Düsseldorf. Wenn wir in der kalten Jahreszeit falsch lüften, kann Schimmelbefall die Folge sein. Hygrometer können dabei eine große Hilfe sein.

Schimmel ist eklig – und doch laden wir den Pilz quasi ein, sich im Winter bei uns zu Hause breitzumachen. Denn mit zu hoher Luftfeuchtigkeit im Zimmer, wenn wir falsch lüften, bieten wir ihm perfekte Wachstumsbedingungen. Dabei ist die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit so einfach: Hygrometer sind kleine Geräte, die die Werte im Haus messen und überwachen.

Der Bundesverband Schimmelpilzsanierung (BSS) in Düsseldorf hat einige Geräte ein Jahr lang getestet. Die Ergebnisse liegen nun vor und sind zum Teil überraschend: Zu den Testsiegern gehören Geräte für unter zehn Euro. „Und selbst das schlechteste digitale Hygrometer aus dem Test ist für den Hausbereich immer noch gut genug“, erklärt BSS-Vorsitzender und Testinitiator Wolfgang Lorenz.

Zunächst unterzog der Verband acht digitale und fünf analoge Hygrometer in Baumarktqualität einem Praxistest. Außerdem war ein analoges Profigerät für den Laboreinsatz dabei. Diese Geräte kosten zwischen etwa sechs und 125 Euro. Die Messwerte kontrollierten die Prüfer mit einem Profimodell, das in einem Prüfinstitut kalibriert und ständig mit einem weiteren Gerät verglichen wurde. Nach der ersten Testreihe wurden von den besten und schlechtesten Geräten zwei weitere gekauft – um sicherzustellen, dass erste Ergebnisse kein Zufall sind.

Minimale Abweichung beim Testsieger

Am besten schnitten die digitalen Modelle ab: Der Testsieger hatte lediglich eine Abweichung von maximal 0,4 Prozent bei der relativen Feuchte, das schlechteste Gerät von 4,4 Prozent. „Hier sind die Abweichungen so gering, dass sie irrelevant ist“, sagt Lorenz. Bei den analogen Geräten war das eine Profigerät im Test mit 2,9 Prozent Abweichung das Beste. Die schlechtesten Modelle zeigten Unterschiede von bis zu 17 Prozent – „was ein Problem ist“, betont der Sachverständige. Denn: Die Luftfeuchtigkeit im Haus sollte nach üblicher Expertenansicht zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Lorenz, der in Gebäuden Schimmelbefall untersucht, sagt sogar: „Ich empfehle, im Winter bei geringen Außentemperaturen weniger als 50 Prozent Luftfeuchte einzuhalten, 40 Prozent sind besser.“

Abweichende Werte von zehn bis 17 Prozent machen also einen deutlichen Unterschied. Zumal die von draußen durchs Lüften ins Haus geholte frische Luft bei Außentemperaturen von unter zehn Grad noch etwa 30 bis 35 Prozent Luftfeuchtigkeit hat. Das Schimmelproblem ist aber nicht nur ein Winterthema, denn die Sporen von Schimmelpilzen befinden sich immer und überall in der Luft. Aber um wirklich gut wachsen zu können, brauchen sie Feuchtigkeit. „Dem Schimmel reicht dauerhaft eine hohe Luftfeuchtigkeit von mehr als 80 Prozent, die sich bei geschlossenen Fenstern im Winter leicht an den Wänden eines Raumes aufstaut“, erklärt Udo Schumacher-Ritz vom Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau (VQC) in Göttingen.

Messgerät am besten in Raummitte

Die Luftfeuchtigkeit ist dabei nicht an jeder Stelle in einem Zimmer gleich hoch. „Wenn in der Raummitte 24 Grad und eine relative Luftfeuchte von 60 Prozent herrschen, dann sind das an den kalten Außenwänden des Zimmers 20 Grad und eine höhere Luftfeuchte“, erklärt Schumacher-Ritz. Er rät dazu, Hygrometer in der Raummitte etwa auf einer Kommode oder einem Regal aufzustellen. Schuld an den Unterschieden ist die Bewegung der Luft, wenn es im Freien kälter ist als im Gebäudeinneren – dafür braucht es nicht mal Minusgrade. Es reicht schon eine Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur von zehn Grad. Strömt dann die aufgeheizte Luft im Zimmer wie durch ein Sieb durch die Außenwand oder gar durch ein Wärmeleck ins Freie, setzt sie aufgrund des Temperaturgefälles ihre Feuchtigkeit in Wandnähe ab. Denn in der Kälte kann sie weniger Feuchtigkeit mit sich tragen.

Wie stark die warme Luft durch die Wand entweichen kann, hängt vom Baustoff ab. Eine hohe Wärmeleitfähigkeit haben laut Schumacher-Ritz etwa Vollziegel, Beton oder Stahl. Wird diese aufgestaute Luftfeuchtigkeit an der Wand dann über längere Zeit nicht gut weggelüftet, kann Schimmel wachsen. Im Winter sehe man das vor allem gut an den oberen Zimmerecken, wo sich die Luft trotz Lüftens grundsätzlich eher staut, erklärt Schumacher-Ritz.

Schimmelbefall droht bei Ignoranz

Panik muss man aber wegen leicht überschrittener Hygrometerwerte nicht gleich haben: „Die Fachwelt geht davon aus, dass Schimmel zum Wachsen 80 Prozent Luftfeuchtigkeit über sechs Tage bei täglich sechs Stunden braucht.“ Wer jedoch dauerhaft zu wenig lüftet, riskiert den Schimmelbefall.

Lorenz betont daher, dass Hygrometer grundsätzlich bei der Einschätzung helfen, wann das Lüften zwischendurch sinnvoll ist. „Man braucht das Gerät auch oft nicht für immer, sondern man entwickelt nach und nach ein Gefühl dafür, wann man lüften muss“, betont Lorenz. Und man selbst tue sich damit auch etwas Gutes, sagt Schumacher-Ritz: „Bei einer relativen Luftfeuchte zwischen 45 und 60 Prozent fühlen wir Menschen uns wohler.“

Zu den Testsiegern gehören bei den digitalen Hygrometern TFA Moxx, Huger, Troctec T 200 und Troctec BZ 05. Bei den analogen Geräten waren es TFA Raumklima und Lufft Klimamesser.