Berlin. Bilder von brennenden Smartphones verunsichern Verbraucher weltweit. Stellen moderne Energiespeicher ein Risiko dar? Wir geben die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Für den koreanischen Konzern ist es ein Desaster: Dutzendfach entzündete sich dessen Flaggschiff-Smartphone Galaxy Note 7 und verwandelte sich von einem teuren Gerät innerhalb von Sekunden zu einem Häufchen Hightech-Schlacke. Schuld ist ein bisher nicht näher benanntes Problem mit den hoch entwickelten Lithium-Ionen-Akkus der Geräte. Energiespeicher desselben Typs sorgten in der Vergangenheit schon dafür, dass sogenannte
Hoverboards aus China wegen Brandgefahr bei manchen Airlines nicht transportiert werden durften. Millionen Verbraucher sind nun verunsichert: Stellen auch andere Elektrogeräte mit Batterie ein Brandrisiko da? Und wie sollte man im Brandfall reagieren? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist überhaupt ein (Lithium-Ionen-)Akku?

Als Akku – kurz für Akkumulator – bezeichnet man einen wiederaufladbaren Speicher für elektrische Energie. Dabei wird beim
Laden elektrische Energie in chemische umgewandelt. Im Wesentlichen bestehen Akkus aus zwei Elektroden (Anode und Kathode) sowie einem Elektrolyt, das beide umgibt und in dem Ionen von einem Pol zum anderen wandern können. Die genauen Akku-Typen werden danach unterschieden, welche Metalle und Chemikalien für Elektroden und den Elektrolyt genutzt werden. Wer etwa eine typische, wiederaufladbare AAA-Batterie (wie sie in vielen Fernbedienungen steckt) genauer anschaut, entdeckt darauf oft etwa die Abkürzung NiMH. Das steht für „Nickelmetallhydrid“ und bedeutet, dass eine Elektrode aus Nickel und die andere aus einem Metallhydrid besteht. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Materialien, die für Akkus verwendet werden und etliche Formate.

In den vergangenen Jahren kommen in immer mehr Geräten sogenannte Lithium-Ionen-Akkus zum Einsatz. Streng genommen sei das nur ein Oberbegriff, sagt Matthias Baumann, Laborleiter beim Tüv-Rheinland: „Es gibt da etliche Untertypen. Im Handel wird das aber nicht unterschieden.“ Für den Verbraucher sei das im Detail aber auch nicht wichtig, so der Experte. Allerdings erkläre das, warum verschiedene Lithium-Ionen-Akkus sich teilweise unterschiedlich verhalten, sich manche etwa beim Laden leicht erwärmen, andere dagegen eher beim Entladen.

Warum werden zunehmend Lithium-Ionen-Akkus verwendet?

Da gebe es vor allem einen Grund, sagt Tüv-Experte Baumann: „Grundsätzlich spricht eine höhere Energiedichte dafür, Lithium-Akkus zu verwenden. Denn die elektronischen Geräte werden immer kleiner und haben gleichzeitig einen wachsenden Energiebedarf.“ Das bedeutet: In Lithium-Ionen-Akkus kann auf vergleichsweise geringem Platz sehr viel Energie gespeichert werden. Das ist für kleine, leichte Geräte wie Smartphones, Wearables oder Notebooks wichtig. Genauso aber spielt das für Pedelecs oder Elektro-Autos eine entscheidende Rolle.

Diese hohe Energiedichte, die Lithium ermöglicht, hat aber auch einen kleinen Haken: Lithium ist äußerst reaktionsfreudig. Kommt es – etwa durch Beschädigung – zu einem Kurzschluss im Innern des Akkus, kann dieser innerhalb kürzester Zeit sehr heiß werden oder sogar Feuer fangen. Wie heftig diese chemische Reaktion ist, bewiesen in den vergangenen Wochen verschiedene Youtube-Videos, die zeigten, wie Samsung-Smartphones sehr stark qualmten.

In welchen Geräten sind Lithium-Ionen-Akkus enthalten?

Fast alle Geräte mit eingebauter, wiederaufladbarer Batterie enthalten heute Lithium-Ionen-Zellen. „Es gibt fast keine anderen Akkus mehr im Markt“, sagt Matthias Baumann. Mittlerweile dürften in den meisten deutschen Haushalten zahlreiche, teilweise sogar dutzende Lithium-Ionen-Akkus anstandslos ihren Dienst tun. Das betrifft nicht nur Hightech-Geräte wie Smartphones, Fitness-Armbänder, Tablets oder Notebooks. Auch in elektrischen Zahnbürsten, kabellosen Pürierstäben oder Hand-Staubsaugern stecken mittlerweile meist die potenten Energiespender.

Stellen Geräte mit Lithium-Ionen-Akku eine Brandgefahr da?

Hier gibt der Experte klar Entwarnung, Akku-Brände seien äußerst ungewöhnlich: „Man sollte es mit der Angst nicht übertreiben“, sagt Baumann. „Im Normalfall stellen sie überhaupt keine Gefahr dar.“ Eine gewisse Sorgfalt im Umgang mit Akkus sei aber – wie bei den meisten technischen Geräten – geboten.

Wie erkenne ich einen möglichen Defekt?

Ein sich andeutender Defekt sei oft schwer zu erkennen, aufgrund der verschiedenen Unterarten von Lithium-Ionen-Akkus gebe es hier keine einheitlichen Anzeichen.

„Bei manchen Akkus ist es normal, dass sie sich beim Aufladen erwärmen, bei anderen ist eine Erwärmung eher typisch bei einer Entladung. Ein Anzeichen kann aber sein, dass sich die Akkus anders verhalten, als bisher. Entsteht plötzlich beim Laden viel Wärme, obwohl das vorher nicht der Fall war, kann das ein erstes Anzeichen sein.“ Hier sollte man das Gerät beim Laden beobachten und gegebenenfalls tauschen. Sollte sich der Energiespeicher hingegen verformen, muss sofort reagiert werden. „Wenn sich der Akku ausbeult oder aufbläht, ist das ein Alarmzeichen. Das bedeutet, dass etwas im Innern der Zelle gast und irgendwo Wärme entsteht, die nicht entstehen sollte. Das kann so weit gehen, dass der Akku sogar platzt.“

In diesem Falle darf das Gerät auf keinen Fall weiter verwendet werden und sollte umgehend zur Schadstoffsammelstelle gebracht werden.

Wie gehe ich vor, wenn ein Lithium-Ionen-Akku doch mal platzt oder gar brennen sollte?

„Wenn der Akku im Freien Feuer fängt, sollte man ihn am besten auf der grünen Wiese brennen lassen. Innerhalb der Wohnung nicht versuchen, zu löschen, erst recht nicht das Gerät durch die Gegend tragen – diese Akkus verbrennen sehr heiß. Lieber sofort den Raum verlassen und die Feuerwehr rufen“, sagt Baumann. Den verbrannten Rest entsorgt man
bei der Schadstoffsammelstelle.

Ebenfalls Vorsicht ist geboten, wenn ein Akku geplatzt oder ausgelaufen ist. „Die ausgetretene Flüssigkeit, der Elektrolyt, ist wie Benzin zu handhaben. Beim Säubern Schutzhandschuhe tragen, am besten lieber gar nicht anfassen“, erklärt der Tüv-Experte. Auch hier gilt: die Reste keinesfalls in den Hausmüll werfen, sie gehören zum Recyclinghof in den Sondermüll.