Wolfsburg. Der Sozialpädagoge Axel Pieper erklärt, was die Krankheit ausmacht und wie Betroffenen geholfen werden kann.

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Antriebslosigkeit, innere Leere, negatives Selbstbild – all das sind Anzeichen für eine Depression. Was können Betroffene tun? Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Darüber sprach Axel Pieper, Diplom-Sozialpädagoge und systemischer Familientherapeut der Kontakt-und Informationsstelle für Selbsthilfe des Kreisverbands Wolfsburg des Paritätischen Wohlfahrtverbands, mit Anna K. Waiblinger.

Herr Pieper, woran lässt sich eine Depression erkennen?

Es gibt verschiedene Symptome, die auftreten können, aber nicht müssen. Depressionen ähneln einer Verstimmung und äußern sich durch negatives Denken und Fühlen – aber sie gehen nicht einfach so wieder weg. Der Alltag, privat wie beruflich, kann darunter leiden. Wer sich länger als sechs Monate am Stück nicht gut fühlt, sollte einen Arzt aufsuchen.

Woher kommen Depressionen?

Die Krankheit hat verschiedene Faktoren, die in Kombination vorhanden sein müssen: Nebst einer genetischen Veranlagung sind auch frühkindliche Erfahrungen ausschlaggebend für die Entstehung.

Wie lassen sie sich behandeln?

Wichtig ist, dass ein Arzt zuerst überprüft, ob die Verstimmungen vielleicht körperliche Ursachen haben – auch Magen-Darm-Infekte können sich psychisch auswirken. Echte Depressionen können dann in einer Kombination aus Psychotherapie und Selbsthilfegruppe am Besten behandelt werden. Auch Medikamente können unterstützend eingesetzt werden – sie sollten aber nur eine Übergangslösung sein. Die Psychotherapie dient der Analyse der Probleme. In Selbsthilfegruppen, wie sie etwa unsere Kontakt- und Informationsstelle vermittelt, können sich die Betroffenen untereinander austauschen. Das hilft, um sich gegenseitig aus schwierigen Situationen zu helfen – indem zum Beispiel einer sagt: Folgende Situation habe ich so und so gelöst.

Sind Depressionserkrankungen gesellschaftlich akzeptiert?

Jein. Es ist tatsächlich so, dass viele Depressive lieber von einem Burn-Out sprechen, weil sie dann zu ihrer Krankheit beigetragen haben. Außenstehenden fällt es schwer zu begreifen, weshalb Menschen ohne offensichtlichen Grund völlig antriebslos sind.

Was halten Sie von der Enke-App?

Ich denke, dass sie im Ernstfall durchaus nützlich sein kann. Wichtig ist aber, dass die Menschen, die als Notfallkontakt hinterlegt sind, um die Krankheit des Betroffenen wissen.