literatur-Nobelpreis. Das schaffte Thomas Mann, einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Als grandioser Erzähler sezierte Mann das deutsche Bürgertum und gesellschaftliche Zusammenhänge in Werken wie „Der Tod in Venedig“, „Der Zauberberg“ oder „Buddenbrooks“. Doch in seiner Heimatstadt Lübeck brauchte der Literat neun Jahre, um die eigentlich nur auf sechs Jahre angelegte Mittlere Reife mit „durchgehend mäßigen bis sehr mäßigen Leistungen“ zu schaffen, wie es ein Biograf vermerkt. Trotzdem bekam er 1929 den Nobelpreis.

Karrieretechnisch gut gefahren ist auch der österreichische Rennfahrer Niki Lauda. An der Schule blieb er zweimal sitzen, weil er laut eigener Auskunft „nur an Autos dachte“ und suchte sich danach einen Job, bei dem er sitzenbleiben und im Kreis fahren konnte – im Autocockpit. Dreimal wurde er Formel-1-Weltmeister.

Das Abi hat auch Gabriele Susanne Kerner alias Nena nicht geschafft. Die Popsängerin („99 Luftballons“) verließ nach der elften Klasse vorzeitig ihr Gymnasium und begann eine Goldschmiedelehre. Nebenbei sang sie, zog nach Berlin und arbeitete als Sekretärin bei dem bekannten Fotografen und Musik-Manager Jim Rakete, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung auflistet. Gleichzeitig nahm sie das Lied „Nur geträumt“ auf – es wurde zum Hit, nachdem es in einer TV-Sendung gespielt worden war.

Und noch ein Gesangstalent, das die Schule abgebrochen hat: Rapper Sido aus Berlin. Von der Schule ging er in der elften Klasse ab. Wie er selbst behauptet, sei er mit Drogen erwischt worden und deshalb „geflogen“. In seinem Lied „Schule“ heißt es: „Ich hab einfach ein großes Problem mit Autoritäten. Ich kann nicht aufpassen, kann nicht zuhörn, kann kein Mathe. Das ist auch, warum ich öfter plötzlich eine Krankheit hatte. Ich saß immer in der letzten Reihe.“