Wohlfühlwochen. Schwimmkurse für Erwachsene werden ohne Altersgrenze und mit viel Einfühlungsvermögen angeboten. In unserer Serie “Wohlfühlwochen“ stellen wir einen Kursus vor.

Seit ihr Mann gestorben ist, fühlt sie sich im Wasser nicht mehr sicher. Die aparte, ältere Dame, die ihren Namen nicht so gern in der Zeitung lesen möchte, kann nicht schwimmen. Noch nicht! Denn wenn sie die Weihnachtsfeiertage in der Türkei verleben und dort ihren 70. Geburtstag feiern wird, dann „will ich nicht so albern durch den Pool planschen“, sagt sie und lacht. Dann will sie schwimmen können. „Und zur Sicherheit schenkt Horst mir bestimmt zwei Schwimmflügel, die ich mitnehmen kann.“

Horst Gliemann (58) lächelt und ermuntert die Witwe, ihre Bahnen nun im tiefen Becken des Heidbergbades zu ziehen. Vorerst noch mit Schwimmflügeln und einer Stange vor Augen, die zur Not als Halt dienen kann.

Es sei schon ein doofes Gefühl gewesen, erzählt mir eine junge Mutter, dass sie den Babyschwimmkurs nicht mitmachen konnte. Der Gedanke, dem Kind im Wasser nicht helfen zu können, habe sie schließlich bewogen, doch noch schwimmen zu lernen, erzählt die 27-Jährige, die auch anonym bleiben möchte. Warum hat sie’s nicht in Kindertagen gelernt? „Beim Schulschwimmen herrschte ein unheimlicher Druck. Als ich dann noch gesehen habe, wie ein Schüler vom Lehrer vom 3er geschubst wurde, habe ich fortan behauptet, dass ich eine Chlorallergie hätte.“

Horst Gliemann kennt etliche solcher Geschichten. Umso bemerkenswerter findet es der Fachangestellte für Bäderbetriebe, wenn die Frauen und Männer ihre Ängste überwinden und sich zum Schwimmkurs anmelden. Aber warum entscheidet man sich mit 60 oder 70 noch schwimmen zu lernen, wenn man doch bis dahin ganz gut durchs Leben gekommen ist? „Bei vielen sind es die Enkelkinder, mit denen sie schwimmen gehen wollen.“ Manchen hat auch der Arzt geraten, gelenkschonend im Schwimmbad ein paar Bahnen zu ziehen.

Vielen ist es peinlich, dass sie nicht schwimmen können. Darum finden die Kurse für Erwachsene auch in den späten Abendstunden statt. Ein Kurs besteht aus 20 Einheiten zu jeweils 45 Minuten. Bisher haben es bei Gliemann alle geschafft, manche haben sogar noch einen Stilschwimmkurs drangehängt.

Was ist wohl das Geheimnis von Gliemanns Erfolg? Er lächelt. „Geduld ist meine Stärke.“ Es gibt während des Kurses immer mal Rückschritte, doch Gliemann holt die Teilnehmer immer wieder zurück ins Wasser. „Ich sage ihnen dann, dass sie auch Geduld mit sich haben müssen.“

Am Anfang eines jeden Kurses steht das Kennenlernen. An Land! „Wir sprechen erst mal miteinander, bauen Vertrauen auf.“ Dann geht es zunächst in flaches Wasser. Die meisten haben ganz viel Angst unterzugehen. Um ihnen diese Angst zu nehmen, lässt er die Frauen und Männer Gummiringe vom Boden aufheben. „Da merkt man erst mal, wie stark der Auftrieb ist. Die Teilnehmer spüren: So schnell geht man nicht unter. Im Gegenteil: Es kostet Kraft den Auftrieb zu überwinden.“ Wenn der Kurs weiter fortgeschritten ist, werden die Noch-Nichtschwimmer in zwei Meter tiefes Wasser springen und das gute Gefühl mitnehmen, dass der Körper von selbst wieder an die Oberfläche fluppt!

Schließlich werden einfache Gleitübungen gemacht, einer zieht den anderen durchs Wasser, um ein Gefühl für das ungewohnte Element zu entwickeln. Später wird auch mal das Gesicht ins Wasser gehalten, die Luft unter Wasser angehalten und gegen den Widerstand ausgeatmet.

SCHWIMMKURSE

Ob 18 oder 80, Schwimmkurse für Erwachsene haben keine Altersgrenzen. Die Stadtbad Braunschweig GmbH bietet Kurse im Heidbergbad und im Gliesmaroder Schwimmbad an. Informationen unter 05 31/ 48 15 0 oder www.stadtbad-bs.de

Wo in Ihrer Nähe Schwimmkurse angeboten werden, finden Sie im Internet leicht mit einer Suchmaschine heraus. Oder Sie fragen im Schwimmbad in

Ihrem Ort nach.