Berlin. Das Feuerwerk ist für viele der Höhepunkt des Silvesterabends. Wir klären auf über Trends, Hintergründe und wichtige Sicherheitstipps.

Gleißendes Licht, gewaltige Donnerschläge, Knisterregen, Feuerschweife – auch in diesem Jahr wird der Nachthimmel an Silvester ein Spektakel bieten. Laut Schätzungen des Verbands der pyrotechnischen Industrie (VPI) könnten Feuerwerkskörper im Wert von über 130 Millionen Euro in die Luft gehen.

Von den Möglichkeiten heutiger Pyrotechnik konnte man vor rund 1000 Jahren nur träumen, als vermutlich in China das Schwarzpulver entdeckt und die ersten Feuerwerkskörper entwickelt wurden. Damals ging es lediglich darum, laut zu knallen. Heute reicht das explosive Angebot von Böllern aller Größe über Fontänen, Römische Lichter, Raketen bis hin zu Feuertöpfen.

Batterie- und Verbundfeuerwerke werden beliebter

Vor allem Batterie- und Verbundfeuerwerke erfreuen sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit. Dabei werden mitunter Dutzende kleiner Abschussrohre zu Batterien zusammengefasst, die – einmal angezündet – nacheinander ihre Effekte abfeuern. Verbundfeuerwerke bündeln gleich mehrere solcher Batterien – die größten Exemplare veranstalten ein mehr als fünfminütiges Spektakel. „Mittlerweile hat der Umsatz von Batterien und Verbundfeuerwerken bei uns sogar den von Raketen leicht überholt“, bestätigt Oliver Gerstmeier vom Feuerwerkshersteller Weco. Der deutsche Marktführer sei das einzige Unternehmen in Europa, das noch zu wesentlichen Anteilen auch hier fertige und entwickle.

Doch auch die klassische Silvester-Rakete sei nach wie vor beliebt – der grobe Aufbau seit trotz ständiger Entwicklung seit Jahren gleich: Ein Treiber befördert die Rakete in den Himmel, am Zenit ihres Flugs wird die Effektladung gezündet. „Der Treiber oder Raketenmotor funktioniert eigentlich wie bei den großen Weltraumraketen: Beim Verbrennen des Treibstoffs entstehen heiße Gase, die durch eine Düse an der Unterseite herausgedrückt werden. Der so entstehende Schub befördert die Rakete vorwärts“, erklärt Gerstmeier.

Silvesterraketen fliegen bis zu 90 Meter hoch

Im Unterschied zu den Vorbildern für Nasa und Co besteht der Motor bei der Silvesterrakete allerdings nur aus einer Pappröhre, die an der Unterseite verschlossen ist – bis auf eine kleine Öffnung, die Düse. Darüber ist Schwarzpulver verpresst, das nach dem Entzünden der Lunte von unten nach oben abbrennt und die Rakete in den Himmel schießt. Gerstmeier ergänzt: „Je nach Fertigungsverfahren des Motors fliegt die Rakete 40 bis 50, teilweise auch bis zu 90 Meter hoch.“ Im Profibereich verglühe das Feuerwerk oft in mehr als der doppelten Höhe.

Direkt über dem schmalen Raketenmotor sitzt der größere, bunt bedruckte Pappmantel der Rakete samt Plastikkappe. Darin stecken der Effekt – und oftmals auch viel Luft. Denn in Deutschland dürfen frei verkäufliche Raketen nur 20 Gramm Treib- und Effektsatz beinhalten, maximal zehn davon für den Effekt. Viel zu wenig also, um die oftmals voluminösen Raketenkörper auszufüllen – größer heißt hier also nicht gleich besser. Der Effekt ist heute oft als sogenanntes Bömbchen ausgeführt: Ist die Treibladung bis zum oberen Ende durchgebrannt, entzündet sie dort eine mittig angebrachte Zerlegerladung, die die einzelnen Effektbestandteile auseinander sprengt. So entsteht dann das typische Leuchtbild am Himmel.

Chemie sorgt für die richtigen Leuchteffekte

Diese bunten Spuren, die man dann am Himmel sieht, sind meist sogenannte Sterne, in größerer Ausführung auch Kometen genannt. Dabei handelt es sich um kleine Pulverkörper, die je nach Herstellungsprozess als Kügelchen, Würfel oder Zylinder geformt sind und beim Entzünden farbig abbrennen. Welche Farbe sie haben, ob sie dabei einen Schweif an den Himmel ziehen, besonders hell leuchten oder knistern, hängt von den verwendeten Chemikalien ab: „Aluminium zum Beispiel sorgt für weiße oder silberne Funken, Kupferverbindungen für blaue und Natriumverbindungen für orange-gelbe Farben“, erklärt Gerstmeier. „Und für Gold benutzt man Holzkohle.“

Silvester wird kalt und trocken

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    Je nach Anordnung der Sterne im Bömbchen lassen sich damit sogar Figuren an den Himmel zaubern – bei in Deutschland frei verkäuflichen Raketen sei das aber unüblich. „Für Figurenbömbchen bleibt bei den erlaubten zehn Gramm Effektsatz einfach kein Spielraum“, sagt Gerstmeier. „Da brauchen Sie schon eine Bombe mit 125 Millimetern Durchmesser – erst ab dieser Größe haben die Figuren dann auch eine gewisse Standzeit am Himmel“, sagt Gerstmeier.

    Profi-Feuerwerk kann Tausende Euros kosten

    Das schlägt sich dann natürlich auch im Preis nieder: Während eine Rakete für Endverbraucher zwischen einem und drei Euro koste, liegen die Preise für kleine Bomben in der professionellen Pyrotechnik laut Gerstmeier zwischen 10 und 50 Euro, große Kaliber mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern können auch schon einmal 250 Euro pro Knall kosten. Selbst bei einem kleinen Profi-Feuerwerk summierten sich die Kosten auf mindestens 2500 bis 3000 Euro, ein echtes Großfeuerwerk könne aber auch die 100.000 Euro-Marke überschreiten, so Gerstmeier.

    Die Profis nutzten statt Raketen übrigens fast ausschließlich Mörserrohre. „Bei professionellem Feuerwerk müssen Position und Steighöhe der Bomben genau stimmen, das wird sekundengenau von Computern orchestriert – Raketen sind da einfach zu ungenau.“