Nürnberg. Beim Aufsteiger gelingt den Wolfsburger Fußballerinnen nach einer starken Leistung mit einem 9:1 der höchste Saisonsieg.

Das sah richtig gut aus! Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg feierten am Samstagmittag mit einem 9:1 (4:1) bei Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Nürnberg ihren mit Abstand höchsten Saisonsieg (vorher 5:0 gegen Werder Bremen im Pokal) und schnappen sich zumindest bis zum Sonntag wieder die Tabellenspitze. Nach einer Woche, in der vor allem der Wechsel von Lena Oberdorf zum FC Bayern für Furore sorgte, zeigten die Wölfinnen vor fast 2500 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion eine ihrer spielerisch besten Saisonleistungen und ließen dem Gegner, gegen den Meister München noch gestrauchelt war (1:1), überhaupt keine Chance. Überragend beim VfL: Ewa Pajor, die nicht nur erstmals vier Tore für den VfL erzielte, sondern obendrein die ersten zwei auflegte.

Die Augen richteten sich im ersten Spiel um 12 Uhr mittags dementsprechend auf Oberdorf. Die Nationalspielerin zog eine Ausstiegsklausel in ihrem Vertrag, wechselt nach der Saison für rund 450.000 Euro zum FC Bayern. Wölfinnen-Coach Tommy Stroot sprach vor dem Spiel von gegenseitigen Erwartungen, die es bis zum Sommer zu erfüllen gilt, sagte mit Blick auf „Obis“ Leistung beim 3:0 gegen Frankfurt: „Dass sie die Spielerin des Spiels geworden ist, unterstreicht, wie sehr sie brennt. Sie hat Ziele mit uns, und wir haben Ziele mit ihr.“

Lena Oberdorf muss kurz vor der Pause angeschlagen vom Platz

Natürlich spielte Oberdorf auch in Nürnberg, aber nur bis kurz vor der Pause. Nach einem Kopfball unmittelbar vor der Halbzeit ging sie ohne Fremdeinwirkung zu Boden, hielt sich den Kopf und wurde gestützt in die Kabine gebracht. Mitentscheidend schien aber auch eine Szene zuvor, in der sie gegen den Pfosten geprallt war. Das Wichtigste: Oberdorf ging‘s nach Abpfiff gut, sie wird aller Voraussicht nach der deutschen Nationalmannschaft bei der Mission Olympia-Qualifikation helfen können.

Der VfL drückte im Spiel früh aufs 1:0 und belohnte sich auch schnell: Ewa Pajor lief Nürnbergs Madeileine Steck auf der linken Seite davon und zog an Keeperin Kristin Krammer vorbei und bediente Vivien Endemann, die den Ball über die Linie drückte. Der Club spielte aber mit, nach einem weiten Ball von Amelie Thöle waren sich VfL-Torhüterin Merle Frohms und Joelle Wedemeyer nicht einig, Vanessa Haim kam noch an den Ball - 1:1. Da sah die VfL-Abwehr alles andere als gut aus.

Dreierpack: Binnen fünf Minuten macht der VfL alles klar

Es brauchte, bis der VfL wieder so zielstrebig nach vorne spielte wie in der Anfangsphase - doch dann machte Wolfsburg so richtig ernst. Binnen fünf Minuten sezierten die Grün-Weißen den FCN. Pajor bediente dieses Mal Popp, die aus zwölf Metern die erneute Führung besorgte. Dann leitete die Anführerin das 3:1 ein, bediente mit einem tollen Pass Endemann. Und die fand in der Mitte Pajor, die mit der Hacke das 3:1 nachlegte. Und weil Nürnberg weitere zwei Minuten später einen Ball nicht geklärt bekam, war wieder Popp zur Stelle, die mit viel Übersicht das 4:1 nachlegte.

