Wolfsburg. Der Mittelfeldspieler des VfL Wolfsburg bleibt über 2025 hinaus in der VW-Stadt. Seine Rolle als „alter Hase“ weiß er zu schätzen.

Für Yannick Gerhardt war die laufende Saison in der Fußball-Bundesliga keine einfache. Da ist zum einen die sportliche Krise, in die das Team rutsche. Zum anderen ist da noch die persönliche Situation des Profis: Der gerade 30 Jahre alt gewordene Mittelfeldspieler des VfL Wolfsburg stand in nur 12 der bislang 26 Partien in der Startelf. Und dann war da noch die Sache mit Max Kruse. Der Ex-VfLer hatte in seinem Podcast ausposaunt, dass Gerhardt mit ihm zu einer Gruppe gehört habe, die hinter dem Rücken von Ex-Coach Niko Kovac über diesen gelästert haben soll. Jetzt ist Kovac erst wenige Tage weg und schon haben sich der Verein und Gerhardt auf eine vorzeitige Verlängerung seines ursprünglich bis 2025 gelaufenen Vertrages geeinigt – Zufall?

Wie ist es, wenn man plötzlich von einer Fußball-Skandalnudel in eine ganz fiese Nummer hineingezogen wird? Was kommen einem da für Gedanken? Sieht man die Chancen für eine Zukunft unter dem betreffenden Trainer urplötzlich davonschwimmen? Und vor allem: Geigt man seinem früheren Mannschaftskollegen dafür nicht kräftig die Meinung? Es wäre interessant zu wissen, was Gerhardt darüber denkt. Doch der Profi winkt bei dem Thema ab. Er wolle sich zu dem Thema nicht äußern, das Schlagzeilen-Pingpong-Spiel nicht weiter fortsetzen. Er sei diesbezüglich mit allen Beteiligten im Reinen. Zuletzt hatte Kruse als Reaktion auf die heftige Kritik, die auch von VfL-Seite gekommen war, erklärt, dass er sich bei Gerhardt per Nachricht entschuldigt habe. Eine Antwort habe er nicht bekommen, so Kruse noch vor einigen Tagen.

Wolfsburger will mit Verlängerung ein Zeichen setzen

Was Gerhardt allerdings verrät, ist die Tatsache, dass sein Bekenntnis zum VfL nichts mit dem Trainerwechsel zu tun hat. „Die Gespräche gingen schon Ende des letzten Jahres los. Aber natürlich ist das auch immer der sportlichen Situation geschuldet, es war nicht ganz so leicht“, erklärte Gerhardt. Trotzdem sei es ihm wichtig gewesen, gerade in dieser kritischen Phase ein Zeichen zu setzen, so der Linksfuß. Im Übrigen: „Einen Vertrag sollte man nicht nur vom Trainer abhängig machen. Ich glaube, es gibt keinen Trainer, der dir immer Spielzeit garantiert.“

Weil der VfL Wolfsburg aus rechtlichen Gründen keine Laufzeiten von Verträgen mehr kommuniziert, bleibt offen, ob Gerhardt seine Unterschrift bis 2026 oder 2027 gegeben hat, denn eine noch längere Laufzeit gilt als unwahrscheinlich. Zumal der frühere Kölner seinen neuen Kontrakt nicht automatisch als den letzten seiner Karriere sehen will. „Ich kann mir immer noch vorstellen, noch einmal ins Ausland zu gehen“, meint Gerhardt. Körperlich fühle er sich noch jünger, als er in Wirklichkeit sei.

Gerhardt hat schon mit Trainer Ralph Hasenhüttl gesprochen

Aufgeben und aus Trotz gehen? Das ist nicht Gerhardts Ding. Er sieht die Vorteile, dass er bereits seit 2016 im Verein ist. Man werde im Verein geschätzt, kenne viele Menschen, die jüngeren Spieler schauten zu einem auf – all das erlebe er mittlerweile in Wolfsburg. Auch deshalb habe er unterschrieben.

Jetzt gelte es unter dem neuen Coach den Umschwung hinzubekommen. „Sein erster Kommentar war, dass wir schon öfter gegeneinander gespielt haben. Das ist ein gutes Gefühl, dass er die Bundesliga kennt und auch mich als Spieler“, schildert Gerhardt die Kontaktaufnahme mit Hasenhüttl. Es habe viele Gruppensitzungen gegeben, um den Spielern seine Vorstellungen von Fußball zu vermitteln.

Samstag tritt der Routinier mit Wolfsburg bei Werder Bremen an

Für Gerhardt hat nun oberste Priorität, aus der schwierigen sportlichen Situation herauszukommen. Doch weil er sich gerade längerfristig an den Klub gebunden hat, denkt er bereits über die laufende Serie hinaus. Er sei damals nach Wolfsburg gekommen, um mit dem Verein international zu spielen. Mit Wolfsburg in die Champions League zu kommen, sei deshalb immer noch ein Ziel. Bereits jetzt steht Gerhardt mit 196 Einsätzen allein in der Bundesliga in der Top 6 der Wolfsburger Rekordspieler-Liste. Vor ihm liegen noch Josuha Guilavogui (207 Spiele), Koen Casteels (234), Marcel Schäfer (256), Diego Benaglio (259) und Maximilian Arnold (339). Guilavogui und Casteels dürfte Gerhardt noch einholen.

Doch viel wichtiger ist dem Mittelfeldmann eine andere Zahl: drei. So viele Punkte werden in der Partie des VfL bei Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr) vergeben. Und die braucht das Team im harten Abstiegskampf.

Yannick Gerhardt engagiert sich gegen Rechts: Hier in Wolfsburg mit Iris Bothe und Marina Hegering.
Yannick Gerhardt engagiert sich gegen Rechts: Hier in Wolfsburg mit Iris Bothe und Marina Hegering. © regios24 | Lars Landmann

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