Berlin. Wer nicht mal mehr auf Glückwünsche von Bekannten reagiert, braucht sich nicht zu wundern, wenn Facebook zum asozialen Netzwerk wird.

Facebook ist ein tolles Tool, um an die Geburtstage von sogenannten Freunden erinnert zu werden. Hätten wir das Netzwerk nicht, wüssten wir nicht, wann der ehemalige Klassenkamerad mit der bunten Brille geboren wurde und an welchem Tag die Cousine Geburtstag feiert, die man außerhalb von Facebook nur einmal gesehen hat. Dank Facebook kann man höflich gratulieren und den Kontakt auffrischen.

Doch genau diese Erinnerungsfunktion hat auch zu einem Verfall der digitalen Sitten geführt. Sie hat eine Gruppe von Nutzern gezüchtet, die sich verhält wie ein Party-Veranstalter, der seine Gäste nach der Übergabe der Geschenke an der Wohnungstür direkt wieder rausschmeißt.

Diese Facebook-Freunde nehmen teils ausführlich getextete Glückwünsche über Facebook, SMS, WhatsApp und per E-Mail entgegen. Doch statt einer persönlichen Antwort des Geburtstagskindes gibt es einen allgemeinen Post nach dem Vorbild: „Vielen Dank für die vielen Glückwünsche, die mich erreicht haben. Hat mich mega gefreut!“.

Würden Sie bei einem Telefonat einfach auflegen?

Die Frage sei erlaubt: Ist es denn zuviel verlangt auf persönliche Grüße auch persönlich zu antworten? Zur Beantwortung dieser Frage sollten sich Facebook-Nutzer vielleicht mal überlegen, wie die Situation bei anderen Medien aussehen würde. Würden sie bei Glückwunsch-Telefonaten schweigen und auflegen? Nur um am nächsten Tag ein Call-Center zu engagieren, das eine Telefonkette mit einer vorgefertigten Danksagung vom Tonband abspult? Wohl eher nicht.

Macht Facebook dumm?

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    Dabei kann schon eine kleine Reaktion kurz nach dem Glückwunsch Wunder wirken. Viele Nutzer ahnen gar nicht, wie einfach es ist, den Gratulanten zu befriedigen. Besonders kurze Glückwünsche auf dem Facebook-Profil ließen sich zum Beispiel mit einem Like bestätigen. Wer eine besondere Verbindung zum Gratulanten hat oder eine 14-jährige YouTuberin ist, kann auch mal ein Herz springen lassen. Das ist im übrigen seit einiger Zeit auch bei Facebooks Messenger möglich. So wäre zumindest der erste Schritt hin zu einer persönlichen Reaktion gemacht.

    Wer nicht persönlich antwortet, gefährdet das soziale Netzwerk

    Wer aber die Erinnerungsfunktion von Facebook ernst nimmt und voll ausschöpfen will, der schreibt auf persönliche Nachrichten eine persönliche Antwort. Nur durch persönliche Antworten kommt man mit alten Bekannten wieder ins Gespräch. So bietet es sich für das Geburtstagskind an, den Gratulanten zu fragen, wie es ihm geht und was er mittlerweile so macht.

    Nur durch solchen Austausch bleibt Facebook das soziale Netzwerk. Wenn man selbst bei besonderen Ereignissen nicht zu einem digitalen Gespräch kommt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn einem Facebook nur noch Werbung und Beiträge von gelikten Seiten anzeigt.