Artistisch: Wolfsburgs Ewa Pajor besorgte in dieser Szene das 3:1 per Hacke. Am Ende hatte die polnische Torjägerin vier Treffer auf dem Konto stehen.
Artistisch: Wolfsburgs Ewa Pajor besorgte in dieser Szene das 3:1 per Hacke. Am Ende hatte die polnische Torjägerin vier Treffer auf dem Konto stehen. © imago/Zink | IMAGO/Sportfoto Zink / Daniel Marr

Der VfL machte nach der Pause da weiter, wo er zuvor aufgehört hatte. Endemann hatte nach Pajor-Vorlage gleich die nächste Riesenchance, schob den Ball aber knapp neben das Tor. Das fünfte Tor besorgte dann Chantal Hagel mit ihrem Premieren-Treffer für den VfL. Aufgelegt hatte die gerade erst eingewechselte Jule Brand. Per Elfmeter machte Pajor - Popp war nach einer Ecke gestoßen worden - das halbe Dutzend voll.

U20-Spielerin Karla Brinkmann kommt zu ihrem Bundesliga-Debüt

In der Schlussphase brachte Stroot sogar noch Karla Brinkmann, die ihr Bundesliga-Debüt gab. Die 17-Jährige hatte Stroot in der Winterpause aus der U20 nach oben gezogen, nachdem Felicitas Rauch in die USA gewechselt war. Das Toreschießen hatten die Wolfsburgerinnen immer noch nicht satt: Pajor (2) und Fenna Kalma, die den VfL bereits zum knappen 1:0-Sieg im Hinspiel gegen den Aufsteiger geschossen hatte, schraubten das Ergebnis weiter in die Höhe.

Auch Alexandra Popp traf in Nürnberg doppelt.
Auch Alexandra Popp traf in Nürnberg doppelt. © Sport | IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler

Stroot sah bei seiner Mannschaft „viel Kreativität, viel Spielfreude, viel Dominanz und den Willen, das Spiel in keinem Moment abzugeben.“ Gegen einen Gegner, der sich nie komplett eingeigelt hat, sah der VfL-Trainer im Abschluss „diese Brutalität. Von daher haben wir in Nürnberg ein Ausrufezeichen gesetzt.“

Weiter geht‘s für die Wolfsburgerinnen am Dienstag, 5. März (18.30 Uhr), mit dem DFB-Pokal-Viertelfinale bei der TSG Hoffenheim. Für zahlreiche Nationalspielerinnen steht erst einmal das Final Four in der Nations League an, für die deutsche Nationalmannschaft mit acht VfLerinnen - darunter Debütantin Endemann - geht‘s am Freitag (21 Uhr) in Lyon zunächst gegen Frankreich um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris. Wilms und Janssen können Freitag mit den Niederlanden in Spanien das Paris-Ticket lösen.

Spiel kompakt:

1. FC Nürnberg: Krammer – Steck, Schmidt, May – Thöle (46. Mailbeck), Magnusdottir (58. Burkard), Arfaoui (68. Kaczor), Mai, Lein (46. Salfelder) – Bauereisen, Haim (87. Kusch).

VfL Wolfsburg: Frohms – Wedemeyer, Hendrich, Hegering, Rabano (79. Brinkmann) – Oberdorf (46. Brand), Hagel (65. Xhemaili), Popp – Endemann (65. Jonsdottir), Pajor, Huth (65. Kalma).

Tore: 0:1 Endemann (7.), 1:1 Haim (11.), 1:2 Popp (34.), 1:3 Pajor (36.), 1:4 Popp (38.), 1:5 Hagel (52.), 1:6 Pajor (71./Foulelfmeter), 1:7 Pajor (79.), 1:8 Kalma (81.), 1:9 Pajor (90.+1)

Gelbe Karten: Lein, Bauereisen, Mailbeck, Salfelder / Endemann, Brand.

Schiedsrichterin: Naemi Breier (Zerf).

Zuschauer: 2446 im Max-Morlock-Stadion.