Berlin. Die Roaming-Gebühren in der EU sind ab Juni passé. Neu angeboten werden Verträge nur für Deutschland.

Ab Mitte Juni sollen die
sogenannten Roaming-Gebühren für Mobilfunknutzer, die sich im EU-Ausland aufhalten, entfallen. Nun werben die ersten Mobilfunkanbieter mit Tarifen, mit denen man nur innerhalb Deutschlands telefonieren und im Internet surfen kann. Klingt ärgerlich, ist aber gut für Kunden, die im Inland bleiben: Sie können damit Geld sparen.

Eigentlich möchte die EU erreichen, dass Verbraucher im EU-Ausland zu den gleichen Preisen wie im Inland telefonieren und sich ins Internet einwählen können. Die ab 15. Juni geltende EU-Verordnung ist der letzte Schritt auf einem jahrelangen Weg zu diesem Ziel. Mit ihren neuen Tarifen umgehen Anbieter gewissermaßen diese Vorschrift: Da die Sim-Karte nur im Inland funktioniert, sehen die Tarife auch keine Preise für das Ausland vor.

Für das grenzüberschreitende Roaming haben diese Anbieter andere Tarife im Programm. „Für Daheimbleiber tun sich dadurch auch neue Sparpotenziale auf“, heißt es bei der Stiftung Warentest. Roaming ist der Begriff für das Nutzen eines Netzes, das nicht zur eigenen Mobilfunkfirma gehört.

Nach Auskunft des Verbraucherportals Teltarif.de offerieren bislang DeutschlandSim, Callmobile und Yourfone rein innerdeutsche Tarife. Beispiel DeutschlandSim: Die Tarife nur für das Inland sind zwischen drei und zehn Euro billiger als vergleichbare Tarife des Anbieters mit Roaming. So stehen Kunden mit dem Tarif LTE 750 National für knapp fünf Euro monatlich 250 Telefoneinheiten für alle deutschen Netze sowie 750 Megabyte Datenvolumen zur Verfügung. Der auch im EU-Ausland nutzbare, ansonsten aber identische Tarif LTE 750 International kostet pro Monat drei Euro mehr. Beim Deutschland-Sim-Tarif LTE 6000 mit Sprach- und SMS-Flatrate sowie sechs Gigabyte Datenvolumen beträgt der Preisunterschied sogar zehn Euro zwischen National- und International-Variante.

Dass Kunden ihre Sim-Karte auch in ausländischen Mobilfunknetzen nutzen können, war bislang allgemeiner Standard. Ob den drei Discount-Anbietern, die das Auslands-Roaming nun teils sperren, weitere folgen werden, ist offen. Die Marktbeobachter des Teltarif-Portals halten einen Trend zu Tarifen ohne EU-weite Freischaltung für durchaus denkbar – was für einzelne Kundengruppen nicht nachteilig wäre. „Verbraucher, die nicht ins Ausland reisen oder ihr Handy dort nicht benutzen, können mit den neuen Nationaltarifen möglicherweise Geld sparen“, so die Stiftung Warentest. Sowohl DeutschlandSIM als auch Callmobile und Yourfone bieten der Stiftung zufolge reine Inlandstarife mit Telefonie- und SMS-Flat sowie mindestens zwei Gigabyte Datenvolumen, die weniger als zehn Euro im Monat kosten.

Zu beachten ist: Kunden mit Tarifen ohne EU-weites Roaming müssen auf ihr Mobiltelefon nicht generell verzichten, falls sie doch einmal im Ausland sind. Sie können sich beispielsweise für diese Zeit vor Ort eine Prepaid-Sim-Karte kaufen, die im Ausland oft sogar günstiger als eine vergleichbare Karte im Inland ist, wie Teltarif-Geschäftsführer Kai Petzke sagt. Für die Internet-Datennutzung sei es zudem kein Problem, dass auf der ausländischen Sim-Karte eine andere Rufnummer als auf der Karte für das Inland hinterlegt ist. „Normale Anrufe und SMS kommen dann im Ausland leider nicht an, aber schließlich gibt es ja Whatsapp und andere Messenger“, so Petzke.

Allerdings rechnet der Experte damit, dass die EU-Kommission versuchen wird, die Anbieter mit regulatorischem Druck zum Abschaffen ihrer Roaming-Sperre zu bewegen. „Eigentlich sollten beim Mobiltelefonieren endlich die Grenzen innerhalb der EU wegfallen, jetzt errichten die Netzbetreiber mit der Roaming-Sperre sogar neue Grenzen“, befindet Petzke.