Braunschweig. Der Verein Transfair vergibt das Gütesiegel und erläutert, warum manche Produkte weniger als 100 Prozent „Fairtrade“ enthalten.

Unser Leser „Nuclear Iron Fist“ schreibt auf Facebook:

Fairtrade ist Augenwischerei. Lediglich 20 Prozent des Produktes von der Herstellung bis zum Handel müssen fair sein. Der Rest ist egal. Totaler Schwindel.

Dazu recherchierte Cornelia Steiner

Das verbreitetste Gütesiegel für fair gehandelte Produkte ist das Fairtrade-Siegel. Es wird vom Verein Transfair vergeben, dem deutschen Ableger des Dachverbands Fairtrade International. Transfair wird von 35 Mitgliedsorganisationen getragen, darunter Unicef, die Deutsche Welthungerhilfe, die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung.

Produzenten und Händler, die das Fairtrade-Siegel tragen, müssen sich an Standards in den Bereichen Soziales, Ökologie und Ökonomie halten. Dabei gilt: Ein Produkt erhält das Siegel nur dann, wenn es mindestens zu 20 Prozent aus Fairtrade-zertifizierten Inhaltsstoffen besteht. Unser Leser hat also grundsätzlich Recht. Den Vorwurf der Augenwischer will man bei Transfair aber nicht stehenlassen. „Alle Monoprodukte wie Kaffee und Bananen entsprechen immer zu 100 Prozent den Standards des fairen Handels“, sagt Pressesprecherin Claudia Brück. „Bei der 20-Prozent-Regel geht es um Mischprodukte, die mehr als eine Zutat haben und deren Rezeptur nicht komplett mit fair gehandelten Zutaten umsetzbar ist. Das betrifft hauptsächlich Süßigkeiten und Getränke. Wir reden hier etwa über die Milch in Schokolade oder über den Weizen in Keksen – diese Zutaten stammen in der Regel aus Europa.“

Um auch solche Produkte trotzdem in den fairen Handel einbeziehen und den Markt für mehr Produzenten aus Asien, Afrika und Lateinamerika öffnen zu können, gebe es die 20-Prozent-Regel. „Der oberste Grundsatz ist aber: Alle Zutaten, die über fairen Handel erhältlich sind, müssen auch entsprechend enthalten sein“, erläutert sie. Das heißt: Bei einer Fairtrade-Schokolade muss der gesamte Kakao von Fairtrade-Produzenten stammen und nicht nur ein Teil davon.

Claudia Brück zufolge sind 14 Prozent aller Fairtrade-Produkte Mischprodukte – sie bestehen also nicht zu 100 Prozent aus Fairtrade-Zutaten. „Und von allen Fairtrade-Produkten hat nur ein Prozent weniger als 50 Prozent Fairtrade-Anteil. Auf jeder Verpackung steht detailliert, welche Inhaltsstoffe den Fairtrade-Standards entsprechen.“