Braunschweig. Selbst Naomi Campbell hatte bereits mit kreisrundem Haarausfall zu kämpfen, konnte diesen aber stets gut verschleiern.

Schlimmer noch erwischte es die irische Sängerin Sinead O’Connor, die sich ihr verbliebenes Haar gleich vollständig abrasierte.

Doch nicht nur für Promis, für jede Frau sind Wuchsstörungen auf dem Kopf eine echte Katastrophe. Laut einer aktuellen Umfrage haben 42 Prozent aller Frauen mit diesem Problem zu kämpfen. Doch fast immer können Ärzte helfen.

„Niemand sollte panisch werden, wenn sich nach dem Duschen viele Haare im Abflusssieb befinden“, sagt Dr. Susanne Greve, Dermatologin aus Darmstadt. „Es ist völlig normal, wenn rund 100 Haare täglich verloren gehen. Erst wenn es mehr werden, lohnt es sich, einen Arzt aufzusuchen.“

Sanfte Untersuchung

Der häufigste Grund ist die androgenetische Alopezie, von der bereits jede dritte Frau betroffen ist. „Die Haare entwickeln eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit gegen Dehydrotestosteron, einem Abkömmling des Sexualhormons Testosteron“, erklärt die Expertin. „Es verkleinert die Haarfollikel, die dann ihren Dienst einstellen und kein neues Haar mehr produzieren.“

Um hinter die Ursache des Haarausfalls zu kommen, mussten Dermatologen früher mindestens 50 Haare samt Wurzel ausreißen. Das ist heute mit dem Trichoscan nicht mehr nötig. Für diese spezielle Untersuchungsmethode muss das Haar nicht mehr gezupft, sondern kann an einer nicht sichtbaren Stelle ein wenig abrasiert werden. „So können wir ganz schnell das Verhältnis der wachsenden Haare zu den nicht wachsenden Haaren bestimmen.“

Hochwirksame Arzneien

Lange Zeit waren die Ärzte machtlos, konnten den Haarausfall nicht stoppen. Doch mittlerweile gibt es mehrere hochwirksame Arzneien und Pflegemittel. Nachweislich erfolgreich ist der Wirkstoff Minoxidil. Dermatologin Greve: „Der Wirkstoff fördert die Blut- und Nährstoffversorgung des Haarfollikels, stärkt vorhandenes Haar und regt das Wachstum an. Zweimal täglich muss die Tinktur aufgetragen werden. Die Therapiekosten liegen bei rund 50 Cent täglich, Kassen zahlen nicht.

Ganz neu kommt auch der Wirkstoff Melatonin zum Einsatz. Das Hormon aus der Zirbeldrüse ist eigentlich verantwortlich für den Schlaf-Wach-Rhythmus. „Doch Studien haben gezeigt, dass dieses neue Medikament das Haarwachstum stimulieren kann“, erklärt die Dermatologin. „Am besten wirkt es in frühen Stadien von Haarverlust und Haarverdünnung.“

Bei leichtem Haarausfall in der Menopause können Produkte helfen, die Alpha-Östradiol enthalten. Im Einzelfall kann es sinnvoll sein, eine Hormonpille zu verschreiben. „Vor allem dann, wenn eine Frau aufgrund eines Überschusses an männlichen Sexualhormonen auch unter Akne leidet“, sagt Greve weiter.

Neben den gut behandelbaren erblichen Faktoren können aber auch andere Gründe vorliegen: Eine gestörte Schilddrüsenfunktion, Eisenmangel, eine Infektion oder eine schwere Grippe können noch Wochen später für Kahlschlag auf dem Kopf sorgen. Als Auslöser nicht zu unterschätzen sind Crash-Diäten und allzu rigorose Hungerkuren, weil dann wichtige Nährstoffe und Vitamine fehlen.

Haare werden in der Fachsprache als „Hautanhangsgebilde“ bezeichnet, denn sie werden in der Haut gebildet. Der Motor für das Wachstum der Haare liegt in der Haarzwiebel. Kleinste Blutgefäße versorgen sie mit Nährstoffen. Haare wachsen nicht kontinuierlich, sondern in jedem Follikel wechseln sich Phasen von Wachstum, Ruhe und Rückbildung ab.

Bei den Haarfollikeln handelt es sich um eine Röhre, an dessen Ende sich die sogenannte Matrix befindet. In einer gesunden Matrix entstehen durch Zellteilung alle 24 Stunden neue Haarzellen auf unserem Kopf. Rund 90 Prozent der Haare befinden sich in einem aktiven Zustand, der drei bis sieben Jahre dauert. Wie viele Jahre ein Haar wächst, ist erblich festgelegt.

Häufige Pflegefehler

Überstrapaziert: Oft sind die Probleme hausgemacht, wenn sich die Haarpracht dünne macht. Dermatologen sprechen dann vom Pseudohaarausfall. Vor allem häufiges Färben, Tönen und Dauerwellen sind eine schlimme Strapaze für Haar und Kopfhaut.

Hitze: Zu heißes Föhnen kann zur Bläschenbildung an den Haaren führen. Friseure bezeichnen sie als „bubble hair“.

Kämmen: Auch das Geheimnis von Rapunzels schönem Haar – jeden Tag soll sie es hundertmal gebürstet haben – ist nicht zu empfehlen. Vor allem nasses Haar reagiert empfindlich darauf. Toupieren sowie intensives Kämmen und Bürsten führt zu aufgerauten, brüchigen und gespaltenen Haaren und zu einer Abnahme der Reißfestigkeit.

Inhaltsstoffe: Finger weg von silikonhaltigen Pflegespülungen. Sie legen eine feine weiße Schicht um die Haare, nehmen ihnen die Nährstoffe. Vorsicht auch bei billigem Haarspray. Sie können Harze enthalten, die das Haar zerstören.zsr