Gesundheitswochen. Herz und Kreislauf sind Thema unserer zweiten Gesundheitswoche. Wir berichten über Aquafitness und Koronarsport und beleuchten Herzinfarkt-Risiken.

Unsere Leserin Erika El Hussein aus Clausthal-Zellerfeld fragt:

Was sind die Merkmale einer herzgesunden Lebensweise?

Herzoperationen

„Frauen haben die Männer bei den Herzinfarkten eingeholt, weil der Anteil der Raucherinnen gestiegen ist.“
„Frauen haben die Männer bei den Herzinfarkten eingeholt, weil der Anteil der Raucherinnen gestiegen ist.“ © Michael Niehaus, Kardiologe

Was allgemein gesund ist, kann auch dem Herzen nicht schaden – möchte man meinen. Daher unterscheidet sich eine „herzgesunde“ Lebensweise kaum von allgemein gesundem Lebenswandel. Dennoch möchte Professor Michael Niehaus, Chefarzt der kardiologischen Klinik des Helios Klinikums in Gifhorn, die grundsätzliche Empfehlung zum Sport etwas einschränken: „Für gut trainierte Menschen ist es kein Problem, dreimal die Woche dreimal um den Tankumsee zu laufen“, sagt er, aber: „Jemand der völlig untrainiert etwas für die Gesundheit tun will und deswegen dreimal um den Tankumsee läuft, macht etwas verkehrt.“

Plötzlich auftretende starke Belastungen seien schlecht für das Herz, warnt der Kardiologe. Sie beeinflussten die Fließeigenschaften des Blutes und erhöhten dadurch das Risiko für ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß verstopfen und so einen Infarkt auslösen könne, so Niehaus.

Wer keinen Leistungssport betreibt, dem rät der Experte: „dreimal in der Woche 20 Minuten so marschieren, dass einem warm wird. Das reicht schon aus.“ Die Bewegung wirke Übergewicht entgegen, welches das Herz belastet und außerdem zu ebenfalls belastendem hohem Blutdruck führen kann. Der Blutdruck sollte regelmäßig vom Hausarzt kontrolliert werden.

Als weiteren wichtigen Punkt nennt Niehaus die Ernährung. Er empfiehlt mediterrane Kost, also viel Salat und Gemüse, Olivenöl, magereres Fleisch und Fisch mit viel Omega-3-Fettsäuren. Auch ein halbes Glas Rotwein ein- bis zweimal pro Woche sei in Ordnung. Und zuletzt die Zigaretten: „Frauen haben die Männer bei den Herzinfarkten eingeholt, weil der Anteil der Raucherinnen gestiegen ist.“ Daher lautet der Appell des Mediziners: „Bitte schmeißen Sie die Zigaretten weg.“

Das Herz lässt fünf Liter Blut pro Minute zirkulieren

Das Herz arbeitet wie eine Pumpe. Es saugt Blut aus den Venen an und stößt es durch die Arterien wieder aus. So hält es den Blutkreislauf aufrecht. „Das ist nötig, damit die Körperzellen, ob Nervenzellen im Hirn, Muskelzellen in den Beinen oder Darmzellen im Bauch, mit Nährstoffen versorgt und ihre Stoffwechselendprodukte abtransportiert werden“, erklärt Professor Niehaus.

Im Ruhezustand pumpt das Herz pro Minute etwa fünf Liter Blut durch den Körper. Das entspricht dem gesamten Blutvolumen eines Erwachsenen. Eine „irre Leistung“, wie der Kardiologe feststellt. Denn anders als alle anderen Muskeln des Körpers, habe das Herz niemals Pause. Es darf sich nicht ausruhen.

Und es kann seine Leistung bei körperlicher Anstrengung, Aufregung oder Stress enorm steigern. Dann kann die Pumpleistung etwa das Fünffache des Ruhevolumens umfassen. Die Schlagfrequenz steigt um das bis zu 2,5-Fache, von 50 bis 80 auf mehr als 200 Schläge pro Minute, und das Schlagvolumen verdoppelt sich. Wie lange das Herz eine solche Anstrengung durchhalte, hänge davon ab, wie gut es trainiert sei, sagt Professor Niehaus. „Aber grundsätzlich passt sich das Herz den Erfordernissen gut an. Es kann lange durchhalten“ so der Kardiologe.

