Cancún. Mexiko wirbt um Touristen aus Europa. Besonders die Halbinsel Yucatán, die engagiert ihr kulturelles Erbe pflegt, hat viel zu bieten.

Hier haben Sie Natur, Kultur, Temperatur“ – wie ein Mantra wiederholt Tourguide José die Vorzüge der Region. Und die Halbinsel Yucatán mit der Riviera Maya an der karibischen Küste hat wirklich beste Voraussetzungen, sich zu einem touristischen Hotspot zu entwickeln – gerade jetzt, wo Mexiko durch die Politik Donald Trumps und seinen Plan, eine Mauer an der Grenze zu bauen, mehr denn je auf Urlauber aus Europa angewiesen ist, um sich unabhängiger von den USA zu machen.

Die Riviera Maya in Quintana Roo führt von Puerto Morelos bis nach Carrillo Puerto, wobei entlang der Strecke die Tourismusorte Cancún, Playa del Carmen und die Mayastätte Tulum wohl die bekanntesten Plätze sind. Im Gegensatz zu anderen Regionen Mexikos wird der südliche Teil als ruhiger, gemütlicher beschrieben. Industrie gibt es kaum, Arbeitsplätze wenig, wenn dann in den Bereichen Landwirtschaft und vor allem Tourismus mit zahlreichen großen Strandresorts, Golfplätzen, Einkaufszentren, Naturparks und Ausgrabungsstätten. „Die meisten leben hier von der Hand in den Mund“, erzählt José. Mit einem kleinen Haus und Gärtchen mit Palmen, ein bisschen Ruhe sei man schon glücklich.

Maya-Kultur prägt die Halbinsel mitsamt Nachbarstaaten

Zu den großen Schätzen des Gebietes zählt das Vermächtnis der Maya. Die Kultur prägt noch heute insbesondere die Halbinsel Yucatán und neben Mexiko auch die angrenzenden Staaten Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador. Das Wissen um diese Hochkultur ist nicht sehr groß. Erste Funde gibt es aus der Zeit um 2000 v. Chr. Die Hochblüte erlebte das Volk zwischen 400 und 900 n. Chr., aus ihr stammen die meisten Relikte der Siedlungen und Städte, Tempel und diverse Bauwerke.

Die Wassermelone ist ein beliebter Snack bei den Nachfahren der Maya.
Die Wassermelone ist ein beliebter Snack bei den Nachfahren der Maya. © Getty Images/Perspectives | Peter Langer

Als die Spanier im 16. Jahrhundert begannen, den Kontinent zu erobern, befand die Hochkultur sich bereits in Auflösung. Gründe dafür könnten Kriege oder Versorgungsschwierigkeiten durch Dürre sein. Zeugnisse der Kultur sind nicht nur Reste von Siedlungen, Schriftzeichen, Keramikfunde, Malereien an Gebäuden und die Nachweise eines hoch entwickelten Kalenders und der besonderen Stärke in Mathematik, sondern zum Glück noch einige Millionen Menschen, Indigene und Mestizen, die sich als Nachfahren der Maya bezeichnen. In Mexiko sind es die Maya­than, Tzeltal und Tzotzil, die in ihren Gemeinden noch ihre Traditionen pflegen.

Aus der Zeit der klassischen Maya-Periode stammen zum Beispiel die Ausgrabungen von Cobá. Die Siedlung befindet sich mitten im Regenwald, die zahlreichen Besucher können im angenehmen Schatten von einer Stätte zur nächsten wandern. Mehrere Tempel und rituelle Plätze sowie gemauerte Wege, sogenannte Sacbeob, sind zu besichtigen. Aufmerksamkeit erregen die steingepflasterten Ballspielplätze und deren Bedeutung: „Wir wissen es nicht genau. Aber wir vermuten, dass die Maya nicht nur zum Vergnügen Ballspiele veranstalteten. Es war wohl eine Art ­Ritual, ein Spiel mit den Gegensätzen – wie Tag und Nacht“, erklärt José.

Mayastätten von Tulum sind ein beliebtes Fotomotiv

Der Kautschukball durfte nicht mit Händen oder Füßen, sondern nur mit Schultern, Hüfte und Ellbogen berührt werden und den Boden nicht berühren. Ziel war es zudem, den Ball möglichst oft während eines Spiels durch einen – immer noch sichtbaren – Steinring zu katapultieren. Angeblich wurden die Verlierer der Spiele anschließend als Menschenopfer die Stufen der Pyramiden hinabgestoßen.

Mitten auf dem Gelände, etwa einen Kilometer vom Eingang entfernt, befindet sich eine 42 Meter hohe Pyramide, der Tempel de Nohoch Muul. 120 hohe Stufen führen hinauf. Viele Besucher klettern dorthin, um Altar und Aussicht zu bewundern. Als eine Schulklasse ausschwärmt, die Spitze zu erklimmen, wirken die Steinformationen überbevölkert und Auf- und Abstieg gefährlich. Man möchte nicht das Schicksal der einstigen Ballspieler erleiden.

