Braunschweig. Mediziner empfehlen Betroffenen eine konsequente Umstellung der Ernährung und Bewegung

Ungesundes Essen, Übergewicht und zu wenig Bewegung – das sind die Hauptursachen für Diabetes. Experten rechnen schon lange nicht mehr damit, die Volkskrankheit so schnell in den Griff zu bekommen. Im Gegenteil: „Das wird eher mehr, wenn man bedenkt, wie viele Kinder heute mit Fastfood und wenig Bewegung aufwachsen“, sagt der Diabetologe Professor Stephan Martin.

Der Welt-Diabetes-Tag an diesem Mittwoch soll diese Krankheit wieder mehr ins Bewusstsein rücken und die Menschen sensibilisieren. Martin ist Beirat der Deutschen Schlaganfall-Hilfe und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums im Verbund katholischer Kliniken in Düsseldorf.

Diabetes mellitus – wer diese Diagnose von seinem Hausarzt bekommt, wird oft davon überrascht. Denn die Zuckerkrankheit macht sich oft nicht bemerkbar. Martin spricht deshalb auch von der „stillen Katastrophe“. Er ist überzeugt: „Wenn Zucker wehtun würde, wäre das kein so großes Problem.“

Acht bis zehn Millionen Menschen leiden nach Schätzungen von Fachleuten daran. Die meisten haben Diabetes Typ 2, meist ausgelöst durch den Lebensstil. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht von weltweit mehr als 346 Millionen Betroffenen aus.

Wer daran erkrankt ist, bekommt nicht nur Tabletten, sondern muss meistens auch seinen Alltag neu gestalten. „Sie werden ihr Leben umstellen müssen, sie werden bewusster essen müssen, sie werden sich mehr bewegen müssen“, formuliert es der Münchner Allgemeinarzt Helmut Oestreicher.

Der Diabetologe Martin macht trotzdem Mut: „Auch viele kleine Schritte sind sehr erfolgreich.“ Also mehr Gemüse und weniger Kartoffeln, dazu einen Spaziergang. „Wenn sie abends Sport machen, ist morgens der Blutzucker besser“, sagt Martin.

Und was darf dann noch auf den Teller? Süßigkeiten für immer adé? „Nein“, beruhigt Martin. „Bittere Schokolade ist hervorragend, natürlich keine ganze Tafel.“ Außerdem gibt es zu vielen Lebensmitteln gesunde Alternativen. Etwa Olivenöl statt tierischen Fetten, Vollkorn statt Weißmehl. Immer auch gut: Gemüse. „Gemüse kann man essen, soviel man will“, erläutert Martin. Anders dagegen Obst wie etwa Trauben, in denen sich große Mengen Fruchtzucker verbergen. Die wichtigste Botschaft des Mediziners: „Selber kochen.“

Wie das geht und wie auch Diabetiker ein schmackhaftes Gericht zubereiten können, führt der Chefkoch des Münchner Kempinski-Hotels Vier Jahreszeiten, Sven Büttner, vor. Sein Menüvorschlag für den Herbst: Kürbissuppe mit Ingwer, Fisch mit Paprikasoße und zum Nachtisch Obst. „Zum Anschwitzen der Kürbissuppe nehmen wir natürlich möglichst wenig Fett“, empfiehlt er. Der Fisch kommt ohne Panade in die Pfanne, stattdessen darf er in einem leichten Weißweinsud garen.

Büttner ist überzeugt: „Wenn man auf gewisse Sachen achtet und Rücksicht nimmt, kann man ganz normal kochen.“ Besonders wichtig: Keine Sahne. „Mit 40 Prozent Fett ist das schon ein bisschen heftig.“ Die Krönung der Suppe stattdessen: Kürbiskernöl.

Das ist ganz im Sinne des Diabetologen Martin. „Genießen für die Gesundheit“, so seine Devise. Denn nur wer sich wohlfühle, könne die gesunde Lebensweise auch auf Dauer durchhalten. „Eine Tablette einwerfen, das ist einfach“, sagt der Mediziner verständnisvoll. „Aber eine Lebensumstellung ist das Härteste, was man sich vorstellen kann.“dpa