Wolfsburg. Nach dem unberechtigten Platzverweis für den Angreifer unterliegt der Fußball-Bundesligist 1:3. Wolfsburgs Fans reagieren frustriert.

Zum zweiten Mal in Folge hat ein Platzverweis innerhalb der ersten 45 Minuten eine Bundesliga-Partie des VfL Wolfsburg mitentschieden. Während die frühe gelb-rote Karte für Moritz Jenz bei der 0:2-Niederlage in Leverkusen in Ordnung ging, war es am Samstag im Heimspiel gegen den FC Augsburg eine krasse Fehlentscheidung von Schiedsrichter Timo Gerach, die den VfL beim 1:3 (1:1) auf die Verliererstraße brachte. Der Unparteiische hatte vor 21.735 Zuschauern kurz vor dem Pausenpfiff unverständlicherweise auf Notbremse von Wolfsburgs Patrick Wimmer entschieden und damit den weiteren Spielverlauf entscheidend beeinflusst.

VfL-Trainer Niko Kovac hatte mit eben diesem Wimmer für neue Offensivimpulse sorgen wollen. Der Österreicher war für Lovro Majer in die erste Elf gerutscht, der nach seiner schwachen Leistung in Leverkusen nur auf der Bank saß. Ebenso wieder in der Startformation waren der zuletzt wegen seiner fünften gelben Karte gesperrte Joakim Maehle sowie der wiedergenesene Mattias Svanberg. Im Tor hingegen musste Stammkeeper Koen Casteels aufgrund von Schulterproblemen passen. Für ihn rückte Pavao Pervan zwischen die Pfosten.

VfL Wolfsburg spielt nach Wimmers Treffer befreit auf

Die Wölfe starteten zunächst leicht nervös in die Partie und leisteten sich in den Anfangsminuten die eine oder andere Unsicherheit in der eigenen Hälfte. Doch dann sorgte Wimmer für den Befreiungsschlag: Nach Vorarbeit von Joakim Maehle und Zuspiel von Maxence Lacroix schoss der 22-Jährige zum 1:0 ein (9.). Der Treffer gab den Hausherren sichtbar Selbstvertrauen. Der VfL erspielte sich innerhalb weniger Minuten eine Chancenfülle wie selten zuvor in dieser Saison. Angriff auf Angriff rollte auf das Augsburger Tor. Erst verfehlte Svanberg mit einem abgefälschten Schuss das Tor nur knapp, kurz darauf kam Ridle Baku aus spitzem Winkel zum Abschluss. Maximilian Arnolds Torschuss strich zudem knapp am Pfosten vorbei. Und nach einem Distanzschuss von Baku setzte Jonas Wind den Ball nach einer Faustabwehr von Augsburg-Keeper Finn Dahmen volley nur knapp über das Tor.

Erst danach fingen sich die Gäste und entschlossen sich, wieder mitzuspielen. Die nächste ganz dicke Chance hatte aber wieder der VfL: Wimmer traf den Ball nach einer Hereingabe von Baku nicht richtig und drosch das Leder aus wenigen Metern über das Tor (24.). Anschließend verlagerte sich das Geschehen zunehmend ins Mittelfeld. Erst in der 39. Minute gab es wieder Action vor dem Tor: Jonas Wind scheiterte mit einem Kopfball nach einer Ecke, Dahmen faustete die Kugel aus der Ecke.

Platzverweis für Wimmer und 1:1 kurz vor der Pause

So verpasste es der VfL einmal mehr nachzulegen und wurde dann kurz vor der Pause ganz bitter bestraft: Patrick Wimmer verlor den Ball in der eigenen Hälfte an Kevin Mbabu, der in Richtung Strafraum zog und von Wimmer kurz vor dem Strafraum umgerissen wurde. Schiedsrichter Timo Gerach entschied nicht nur auf Freistoß für Augsburg, sondern zum Entsetzen der Wolfsburger Fans auch auf Rot für Wimmer – obwohl mindestens Lacroix noch deutlich hinter dem Österreicher stand und ohne Probleme hätte eingreifen können. Eine Korrektur der Entscheidung seitens des Videoassistenten Felix Brych blieb aus. Augsburgs Arne Meier führte aus und Wolfsburgs Kapitän Maximilian Arnold fälschte den Ball unglücklich und unhaltbar für Pervan ab. 1:1 – mit diesem Schock ging es für die Hausherren in die Kabine.

Nach Wiederanpfiff spielte sich das Geschehen immer mehr in der Wolfsburger Hälfte ab, die Gäste profitierten von ihrer zahlenmäßigen Überzahl. Und nach rund einer Stunde passierte es: Im Anschluss an eine Ecke köpfte Augsburgs Kristijan Jakic den Ball zunächst seinem Mitspieler Phillip Tietz an den Arm und schob ihn anschließend ins Netz. Nach Protesten der VfL-Spieler erfolgte diesmal eine Prüfung der Szene durch Gerach selbst. Doch der Unparteiische gab das Tor – diesmal nachvollziehbar, weil Tietz unmittelbar neben Jakic gestanden hatte und der Arm angelegt war (61.).

Wolfsburgs Fans skandieren nach Augsburgs drittem Treffer „Kovac raus!“

Wolfsburgs Trainer Niko Kovac reagierte, brachte Amin Sarr für den enttäuschenden Tiago Tomás. Kurz darauf war es Jonas Wind, der nach einem abgeblockten Schuss von Svanberg im Nachsetzen volley über das Tor schoss (71). Ins Tor traf dann aber wenige Minuten später ein Augsburger: Jakic zog aus rund 18 Metern ab. Nicht übermäßig hart und platziert, doch Pervan ließ den Schuss passieren – das 1:3 bedeutete die Vorentscheidung. „Wir haben die Schnauze voll“, skandierten die enttäuschten Wölfe-Anhänger und kurz darauf in bisher nicht gekannter Deutlichkeit: „Kovac raus!“

Die Begegnung war anschließend gelaufen, viel passierte vor den Toren nicht mehr. Kovac, der zuvor bereits Majer für Baku (78.) eingewechselt hatte, brachte mit Rogério für Paredes (86.) und Aster Vranckx für Svanberg (87.) für die Schlussphase noch einmal frische Kräfte. An dem enttäuschenden Ergebnis von 1:3 änderte das jedoch nichts mehr – eher hätten die Gäste durch Sven Michel in der Nachspielzeit beinahe noch den vierten Treffer erzielt. Durch die Niederlage fällt der VfL auf Platz 14 zurück. Weil Mainz zeitgleich gegen Bochum gewann, beträgt der Vorsprung vor den auf dem Relegationsplatz stehenden 05ern sechs Punkte.

Der VfL Wolfsburg tritt nach der Länderspielpause nun am Ostersamstag bei Werder Bremen an.