Bemerkenswert und beliebtes Foto- und Postkartenmotiv ist auch die Mayastätte von Tulum. „Ist der Ausblick nicht wunderbar? Auch die Maya scheinen den Blick auf das Meer geliebt zu haben“, sagt José. Auf jeden Fall erlaubte die Lage vermutlich beste Aussicht auf die Ankunft feindlicher Boote. Tulum ist die einzige archäologische Stätte der Maya, die sich direkt am Meer befindet. Erbaut wurde die Siedlung gegen Ende der klassischen Periode (ungefähr seit 1200 n. Chr.).

Castillo auf der Klippe direkt über dem Meer

Das heute noch größte erhaltene Gebäude, das Castillo, steht auf einer Klippe direkt über dem Meer der Karibik, umrahmt von Palmen. Eine Holztreppe führt hinunter zum weißen Sandstrand, wo sich viele Besucher tummeln und den Aufenthalt für einen Sprung ins türkisblaue Meer nutzen. „Direkt bei einem Maya-Tempel baden – ist das nicht genial?“, bemerkt der eine oder andere Badegast.

Weitere gut erhaltene Tempel auf dem weitläufigen Gelände sind der Templo del Dios Descendente, der Freskentempel (Templo de las Pinturas) und der Templo del Dios del Viente, ebenfalls direkt am Meer. Auf dem Weg zurück zum Busparkplatz befinden sich noch unzählige Restaurants und Shops. Souvenirs, diverse Abbildungen von Mayagöttern und Opferungen, können hier erstanden werden, wenn man das denn möchte.

Naturschutzgebiete, unterirdische Höhlen und Abenteuerspielplatz

Ein anderer – nicht minderer – Schatz ist die Natur. Das größte Schutzgebiet der ­mexikanischen Karibik und Biosphärenre­servat der Unesco ist Sian Ka’an. Regenwald, Feuchtgebiete, Riffsysteme, Strände, Sümpfe, Cenotes, Mangroven und Dünen sind Heimat Tausender Pflanzenarten, vieler Säugetiere, unter anderem auch von Jaguaren, Tapiren oder Pumas, und unzähliger Wasservögel. Mit einer geführten Tour oder bei Vogelbeobachtungen kann man der Natur auf sanfte Art näherkommen. 20 Mayasiedlungen wurden hier einst entdeckt und können besichtigt werden.

Beliebt bei Schnorchlern und Grotten­tauchern sind die Unterwasserhöhlensysteme Cenotes, die mit Süßwasser gefüllt sind. Entstanden sind sie durch den vorherrschenden porösen Kalkstein, der unterirdische Flüsse und Höhlen entstehen ließ. Das System von Cenote Dos Ojos ist sogar über 80 Kilometer lang.

Playa del Carmen ist Abwechslung von den Strandresorts

Korallenriffe und gute Tauchmöglich­keiten bietet auch die Insel Cozumel, etwa 16 Kilometer vom Festland entfernt. Action und Abenteuer verspricht außerdem der Park Xplor in der Nähe von Playa del Carmen. Mit einem Geländewagen oder Amphibienfahrzeug geht es durch den Urwald, mit einem Floß durch Flüsse und Höhlen, mit der Seilrutsche über die Baumkronen hinweg.

Eine Abwechslung von den Strandresorts und den Kultur- und Naturerlebnissen ist ein Besuch von Playa del Carmen. Das touristische Zentrum von Riviera Maya, einst Fischerdorf, ist lebhaft und bunt und eignet sich bestens für einen tropisch-lauschigen Spaziergang am Strand, vorbei an Hotels und Restaurants, für ein Abendessen oder einen Drink in den vielen Bars, mexikanischen und internationalen Lokalen oder zum Einkaufen.

Souvenirs, Kunsthandwerk bis hin zu H&M- oder Nike-Kleidung findet sich auf der Quinta Avenida, der parallel zum Strand verlaufenden Hauptstraße, so ziemlich alles, was man brauchen oder mitnehmen könnte: farbenprächtige Wandteppiche, Salz- und Pfeffer-Streuer in Form eines Pärchens mit Som­brero, scharfe Chili-Soßen, literweise Te­quila, bunte Hängematten und vieles mehr. Die Händler sind freundlich und neugierig, bieten ihre Waren oder auch Ausflüge zu den Kultur- und Naturstätten an. Ist ja alles vorhanden – Natur, Kultur, Temperatur.

• Tipps & Informationen

Anreise: Von Hamburg nach Cancún z. B. mit Lufthansa über Frankfurt.

Pauschal: z. B. mit ITS ins Hotel Grand Park Royal Cozumel ins Grand Oasis Tulum oder ins Hotel Sandos Caracol Select Club. Tui bringt Gäste z. B. ins Hotel Riu Playacar AI-Hotel am Strand von Playa del Carmen – außerdem ins Riu Palace Riviera Maya, ins Riu Yucatan, oder ins ClubHotel Riu Tequila.

Auskunft: www.visitmexico.com

(Die Reise wurde unterstützt durch das mexikanische Fremdenverkehrsamt.)