Berlin. Kostenlose Streamingangebote von Sportereignissen boomen. Wir erklären, wer hinter den Webseiten steckt und warum sie Risiken bergen.

Wer jedes Spiel der Fußball-Bundesliga oder die spannendsten Begegnungen der Champions League live im TV verfolgen will, muss in Deutschland ein Abo beim Pay-TV-Anbieter Sky abschließen. Je nach gewünschter Option kostet das mindestens 25 Euro pro Monat, eine beachtliche Summe.

Da wundert es kaum, dass immer mehr Menschen die Spiele einfach im Internet kostenlos per illegalem Video-Stream schauen. Sky schlägt jetzt Alarm: Die „hochwertige TV-Berichterstattung“ sei in Gefahr – außerdem unterstützten Nutzer durch den Besuch der illegalen Seiten die organisierte Kriminalität, so ein Sky-Sprecher. Wer steckt hinter den Streams, und ist die Nutzung illegal? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

• Ich schaue nur ab und zu „Sportschau“ – worum geht es eigentlich?

In Deutschland werden die Lizenzen für Fußballübertragungsrechte teuer gehandelt. Wer welche Spiele und wie viel davon zeigen darf, ist hier klar geregelt – und von TV-Sendern und Internetportalen jeweils teuer erkauft. Allein die Klubs der ersten Bundesliga verdienen in diesem Jahr rund 673 Millionen Euro für TV-Übertragungsrechte. Den Löwenanteil der Bundesliga-Lizenzen hält aktuell Sky – und muss diese Investition mit ausreichend verkauften Abos finanzieren. Kostenlose (illegale) Alternativen stellen deshalb ein großes Problem für das Unternehmen dar.

• Wie groß ist der finanzielle Schaden?

Die genaue Zahl der illegalen ­Streams und ihrer Zuschauer ist nicht bekannt – dementsprechend können weder Sky noch die Deutsche Fußball Liga (DFL) den Schaden genau beziffern. Experten schätzen aber, dass Klubs, Profi-Ligen und Sendern durch illegale Live-Streams pro Saison Einnahmen in mehrstelliger Millionenhöhe entgehen.

• Wie funktioniert das Geschäftsmodell von illegalen Streams?

Wissenschaftler der Katholieke Universiteit Leuven in Belgien haben sich Anbieter illegaler Sport-Streams genau angeschaut und diese empirisch untersucht. Grob lassen sich die Beteiligten der Studie zufolge in drei Gruppen einteilen.

Die erste Gruppe sind die sogenannten „Channel Provider“. Diese greifen das geschützte Videosignal – etwa von Sky – ab und stellen es über einen Medien-Server anderen frei zur Verfügung. Die zweite Gruppe sind sogenannte „Aggregatoren“. Sie sammeln all die Links zu den Streams ein und stellen sie zu einem Katalog auf einer einzigen Webseite zusammen. Auf diesen Aggregatoren-Webseiten landet üblicherweise auch der Nutzer und sucht sich dort den gewünschten Stream heraus.

Die dritte Gruppe schließlich sorgt fürs Geld: Werbe-Netzwerke. Sie bieten verschiedene Werbebanner an, die für Einnahmen sorgen. „Channel Provider“ setzen dabei auf sogenannte Overlay-Werbung, also Anzeigen, die direkt im Video über das Bild gelegt werden. Aggregatoren schalten darüber hinaus aggressiv Werbung auf ihrer Seite – oft müssen Nutzer sich dann erst mehrmals weiterklicken, bis sie beim eigentlichen Sport-Stream landen.

• Welche Risiken birgt die Nutzung?

Meist werben unseriöse Anbieter auf illegalen Portalen. Über Fake-Knöpfe und andere Tricks wird unbedarften Nutzern so oft Schadsoftware untergeschoben. Die Forscher aus Leuven fanden bei ihren Untersuchungen „Schadsoftware-Verteilung, bösartige Browser-Erweiterungen, Overlay-Werbung und viele Arten von Betrugsversuchen, die Nutzer sowohl ihre persönlichen Daten kosten als auch einen finanziellen Schaden verursachen können“, wie sie in ihrem Fachaufsatz schreiben. Unter den 23.000 analysierten Live-Stream-Seiten sei davon jede zweite betroffen gewesen, so die Forscher.

• Mache ich mich strafbar, wenn ich illegale Sport-Streams schaue?

Bei Live-Streams, die nur empfangen werden und den PC des Betrachters nicht gleichzeitig zum Weiterverteilen der Videodaten nutzen, ist das Anschauen nach Ansicht von IT-Rechtsexperte Christian Solmecke legal. Beim Streaming entstehe nämlich keine unerlaubte Kopie im Sinne des Gesetzes. „Illegal sind aber P2P-Broadcasting-Dienste wie zum Beispiel SopCast. Sobald der Nutzer eine solche Übertragung streamt, leitet er gleichzeitig das Sky-Signal weiter und verbreitet damit an andere User urheberrechtlich geschützte Inhalte“, sagt Anwalt Solmecke. Solche P2P-Dienste erkennt man in der Regel daran, dass zur Nutzung ein Programm installiert werden muss.