Berlin. Künftige Tierpfleger sollten teamfähig und verantwortungsbewusst sein. Wochenendarbeit ist Alltag. Die Berufsaussichten sind aber gut.

Agrarpädagoge Steffen Mai (51) ist seit 24 Jahren Berufsschullehrer. An der Peter-Lenné-Schule (OSZ Natur und Umwelt) in Berlin-Zehlendorf unterrichtet der Fachbereichsleiter künftige Tierpfleger. Petra Lang sprach mit ihm über die Ausbildung, Einsatzbereiche und Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Herr Mai, wo werden Tierpfleger überall eingesetzt?

Steffen Mai: Man muss wissen, dass es in der IHK-geprüften Ausbildung drei Fachrichtungen gibt – Zoo, Tierheim/Tierpension sowie Forschung und Klinik. Daran orientieren sich die Einsatzbereiche. An unserer Schule können wir aufgrund der hohen Schülerzahlen die Fachrichtungen vom ersten Tag der Ausbildung an trennen. Im Bereich Zootierpflege gibt es derzeit zwei Klassen, in den Bereichen Forschung und Klinik sowie Tierheim/Tierpension je eine Klasse.

Agrarpädagoge Steffen Mai lehrt am Oberstufenzentrum Natur und Umwelt in Berlin
Agrarpädagoge Steffen Mai lehrt am Oberstufenzentrum Natur und Umwelt in Berlin © Petra Lang | Petra Lang

Insgesamt werden bei uns pro Jahr etwa 100 Tierpfleger dual ausgebildet. Die frühe Trennung in Fachrichtungen ist eine Besonderheit an unserer Schule. Von der frühen Spezialisierung profitieren die Auszubildenden – schließlich sind die Tätigkeitsfelder innerhalb der Tierpflege sehr weit. Vereinfacht gesagt: Sie reichen von der Pflege eines Elefanten, über die Betreuung von Haustieren bis hin zu hoch spezialisierten Tierhaltungssystemen in der Forschung.

Wie beliebt sind die Ausbildungsplätze in den verschiedenen Bereichen? Wer interessiert sich besonders für die Forschung?

Mai: Ausbildungsplätze sind, je nach Fachrichtung, schwerer oder leichter zu bekommen. Besonders beliebt ist der Zoobereich – das spiegelt sich auch darin wider, dass wir hier zwei Klassen beschulen. Wir unterrichten nicht nur die Auszubildenden aus Berlin, sondern auch aus sämtlichen neuen Bundesländern.

Auch in den beiden anderen Fachrichtungen gibt es genug Bewerber. Die Fachrichtung Forschung/Klinik nutzt so mancher Auszubildende mit Abitur als Sprungbrett, um danach beispielsweise Tiermedizin oder Biologie zu studieren.

Welche Voraussetzungen sollten künftige Tierpfleger mitbringen, um im Beruf zu bestehen?

Mai: Künftige Tierpfleger sollten teamfähig und verantwortungsbewusst sein sowie eine gute Beobachtungsgabe haben. Sie sollten stets alle sieben Sinne beisammenhaben – es kann auch mal gefährlich werden – und sich im Klaren darüber sein, dass sie zeitlich flexibel sein müssen. Die Dienste sind zwar planbar, aber in den meisten Einsatzbereichen gehört Wochenendarbeit zum Alltag.

Es gibt, wiederum je nach Einsatzbereich, besondere Anforderung zu meistern. Zootierpfleger müssen beispielsweise körperlich fit und belastbar sein – die Arbeit ist anstrengend. Außerdem haben sie immer viel Kontakt zu den Besuchern und sorgen für deren Unterhaltung und Bildung. Denken Sie beispielsweise an Schaufütterungen. Tierpfleger dürfen sich hier nicht scheuen, auch mal durch ein Mikro zu sprechen. Das wird während der Ausbildung geübt. Wie stark Tierpfleger in der Öffentlichkeit stehen können, zeigen auch die zahlreichen Tierdokus im Fernsehen – eher schüchterne Menschen haben es da wohl schwerer.

Im Bereich Forschung/Klinik steht die Kommunikation mit den Wissenschaftlern im Vordergrund. Hier sollte man mit standardisierten Abläufen und mit dem Tod von Tieren gut zurechtkommen. Auch im Bereich Tierheim/Tierpension ist die Kommunikation mit Menschen und deren Aufklärung über eine artgerechte Haltung, beispielsweise von Hunden und Katzen, eine wichtige Aufgabe. Heimtiere sollen ja verantwortungsvoll vermittelt werden. Da ist eine gute Menschenkenntnis gefragt. Und für alle Tierpfleger gilt: Sie brauchen einen stark ausgeprägten Betreuungsin­stinkt.

Wie schätzen Sie die Berufsaussichten für Tierpfleger ein?

Mai: Gut, wenn man örtlich flexibel ist und sich nicht nur deutschland-, sondern auch europaweit bewirbt. Wer will, kommt schnell unter.