Wolfsburg. Eine App will Depressive davor bewahren, sich das Leben zu nehmen – ihr Namensgeber ist Torwart Robert Enke.

Vor sieben Jahren, am 10. November 2009, nahm sich der Nationaltorwart Robert Enke das Leben. Seine Frau Teresa beschäftigt dieser Tag noch heute: „Hätte ich gewusst, wo mein Mann war, hätte ich ihm vielleicht helfen können“, sagt sie in einem Video. Robert Enke litt unter Depressionen, die ihn in den Suizid getrieben haben. Um depressiven Menschen zu helfen, hat die Stiftung zum Gedenken an den Fußballer aus Hannover mit Unterstützung des Deutschen Fußball-Bunds und der Bundesliga vor kurzem die sogenannte Enke-App veröffentlicht.

Ihr Ziel: „Depressionen aus der Tabuzone holen, über die Krankheit aufklären und depressiven Menschen einen Hilferuf ermöglichen.“ Das sagte Teresa Enke bei der Vorstellung der App im Oktober. Rund 6,7 Millionen Menschen leiden nach Erhebungen der Robert-Enke-Stiftung in Deutschland an Depressionen. Es gibt verschiedene Hilfsangebote, aber eben keine App.

Die zentrale Funktion der Enke-App, die im App-Store und bei Google Play kostenlos herunterladbar ist, ist der SOS-Knopf, der einen Hilferuf an eingetragene Verwandte oder Bekannte rausschickt.

Einen ebensolchen Hilferuf hätte sich auch Teresa Enke gewünscht. Um bei ihrem Mann zu sein. Um zu wissen, dass es ihm gerade schlecht geht. Und um ihm helfen zu können.

„Robert Enke konnten wir nicht retten. Dich schon.“ Das ist das Motto der Anwendung. Im SOS-Bereich ist deshalb die direkte Durchwahl einer Beratungsstelle hinterlegt. Tilman Zychlinski von der Robert-Enke-Stiftung erklärt: „Im Ernstfall sind Betreuer da, die sich um den Suizidgefährdeten kümmern und Polizei und einen Krankenwagen losschicken können.“ Manko dieser zusätzlichen Hilfsfunktion: Wer sie nutzen möchte,

muss monatlich immerhin 2,49 Euro als In-App-Kauf bezahlen.

Ein weiteres Standbein der Enke-App: Sie will über das Krankheitsbild Depression aufklären. „In einem Informationsbereich werden zum Beispiel die Grundlagen der Krankheit erläutert und verschiedene Fakten vorgestellt“, beschreibt Zychlinski.

Im interaktiven Teil der Anwendung können sich Nutzer auch selbst testen. Könnte auch ich an Depressionen erkranken? Einen Hinweis darauf bietet ein Depressionstest. Ein Moodtracker, zu Deutsch Stimmungs-Barometer, dient dazu, das eigene Befinden über einen längeren Zeitraum zu überprüfen.

Über 25 000 Mal wurde die Enke-App bereits heruntergeladen. „Wir sind froh, dass das Thema Depression salonfähiger wird“, freut sich Zychlinski über den Erfolg. Vor wenigen Jahren noch seien Sportler, die wegen ihrer Depressionen keine Leistungen mehr brachten, als schwach verunglimpft worden.

„Dass so etwas nie wieder passiert, dafür setzen wir uns ein.“ Mittlerweile würden auch im Spitzensport psychische Erkrankungen genauso ernst genommen werden wie etwa Kreuzbandrisse oder Erkältungen. Zychlinski: „Es ist jetzt anerkannt, dass du mit Depressionen auch wirklich krank bist.“