Frankfurt. Die Lage der Feiertage ist für Arbeitnehmer ärgerlich. In der Wirtschaft könnte sie aber für Wachstum sorgen.

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Für Arbeitnehmer ist es ein Ärgernis, für Unternehmen und die Konjunktur ein Geschenk: 2015 fallen gleich mehrere Feiertage auf ein Wochenende. Damit müssen die Beschäftigten mehr arbeiten als in diesem Jahr. Sie werden mehr produzieren und das Wachstum antreiben, wie die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten feststellten. Zwar werde das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr um 1,2 Prozent zulegen, dies allerdings auch wegen der höheren Zahl an Arbeitstagen: „Kalenderbereinigt beträgt die Rate 1,0 Prozent“, heißt es dort.

2015 gibt es weniger Brückentage als üblich

Simon Junker vom DIW Berlin legt sogar noch eine Schippe drauf: Er sieht neben dem Kalendereffekt von knapp einem Viertel Prozentpunkt einen kleinen zusätzlichen Anschub, weil es 2015 weniger Brückentage gibt als üblich.

Nach Angaben der Bundesbank erzeugt die deutsche Industrie an einem Brückentag im Durchschnitt um etwa ein Drittel weniger als an einem normalen Arbeitstag – wobei die Stärke dieses Einflusses auch von der konjunkturellen Situation abhänge.

Junker rechnet vor, dass es 2014 in Deutschland 248,2 Arbeitstage gibt – wenn man regionale Feiertage nach der Wirtschaftskraft der jeweiligen Bundesländer gewichtet. 2015 sind es hingegen 250,5 Arbeitstage oder knapp ein Prozent mehr. Das Statistische Bundesamt bestätigt: Im kommenden Jahr gibt es 2,3 Arbeitstage mehr als 2014.

Tatsächlich fallen für die Menschen in Deutschland, die ausschließlich unter der Woche arbeiten, im kommenden Jahr mindestens zwei freie Tage weg: Sowohl der Tag der Deutschen Einheit als auch der Zweite Weihnachtstag fallen auf einen Samstag.

Hinzu kommen ebenfalls samstags die regionalen Feiertage Mariä Himmelfahrt (Bayern und Saarland), Allerheiligen (Baden-Württemberg, Bayern, Saarland, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz) und der Reformationstag (Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen).

Die Lage der Feiertage sorgt 2015 für einen Wachstumsschub

Alles im allem ergibt sich aus Sicht von ING-DiBa-Chefökonom Carsten Brzeski eine „Sonderkonjunktur“: Neben dem schwächeren Euro und dem niedrigeren Ölpreis werde auch der Kalendereffekt das Wachstum anschieben. Allerdings sind sich die Experten einig, dass der genaue Effekt von vielen Details abhängt.

So hat die Bundesbank errechnet, dass ein zusätzlicher Arbeitstag in den Monaten Januar bis November die Monatsproduktion der Industrie um etwa 3,4 Prozent erhöht: „Im Dezember fällt der Effekt mit nur 2,4 Prozent geringer aus, weil in der Zeit um Weihnachten die Erzeugung ohnehin zurückgefahren wird.“

Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg führe ein Plus der Arbeitstage um ein Prozent im Durchschnitt zu einem BIP-Anstieg von 0,3 Prozent. dpa