Braunschweig. Anbieter von sogenannten Kochboxen liefern portionierte Zutaten für die täglichen Mahlzeiten bis zur Haustür – ein Test.

Am Anfang stand die Bequemlichkeit: Ich wollte mir nicht mehr täglich den Kopf darüber zerbrechen, was ich kochen muss. Ebenso wenig Spaß habe ich dabei, mich durch Rezepte zu wühlen oder einzelnen Zutaten in verschiedenen Supermärkten nachzujagen. Also habe ich zwei Anbieter von Kochboxen getestet, die ihren Abonnenten diese Aufgaben abnehmen.

Bei Kochhaus hat der Nutzer die Wahl zwischen einer vegetarischen, einer normalen und einer Box mit zwei Gängen. Ich nahm die Klassik-Box für zwei Personen in der kleinsten möglichen Menge, zwei Mahlzeiten. Die Firma verspricht die Wahl aus 18 Gerichten bis zum Vortag der Lieferung. Das hält sie ein – zwei Tage später erhielt ich einen Link zu einem Tool, in dem ich die vorgeschlagene Auswahl ändern konnte. Es wurden vietnamesische Pho Ga-Suppe und Granatapfel-Linsensalat mit Curry-Blumenkohl. Ich wählte spontan einen Nachtisch, Apfel-Crumble, hinzu. Alles zusammen kostete 39,60 Euro – viel für zwei Gerichte und Dessert, die erst noch zubereitet werden wollen. Die Zahlung ist nur per Lastschrift möglich.

Wie ich in 15 Minuten

70 Euro für Essen ausgebe

Am ersten Tag nach der Bestellung trudelte überraschend eine Mail mit der Aufforderung ein, ein Formular auszufüllen, mit dem ich der Lieferfirma eine Abstellgenehmigung erteilen sollte. Dabei hatte ich schon einen Abstellort angeben können, eine Gartentruhe, und angenommen, damit sei das erledigt. Weit gefehlt – das sollte mir noch viel Ärger bereiten.

Eine zweite Box bestellte ich bei Hellofresh. Hier gibt es neben einer vegetarischen Variante die Optionen „Überraschung“, kalorienarme Mahlzeiten und solche, die in 30 Minuten zu kochen sind. Ich wählte die Zeitspar-Variante, drei Mahlzeiten für zwei Personen. Inklusive eines Gutscheins für die Erstbestellung kostete das 30 Euro. Zahlen konnte ich per Sepa-Überweisung, Paypal, Kreditkarte und Rechnung. Ich richtete ein Passwort ein und gab auch hier einen Abstellort an. Nur, was hatte ich da überhaupt bestellt? Am Wochenende vor der Lieferung loggte ich mich auf der Internetseite ein und stellte fest, dass ich Hähnchen-Wraps, Burger und asiatisches Risotto bekommen würde. Von den ersten beiden Menüs war ich enttäuscht, hatte ich mir doch etwas einfallsreicheres erhofft, nachdem ich die exotische Auswahl des Konkurrenten kannte. Doch zum Austauschen war es zu spät – das geht nur bis Mittwochabend in der Vorwoche. Ich erhielt den Hinweis, dass für das Wrap-Gericht eine Gurke fehlen wird – sie sei „Opfer extremer Wetterverhältnisse“ geworden“.

Für beide Bestellvorgänge verbrachte ich eine Viertelstunde am Computer – das ist schon einmal ein Zeitgewinn gegenüber dem Selbstüberlegen und Einkaufen.

Ein Paket bleibt auf der Strecke - Stress auch ohne eigenen Einkauf

Der Tag der beiden Lieferungen begann mit großer Vorfreude. Gegen Mittag war es damit jedoch schon vorbei. Der Grund: Eine E-Mail des Lieferanten der Box von Kochhaus. Weil ich nicht anwesend war, wurde das Paket an ein Bekleidungsgeschäft geliefert. Ich war sauer. Das Angeben meines Ablageortes beim Bestellen und das zusätzliche Ausfüllen des Formulares waren umsonst gewesen. Die Kommunikation zwischen Anbieter und Lieferant hatte nicht geklappt. Ich brauchte fast die ganze Mittagspause, um rauszufinden, wo die Box nun genau gelandet war und stieß auf ein Problem: Das Geschäft machte lange vor mir Feierabend.

