Berlin. Die Einsatzmöglichkeiten für Diätassistenten sind vielfältig. Die Fachleute für Ernährung arbeiten in Kliniken, Schulen und in Praxen.

„Beim Essen gibt’s für mich keine Verbote“, sagt Lisa-Marie Hornig. „Ob Süßigkeiten oder Fettes – ich esse worauf ich Lust habe“, versichert sie. Auf die Menge komme es an. Die 24-Jährige hat bewusste Ernährung zu ihrem Beruf gemacht.

Nach ihrem Abitur absolvierte Lisa-Marie Hornig die dreijährige Ausbildung zur Diätassistentin an der Gesundheitsakademie der Berliner Charité. Als Praktikantin arbeitete sie sechs Wochen lang in der Diätassistenz des Deutschen Herzzentrums Berlin. „Da hat es mir sofort gefallen“, erzählt sie.

Nach ihrem Abschluss bewarb sie sich unter anderem auch dort – und erhielt eine Zusage. Heute ist Hornig beim Catering-Unternehmen Aramark beschäftigt, das die Patienten des Herzzentrums, aber auch dessen Personal- und Besucherrestaurant mit Essen versorgt.

Einmaleins der Ernährung

Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß – im kleinen Einmaleins der menschlichen Ernährung kennt sich die Diätassistentin bestens aus. Sie weiß, welcher Nährstoff in welcher Konzentration in welchem Nahrungsmittel zu finden ist. Das muss sie auch.

Denn jeder Patient hat einen individuellen Bedarf an Energie und Nährstoffen. Darum wird für jeden ein Ernährungs- beziehungsweise Diätplan aufgestellt. Das soll Therapie und Heilung unterstützen. Als Beschäftigte des Küchenbereichs organisiert und überwacht Lisa-Marie Hornig die Produktion der Speisen oder bereitet sie mit zu.

Kostform mit den Ärzten abstimmen

Den Kontakt zu Patienten findet sie wichtig. „Ich bin etwa einmal monatlich auf der Station“, erzählt Hornig. Patienten, die längerfristig im Herzzen­trum sind, besucht sie auch zwischendurch, um zu fragen, ob es ihnen schmeckt oder welche Speisen sie gern essen würden. „Wenn ich die Wünsche der Patienten weiß und sie umsetzbar sind, übermittle ich sie den Kollegen in der Küche.“ Änderungen der Kostform werden generell immer mit den Ärzten des Zentrums abgestimmt.

Doch nicht nur Patienten pflegen bestimmte Essgewohnheiten. Auch die Ernährungsfachleute selbst haben ihre Vorlieben. Wenn jemand jedoch ein Lebensmittel generell ablehnt, ihm die Leidenschaft fürs Kochen und Essen fehlt, ist er falsch in dem Beruf.

Kann Hornig sich Vegetarier oder Rohköstler in der Diätassistenz vorstellen? „Das ist schwierig zu vereinbaren“, sagt sie. „Denn zur ausgewogenen Ernährung gehört halt auch mal Fleisch und Fisch dazu.“ Als Diätassistent müsse man bereit sein, jedes Lebensmittel wenigstens zu probieren, um zum Beispiel die Konsistenz und den Geschmack beurteilen zu können.

Sie sind Mittler zwischen Ärzten und Patienten

In der Klinik ist der Diätassistent – meistens eine Diätassistentin – Mittler zwischen dem Mediziner und dem Patienten. Das bedeutet Teamarbeit. Monatlich veranstalten die Diätassistenten im Herzzentrum Workshops für das Klinikpersonal. Themen sind beispielsweise Ernährung bei Diabetes oder welche Größe Essensportionen haben sollten.

„Wir haben hier seit vier Jahren ein Ernährungsteam“ sagt Marion Bohl, die Leiterin der Diätassistenz am Herzzentrum. „Neben einem Mediziner und einer speziell ausgebildeten Pflegekraft gehören Diätassistenten aus der Küche, dem Service und der Leitung zu diesem Team.“ Das Team sei Ansprechpartner bei Ernährungsproblemen und in der Ernährungstherapie.

Die 60-Jährige arbeitet seit 1976 in ihrem Beruf als Diätassistentin. Nicht nur den Patienten bringe die diätische Betreuung und Beratung etwas, ist ihre Erfahrung. Auch das Personal ernähre sich bewusster. „Ich hatte jüngst nach 20 Jahren erst wieder eine Krankschreibung“, erzählt Marion Bohl. „Und unsere Diätassistenten haben im Vergleich zu anderen Mitarbeitern einen geringeren Krankenstand.

