VfL-Frauen verspielen gegen Arsenal eine 2:0-Führung
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Von Tobias Feuerhahn
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Wolfsburg. Im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals hieß es am Ende 2:2. Dabei sah es vor einer Rekordkulisse so aus, als könnte es nur einen Sieger geben.
Eigentlich hatten die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg gehofft, sich einen Vorteil erspielen zu können. Die Zuschauer sollten helfen. 22.617 kamen am Sonntag in die VW-Arena, um die Wölfinnen im Halbfinal-Hinspiel der Champions League nach vorne zu peitschen. Doch es reichte nicht. 2:2 (2:1) trennten sich die Grün-Weißen von Arsenal London. Aber: Durch das Remis ist noch längst nichts verloren. Der Traum vom Finale lebt weiter.
Ein paar Minuten dauerte es, bis die Wolfsburgerinnen sich Arsenal zurechtgelegt hatten. Dann aber machte sich ihre Klasse bemerkbar – auch in Zahlen. Immer wieder machte sich der VfL in Umschaltmomenten die Geschwindigkeit Sveindis Jonsdottirs zunutze. Zunächst war nach einem öffnenden Pass von Lena Oberdorf noch Manuela Zinsberger zur Stelle. In der 19. Minute aber klingelte es zum ersten Mal im Gehäuse der Arsenal-Keeperin. Nach einem starken Diagonalball von Lynn Wilms war es Jonsdottir, die die heranrauschende Ewa Pajor mitnahm – und die Torjägerin vollstreckte, wie eine echte Torjägerin eben vollstreckt.
Sveindis Jonsdottir staubt ab
Nur fünf Zeigerumdrehungen später halfen die Londonerinnen dann auch noch tatkräftig mit. Rechtsverteidigerin Rafaelle hatte einen folgenschweren Blackout, als sie den Ball querlegte – im eigenen Sechzehner. Jonsdottir bedankte sich und musste nur noch zum 2:0 einschieben.
Das Selbstvertrauen, das sich die Wölfinnen nicht zuletzt durch den Kantersieg gegen die Bayern erarbeitet hatten, war bis auf die Ränge spürbar. Dabei mussten sie auf ihre verletzte Kapitänin Alexandra Popp (Wadenverletzung) verzichten. Und die Londonerinnen? Denen schien noch die schmerzhafte 0:1-Pleite im Liga-Topspiel gegen Manchester United in den Knochen zu hängen. Aber: In der Champions League gibt es kein Kanonenfutter. Der VfL schaltete einen Gang zurück, hatte ein, zwei Möglichkeiten zur Vorentscheidung liegen lassen. Als die Heimrekord-Kulisse schon anfing, eine Laolawelle anzukurbeln, wurden die Gäste stärker – und schlugen schließlich zurück. Rafaelle machte ihren Fehler wieder gut. Nach einer Ecke stellte sie den Anschluss her (45.).
Champions League Halbfinale – Die Bilder der VfL Frauen
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Arsenal kommt gegen die VfL-Frauen zurück
Für verfrühte Freude ist in einem Halbfinale eben kein Raum. Durchgang 2 begann zunächst etwas fahrig. In den Zuspielen fehlte oft die Präzision – besonders in den entscheidenden. Erst als der eingewechselten Tabea Waßmuth ein Volley-Abschluss zu hoch geriet, war wieder von einer ernstzunehmenden Abschlussmöglichkeit die Rede. Die hatten dann auch die Gäste. Einziger Unterschied: Sie nutzten sie. Stina Blackstenius besorgte in der 69. Minute den Ausgleich. Bei der Flanke von Victoria Pelova kam Wolfsburgs Dominique Janssen einen Schritt zu spät. Und schon war der schöne Vorsprung dahin. Die Gangart wurde härter, der Ton rauer – auf dem Platz wie auch auf den Rängen. Die dickste Chance auf das Happy End hatte Jill Roord – doch der Ball kullerte Zentimeter am Pfosten vorbei (81.). Das war’s.
Der Heimvorteil ist futsch. Aber was soll’s? Die Mannschaft von Tommy Stroot hat schon oft bewiesen, dass sie erst so richtig aufblüht, wenn der Druck am größten ist. Das wird am 1. Mai der Fall sein. Dann findet das Rückspiel in London statt. Im Emirates Stadium kann Arsenal ebenfalls auf eine grandiose Unterstützung hoffen: 50.000 Zuschauer werden erwartet. Wie auch immer: Der Traum vom Finale ist für die Wolfsburgerinnen noch längst nicht ausgeträumt – und damit auch nicht die Sehnsucht nach der dritten Champions-League-Krone nach den Erfolgen aus den Jahren 2013 und 2014.