Münster. Produzenten sollen billige Ware aus Brasilien einkaufen. Betroffen sind etwa Eigenmarken von Supermärkten.

Mehrere deutsche Supermärkte und Discounter bieten nach Recherchen von Menschenrechtlern Produkte mit Hähnchenfleisch an, das in Brasilien unter sklavenähnlichen Bedingungen produziert werde. Vor allem Eigenmarken der Unternehmen seien betroffen, erklärte die Christliche Initiative Romero am Mittwoch. Namentlich genannt wurden Edeka, Rewe, Lidl und Aldi. Die Unternehmen und deren Produzenten nahmen auf Anfrage zunächst keine Stellung zu den Vorwürfen.

Für die günstigen Chicken Nuggets oder Knusperdinos sei selbstdas Geflügelfleisch aus europäischer Massentierhaltung zu teuer, sagte Romero. Um die Preiserwartungen der Supermärkte und Discounter erfüllen zu können, kauften die produzierenden Betriebe Ware aus Brasilien hinzu. Dort sei in der Geflügelmast und in den Schlachtfabriken ein Akkordmarathon von täglich bis zu 17 Stunden Alltag – zu Löhnen weit unter dem Existenzminimum. Wanderarbeiter, die in den Zuchtbetrieben arbeiteten, würden in Schuldknechtschaft getrieben. „Dieser Skandal hat System: Auf der Suche nach dem billigsten Lieferanten, scheuen Supermärkte und Discounter nicht davor zurück, Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen in der Produktion in Kauf zu nehmen“, sagte Sandra Dusch Silva, Romero-Referentin.

Grundlage der Recherchen war der Organisation zufolge eine Studie des brasilianischen Journalistennetzwerks Repórter do Brasil. In Brasilien werden laut der Initiative Romero jährlich sechs Milliarden Hühnchen geschlachtet. Damit sei das Land zum größten Geflügelexporteur der Welt aufgestiegen.

Für Deutschland gelte Brasilien als wichtigster außereuropäischer Handelspartner vor allem bei verarbeiteten Produkten. epd