Weiterbildung zur medizinischen Ernährungsberaterin

Eva Siebenhüner ist seit 13 Jahren Diätassistentin. Sie hat eine Weiterbildung zur medizinischen Ernährungsberaterin absolviert und arbeitet auf dem Campus Virchow-Klinikum der Charité. „Nach meiner Ausbildung war ich zunächst in einer Reha-Klinik in Nordfriesland“, erzählt sie. „Als Berufsanfänger sollte man flexibel sein.“ Der Einsatz in einer Reha-Klinik sei ein sehr gutes Sprungbrett, um im Beruf Fuß zu fassen, findet Siebenhüner.

Nun berät sie Patienten in stationärer und ambulanter Behandlung. Diese kommen zum Beispiel wegen Störungen des Fettstoffwechsels oder wegen Diabetes ins Virchow-Klinikum. Auch Menschen nach einer Organtransplantation oder anderen Operationen brauchen mitunter eine spezielle, ärztlich verordnete Diättherapie. „Ziel ist, mit einer optimierten Ernährung dazu beizutragen, dass sich zum Beispiel Laborwerte oder die Lebensqualität verbessern oder Mangelernährung ausgeglichen wird“, erklärt die 36-Jährige.

Kritische Haltung zu Nahrungsergänzungsmitteln

Dem Thema Vitamine und Mineralien aus der Packung stehen viele Diätassistenten kritisch gegenüber. „Auf dem Markt gibt es viele Sachen, die zu hinterfragen sind“, sagt beispielsweise Nancy Michaelis. „Präparate zur Nahrungsergänzung gehören dazu. Meist kann man einen Mangel mit richtiger Ernährung auffangen.“

Michaelis hat ihr Diplomstudium Ernährungswissenschaft an der Uni Potsdam vor fünf Jahren abgeschlossen. „Wir waren der letzte Diplom-Jahrgang. Jetzt kann man dort seinen Bachelor und Master machen.“ Viele Kommilitonen hätten gleich nach dem Abschluss promoviert, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Absolventen der Ernährungswirtschaft konkurrieren mit Bewerbern aus der Lebensmitteltechnologie und der Biochemie.

Wer selbstständig ist, muss seine Nische finden

Nancy Michaelis arbeitet selbstständig in ihrem Beruf. Die 36 Jahre alte Mutter einer Tochter (11) ist in Grundschulen unterwegs, um mit Kindern einen „Ernährungsführerschein“ zu machen. „Es gibt wirklich Schüler, die kommen statt mit einem gesunden Schulbrot mit einem Lolli oder einer Tüte Chips als Frühstück zur Schule“, erzählt sie.

In Theorie und Praxis versucht sie, den Kindern dann nahezubringen, wie wichtig es ist, den Magen nicht nur mit Süßigkeiten zu füllen. „Ich bekomme immer wieder Feedback von Lehrern und Eltern, dass Kinder durch meinen Besuch in der Schule plötzlich Vollkornbrot oder Gemüse essen“, erzählt sie. Über solche Rückmeldungen freut sich Nancy Michaelis.

Wenn die Selbstständigkeit auch manchmal „Klinken putzen“ bedeute, so funktioniere sie doch gut, sagt Michaelis. Einige Schulen würden sie jedes Jahr wieder anfragen. Außer der Ernährungsbildung in Schulen berät sie auch Erwachsene bei Themen wie gesundes Abnehmen und Ernährung im Alter. „Zusätzlich bin ich bei einer ambulanten Intensivpflege als Ernährungsberaterin tätig“, sagt Michaelis.

Hotelkauffrau und Ernährungstherapeutin

Mit einer Praxis für Ernährungstherapie und Ernährungsberatung steht auch die Ernährungswissenschaftlerin Heike Berger auf eigenen Füßen. Sie firmiert unter dem Motto „lebenswert essen“. Vor ihrem Studium hat sie eine Ausbildung zur Hotelkauffrau abgeschlossen. „Das hat ja auch ein bisschen was mit Essen zu tun“, sagt sie lachend. Um sich für die Arbeit als Beraterin zu qualifizieren, ließ sie sich bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ausbilden.

Damit ist Berger Anlaufpunkt für Menschen, die ein normales Verhältnis zum Essen und zum Gewicht verloren haben oder die krankheitsbedingt eine spezielle Ernährung brauchen. Übergewicht, Diabetes, Magersucht und Bulimie zählen zu ihren Schwerpunkten.

Nicht nur Beratungsgespräche und Kurse gehören zu ihrem Praxisangebot, künftig soll es auch Kochkurse geben. Heike Berger will bei dem, was sie sich aufgebaut hat, aber nicht stehen bleiben. „Das Schöne an diesem Beruf ist, dass man sich ständig weiterbilden muss.“