Ich sah vor meinem geistigen Auge die frischen Lebensmittel dahinfaulen. Schließlich kopierte ich meinen Ausweis, schrieb eine Abhol-Vollmacht, scannte beides ein und schickte es per E-Mail an meinen Freund, der die Box abholen sollte. Auf eine Beschwerde-Mail antwortete eine Mitarbeiterin: „Anscheinend wird das Paket nicht abgestellt, wenn der Fahrer den Ort nicht für sicher empfindet. Da wir Ihr Paket mit Kühlakkus verschicken und es momentan sehr kalt ist, sollte Ihre Lieferung noch durchhalten“.

Dennoch war ich froh, als ich erfuhr, dass das Abholen geklappt hatte. Zu Hause angekommen, lag das andere Paket von Hellofresh wie gewünscht in der Gartentruhe. Der Lieferant von Kochhaus hatte eine Notiz im Briefkasten hinterlassen: „Ich brauche den Zettel.“ Nun, die Abstellgenehmigung hätte eigentlich übermittelt werden sollen.

In den Kochboxen entdecke ich unbekannte Lebensmittel

Als beide Pakete endlich auf meinem Wohnzimmertisch lagen, fühlte ich mich wie an Weihnachten. Die Lebensmittel waren in Papiertüten eingepackt. Kühlwaren wie Fleisch und Butter steckten separat in Kühltaschen. Die enthielten Eis-Gel-Packs und waren mit Holzwolle ausgelegt. Die Tasche von Kochhaus missdeutete ich zunächst als reines Kühl-Pack – nirgends stand, dass sie Lebensmittel enthielt.

Ich glich die Zutaten mit beiliegenden Rezeptkärtchen ab. Bei Kochhaus benötigte ein Gericht und auch der Nachtisch je 15 Gramm Mandeln. Im Paket lag jedoch nur eine Packung. Die Äpfel und eine Schalotte hatten Druckstellen, eine Frühlingszwiebel war welk. Eine Packung Linsen war als Ausweichprodukt deklariert – ich sollte rote bekommen, stattdessen gab es weiße.

Im Hellofresh-Paket fehlte neben der Gurke, von der ich schon wusste, auch ein Mini-Pak-Choi, ein chinesischer Blätterkohl. Die Firma teilte mir am Vormittag der Lieferung per Mail mit, er habe „zu kalte Füße bekommen“ und zog 4 Euro von der Rechnung ab. Ein Joghurt war kaputt gegangen. Besonders neugierig besah ich mir Birkenpilze für das Risotto, die mir bis dato unbekannt waren.

Beide Anbieter hatten die Lebensmittel für die Gerichte exakt portioniert. So lagen ein halber Blumenkohl – wer wohl die andere Hälfte bekommen hat? – 10 Milliliter Sojasoße, 20 Gramm-Butterpäckchen und zwei Sternanis-Kerne in den Paketen. Nach dem Kochen blieb nichts übrig. Öl, Mehl, Salz und Pfeffer wurden als vorhanden vorausgesetzt.

Fast alle Rezepte gelingen - ich scheitere beim Apfel-Crumble

Ich kochte jeden Abend die Mahlzeiten, die mir so portionsgerecht ins Haus geliefert worden waren. Schon am zweiten Tag hätte ich es aus Müdigkeit lieber ausfallen lassen – das wollte ich wegen der frischen Zutaten letztendlich aber doch nicht riskieren.

Den Anweisungen für die vietnamesische Suppe und den Granatapfel-Linsensalat konnte ich problemlos folgen. Allerdings brauchte ich je 40 Minuten statt wie vermerkt 30 zum Kochen. Die Portionen machten satt und schmeckten sehr gut. Nur das Apfel-Crumble misslang: Während ich zusah, dass die Äpfel nicht festkaramellisierten, verbrannten die Teigbrösel im Ofen. Bei den Wraps gefiel mir die Idee, Kokosflocken in die Soße zu geben. Die Tomaten waren aber wässrig. Beim Burger hatte ich wieder ein Zeit-Problem: Die Kartoffelecken waren zu früh fertig. Ob das Rezept noch ausgefeilt werden muss?

Nach der Woche zog ich Bilanz: Alles hatte wunderbar geschmeckt und ich habe neue Gerichte entdeckt. Angenehm war, dass keine Lebensmittel übrig blieben, die ich vielleicht im Kühlschrank vergessen hätte und die dann im Müll gelandet wären. Der Preis in Höhe von 70 Euro für die Zutaten der fünf Mahlzeiten samt Nachtisch erscheint mir jedoch zu hoch. Ich werde mir die Kochboxen nicht noch einmal bestellen – denn sie haben mich zudem einfach zu viele Nerven gekostet.