Herzkrankheiten sind Todesursache Nummer 1

Das Leben ist tödlich – und daran ist zumeist das Herz Schuld. Die Zahlen sprechen da eine deutliche Sprache. Laut dem Deutschen Herzbericht 2014 sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch immer Todesursache Nummer 1 in Deutschland. Sie sind für 66,1 Prozent aller Todesfälle verantwortlich.

2013 starben demnach 354 493 Menschen an Krankheiten des Herzens und des Kreislaufs. „Mehr als 2,5 Millionen Krankenhausfälle waren 2012 durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht“, heißt es weiter im Herzbericht.

Bei der Erwerbsunfähigkeit stehen die Herz-Kreislauf-Erkrankungen allerdings mit rund 16 500 Frühverrentungen 2013 auf Platz 3, hinter psychischen Störungen und Erkrankungen von Skelett, Muskulatur und Bindegewebe. Trotz der weiterhin hohen Sterbefälle gibt es einen eindeutig rückläufigen Trend bei den Herzkrankheiten.

Und auch die Todesfälle gehen zurück: „In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Sterblichkeit beim akuten Herzinfarkt um 40 Prozent, bei der Koronaren Herzkrankheit um 28 Prozent oder bei der Herzinsuffizienz um 19 Prozent zurückgegangen“, heißt es in der Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum aktuellen Herzbericht.

In den Herzkranzgefäßen treten am häufigsten Probleme auf

Das Herz als zentrale Pumpe des Kreislaufsystems versorgt nicht nur den ganzen Körper mit Blut, es muss auch selbst mit Nährstoffen und Sauerstoff beliefert werden. Dazu dienen Adern, die kranzförmig um das Herz angeordnet sind – die Herzkranzgefäße. Hier treten die häufigsten Herzprobleme auf. „Etwa ein Drittel aller Männer und 20 Prozent aller Frauen über 65 Jahre hat koronale Probleme“, sagt Professor Niehaus.

Wenn die Gefäße verkalken und enger werden, kommt es zu Funktionsstörungen des Herzmuskels. „In aller Regel merkt der Patient das durch eine Angina Pectoris“, erklärt der Kardiologe und beschreibt das damit verbundene Gefühl der Brustenge: „als würde ein Elefantenfuß auf dem Brustkorb stehen“. Doch nicht jede koronare Herzerkrankung offenbare sich mit diesem Symptom. Vor allem Frauen hätten häufig eine atypische Angina Pectoris, ohne Schmerzen und Druck, sondern mit Übeln oder Schwindelgefühl. Eine koronare Herzkrankheit kann am Ende zu einem Infarkt führen, muss es aber nicht.

Unser Leser Manfred Fehly aus Salzgitter fragt:

Welchen Einfluss haben Zuckerprodukte auf das Herz?

Alle Antworten recherchierte Johannes Kaufmann

Diabetes ist ein großer Risikofaktor für Herzerkrankungen. Entsprechend müssen Diabetiker sorgsam beim Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel sein. Bei gesunden Menschen sorgt die Ausschüttung des Hormons Insulin dafür, dass der Blutzuckerspiegel nicht zu hoch steigt, indem der Zucker in die Zellen einlagert wird. Zucker ist also nicht direkt ungesund oder herzschädigend.

Dennoch warnt Professor Niehaus: „Durch energiereiche Ernährung, insbesondere durch große Mengen raffinierten Zuckers, kann das Körpergewicht steigen.“ Und Übergewicht könne schnell zu Bluthochdruck führen. Beides, starkes Übergewicht und Bluthochdruck, erhöht das Risiko einer koronaren Herzerkrankung. Wann die Ernährung zu energie- und zuckerreich ist, hängt jedoch vom Lebenswandel ab. Wer viel Sport treibt, benötigt mehr Energie und kann entsprechend mehr energiereiche Nahrung essen.