Braunschweig. Drei Finanzexperten geben Tipps, wie ein erfolgreicher Handel mit Wertpapieren gelingen kann.

Persönliches Engagement ist für Adrian Englschalk der Schlüssel zu einem erfolgreichen Handel mit Wertpapieren. Der Honorarberater der Verbraucherzentrale Wolfsburg sagt, dass noch nicht einmal viele Stunden pro Tag investiert werden müssten. „Es reicht, wenn der Aktionär regelmäßig am Ball bleibt. Ich empfehle, zwei bis vier Stunden pro Quartal zu reservieren.“

„Interessierte sollten bei der Investition wissen, dass die Anlageform schwankenden Kursverläufen ausgesetzt ist.“
„Interessierte sollten bei der Investition wissen, dass die Anlageform schwankenden Kursverläufen ausgesetzt ist.“ © Malte Spieß, Berater bei der Volksbank Brawo

Aktienhandel sei eine sehr individuelle Angelegenheit. Jedes seiner Beratungsgespräche verlaufe anders. Pauschale Tipps kann der Honorarberater daher nur wenige geben. „Es ist davon abzuraten, auf eine Aktie zu setzen, die ein Börsenmagazin lanciert, ohne von ihr genaue Kenntnis zu haben. Es sollte stattdessen in Aktien investiert werden, über die der zukünftige Aktionär Bescheid weiß, also das Unternehmen und seine Mitbewerber kennt.“

Ron Große von der Braunschweigischen Landessparkasse sagt, dass in den Beratungsgesprächen, die persönlich oder bei langjährigen Kunden auch per Telefon geführt werden können, zunächst die Risikotragfähigkeit und die Risikoneigung ermittelt werden müsste. „Daraus entwickeln wir gemeinsam eine Anlagestrategie. In jährlichen Gesprächen prüfen wir, ob die Vermögensstruktur an die Bedürfnisse des Kunden angepasst werden sollte, falls sich etwa familiäre Veränderungen ergeben haben.“

„Der Aktionär sollte in Aktien investieren, über die er Bescheid weiß, also das Unternehmen und die Mitbewerber kennt.“
„Der Aktionär sollte in Aktien investieren, über die er Bescheid weiß, also das Unternehmen und die Mitbewerber kennt.“ © Adrian Englschalk, Berater bei der Verbraucherzentrale Wolfsburg

Einen ähnlichen Verlauf nimmt die Beratung bei der Volksbank Brawo. „Wir tauschen uns mit dem Interessenten in Bezug auf Erwartungshaltung, Chancen und Risiken aus, geben ihm, falls nötig, auch eine Einführung in den Markt. Für uns ist es wichtig, dass wir uns auf einer Ebene begegnen“, sagt Malte Spieß von dem Kreditinstitut. Interessierte sollten bei der Investition in Aktien wissen, dass diese Anlageform schwankenden Kursverläufen ausgesetzt ist.

Er rät zu einer mittel- bis langfristigen Anlagedauer. „Der Kunde entscheidet, bei welchem Gewinn er verkauft. Es hängt von ihm ab, ob er bei 10 oder 15 Prozent aussteigt oder weiter pokert.“ Spieß sagt auch, dass bedingt durch die sehr niedrigen Zinsen im Anlagebereich Investitionen in Aktien in jüngerer Vergangenheit an Attraktivität gewonnen haben.

„Die Deutschen sind im Vergleich zu anderen Nationen eher aktienscheu. Nur 8,4 Millionen haben Aktien oder Fonds.“
„Die Deutschen sind im Vergleich zu anderen Nationen eher aktienscheu. Nur 8,4 Millionen haben Aktien oder Fonds.“ © Ron Große, Berater bei der Braunschweigischen Landessparkasse

Spieß: „Es liegt am Kunden, ob er Aktien wegen der Unternehmensphilosophie nimmt oder auf die Angaben eines Analysten vertraut.“ Englschalk spricht sich gegen „Zauberformeln“, also eine blinde Auswahl an Aktien mit bestimmten Quoten, in den Beratungsgesprächen aus. Diese nicht bewusste Streuungen seien in der Vergangenheit „ausnahmslos gescheitert“.

Banken, Versicherungen und Finanzvertriebe würden gern auf hauseigene Fonds verweisen. Diese hätten in der Vergangenheit jedoch für die größte Enttäuschung unter Anlegern gesorgt. Schwachpunkt seien nicht ausschließlich die Fonds, sondern der Berater. „Eine Anlageentscheidung, die ich bei der Auswahl eines Fonds ebenso treffe wie bei der Auswahl einer Aktie, muss verfolgt werden. Tut dies weder der Anleger noch der Berater, sind Enttäuschungen vorprogrammiert.“

Laut Große sind die Deutschen im Vergleich zu anderen Nationen, etwa Schweden, eher aktienscheu. „Laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts besitzen gerade einmal gut 8,4 Millionen Bundesbürger Aktien oder Aktienfonds. Nur gut 7 Prozent des Geldvermögens liegt in Aktien.“ Die Vorurteile gegenüber Aktien würden recht tief sitzen. Die Risiken würden überschätzt, die Chancen gleichzeitig unterschätzt, sagt Große.

DIE STUDIE DER ING-DIBA

Beim Aktienkauf sind Frauen erfolgreicher als Männer und ältere Personen erfolgreicher als jüngere. Die niedersächsischen Anleger rangieren im deutschlandweiten Vergleich im Mittelfeld. An der Spitze liegt Hamburg. Schlusslicht ist Rheinland-Pfalz.

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie der Privatbank ING-Diba, bei der zwischen August 2014 und August 2015 knapp 600 000 Wertpapierdepots der Privatkunden deutschlandweit ausgewertet wurden.

Gemäß der Zahlen würden Frauen eine Rendite von 5,8 Prozent erhalten, Männer nur von 4,1 Prozent. Anleger ab 76 Jahren erhalten der Privatbank zufolge sogar 6,5 Prozent zurück. Bei Minderjährigen liegt der Satz bei 5,8 Prozent. Er sei aber nur deswegen so hoch, weil Eltern und Großeltern in sogenannten Junior Depots das Geld für Enkel und Kinder anlegen, sagt Alexander Baumgart, Pressesprecher der ING-Diba. Und warum sind Frauen finanziell erfolgreicher? „Wir vermuten, dass Frauen Ihre Geldanlage breiter streuen, unter anderem in Fonds, und langfristig investieren.“