Braunschweig. Online-Supermärkte finden mehr Kunden. Doch wie funktioniert der Einkauf im Netz? – Ein Selbstversuch.

Ein Rewe-Mitarbeiter bringt mir die Einkäufe direkt vor die Haustür – auch die schwere Wasserkiste.
Ein Rewe-Mitarbeiter bringt mir die Einkäufe direkt vor die Haustür – auch die schwere Wasserkiste. © privat

Neben der Arbeit als Volontärin bei dieser Zeitung bleibt mir für Alltägliches wie Einkaufen oft keine Zeit. Ich kaufe mehrmals die Woche ein paar Kleinigkeiten auf dem Heimweg nach der Arbeit. Das wird auf Dauer teuer. Es muss doch auch anders gehen. Nicht umsonst bieten immer mehr Supermärkte einen Online-Markt mit Lieferdienst an. 2011 stieg Rewe in das Online-Geschäft ein – Braunschweig ist seit 2014 dabei.

Bei der Schokolade gibt es eine riesige Auswahl auf der Website. Da wird es schnell unübersichtlich.
Bei der Schokolade gibt es eine riesige Auswahl auf der Website. Da wird es schnell unübersichtlich. © Screenshot

Doch funktioniert das wirklich? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Ich habe Rewe-Online in Braunschweig getestet.

Zunächst muss ich mich auf der Website registrieren. Dann kann es losgehen. Rund 10 000 Artikel sind online erhältlich – die gleiche Auswahl wie im Supermarkt. Insgesamt muss ich auf den Mindestbestellwert von 40 Euro kommen. Für eine vierköpfige Familie kein Problem, doch für mich allein ist das gar nicht so einfach.

Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten steige ich langsam durch das System der Seite. Die Produkte sind wie im Laden nach Bereichen sortiert. Ich kann mich mit meinem virtuellen Einkaufswagen vom Obst & Gemüse bis zu den Süßigkeiten klicken. Darunter sind die Produkte verschiedener Sorten und Marken aufgelistet. Allein unter dem Begriff „Tafelschokolade“ gibt es 18 Seiten mit je zehn verschiedenen Artikeln. Da kann man schon einmal den Überblick verlieren. Doch die Liste kann ich nach verschiedenen Faktoren sortieren oder nach konkreten Marken suchen. Da gilt die gleiche Devise wie beim analogen Einkauf: Ein Einkaufszettel sorgt für Struktur und schützt vor Verführung.

Bei der Auswahl von frischem Obst und Gemüse muss ich auf die sorgfältige Auswahl der Rewe-Mitarbeiter vertrauen. Auf der Homepage von Rewe steht zwar, dass man sich bei Beanstandung der Lieferung mit dem Kundenservice in Verbindung setzen soll, um gemeinsam eine Lösung zu finden, doch ob man diesen im Ernstfall in Anspruch nimmt, ist fraglich.

Ich klicke mich weiter durch meinen Wocheneinkauf und finde es sehr entspannt, das ganze nicht schleppen zu müssen. So gönne ich mir eine schwere Kiste Mineralwasser, was ich mir sonst dreimal überlegen würde. Ich stelle fest, dass ich gezielter nach den Produkten suche als im Supermarkt. Dort werde ich oft durch geschickte Platzierung der Ware zum Kauf verführt. Da wandert öfter ein überflüssiger Artikel in den Wagen. Beim Klicken bin ich noch etwas verhaltener, obwohl ich schwer abschätzen kann, wie voll der virtuelle Einkaufswagen bereits ist.

Thomas Bonrath von der Rewe-Group sieht den Online-Handel als Ergänzung zum stationären Handel. „Noch ist dieser Markt übersichtlich in Deutschland, doch mit den veränderten Einkaufs- und Konsumgewohnheiten, Lebens- und Arbeitssituationen nimmt die Bedeutung des Online-Supermarktes zu“, so der Pressereferent.„Den typischen Online-Kunden gibt es nicht“, sagt Bonrath. Von Singles, Familien bis Rentnern seien alle dabei, die ein Smartphone, Tablet oder PC bedienen könnten.

Schließlich habe ich es geschafft. Mein voller Einkaufswagen soll 43,74 Euro kosten. Für mich als Neukunde ist die erste Lieferung kostenfrei. Danach kommen je nach Bestellwert 2,90 bis 4,90 Euro pro Einkauf dazu. Im nächsten Schritt gebe ich meine Liefer- und Rechnungsadresse an. Bei der Zahlung kann ich zwischen Paypal, Kreditkarte, Lastschrift und Kauf auf Rechnung wählen. Anschließend kann ich mir den Liefertermin aussuchen. Am selben und auch am nächsten Tag sind alle Zeiträume zwischen 8 und 22 Uhr bereits ausgebucht. Damit habe ich nicht gerechnet. Ein Spontan-Einkauf kommt also online nicht infrage. Es gibt verschiedene Zeiträume über den Tag verteilt. Ich wähle 8 bis 10 Uhr zwei Tage später. Da ich persönlich den Einkauf entgegen nehmen muss, muss ich sicherstellen, in dem Lieferzeitraum zu Hause zu sein. Nach der Bestätigung der AGB ist mein Einkauf abgeschlossen.

Zwei Tage später um 9.15 Uhr klingelt es an meiner Tür und mein Einkauf ist da. Zum Glück des Lieferanten wohne ich im Erdgeschoss, und er muss die Getränkekiste nicht sehr weit schleppen. Meine 28 Artikel finden ihren Weg in vier Papiertüten und zwei Plastiktüten zu mir. Denn trotz der Gebühreneinführung für Plastiktüten werden frische und tiefgekühlte Produkte in Plastik verpackt. Nach sorgfältiger Prüfung stelle ich fest: Alle Artikel wurden richtig ausgewählt, nichts fehlt oder ist beschädigt. Ob es jedoch noch eine schönere Gurke gab, kann ich natürlich so nicht kontrollieren. Wenn ein Artikel nicht verfügbar ist, bringt der Lieferant ein Ersatzprodukt mit, das man aber nicht annehmen muss.

Laut Bonrath von Rewe sei die wachsende Online-Kundschaft zufrieden mit dem neuen Vertriebskanal. Weitere Supermärkte wie Edeka und Lidl sind mittlerweile auch online vertreten. Rewe ist jedoch bislang der einzige mit eigenem Lieferdienst.

EINIGE ONLINE-SUPERMÄRKTE MIT LIEFERDIENST

Rewe online

Vollsortiment

Versandkosten: 2,90 - 4,90 Euro

Noch ist nicht die ganze Region im Liefergebiet erfasst.

Edeka24

Lebensmittel, keine Frische- und Tiefkühlprodukte

Versandkosten: 3,95 Euro

AllyouneedFresh

Vollsortiment

Versandkosten: 4,90 Euro

mytime.de

Vollsortiment

Versandkosten: 4,99 Euro

Lebensmittel.de

Vollsortiment

Versandkosten: 4,90 Euro

Lidl

Lebensmittel, keine Frische- und Tiefkühlprodukte

Versandkosten: 4,95 Euro

Amazon Pantry

Lebensmittel, keine Frische-

produkte und Tiefkühlprodukte

Versandkosten: 4,99Euro

dm-drogerie markt

Drogerie-Vollsortiment

Versandkosten: 4,95 Euro

Rossmann

Drogerie-Vollsortiment

Versandkosten: 4,95 Euro