Berlin. Weil immer wieder Tennisbälle aus den Kurven auf den Platz flogen, war das Spiel lange unterbrochen. Am Ende verliert der VfL 0:1.

Es sollte ein für beide Mannschaften wichtiger Bundesliga-Nachmittag werden. Doch der Protest sogenannter Fußball-Fans gegen die Investoren-Entscheidung der Deutschen Fußball Liga (DFL) brachte das Spiel des VfL Wolfsburg bei Union Berlin am Samstag an den Rand des Abbruchs. Immerhin wurde irgendwann doch noch gespielt. Allerdings mit keinem guten Ausgang für den VfL. Er verlor 0:1 (0:1).

Das sportliche Geschehen rückte jedoch zwischendurch komplett in den Hintergrund angesichts der VfL-Proteste. Nachdem Mitte der ersten Hälfte immer wieder Tennisbälle aus dem Union-Block auf das Spielfeld flogen, bat Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck die Spieler in die Kabine. Erst nach etwa einer halben Stunde ging es weiter.

Beide Teams durften sich dann noch einmal für fünf Minuten warmmachen. Doch bange Blicke in Richtung der beiden Fankurven zeigten, dass keiner dem Frieden traute. Wolfsburgs Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer hatte sogar schon seinen Platz auf der Tribüne verlassen und sich an die Seitenlinie begeben, um die eigenen Fans beschwichtigen zu können, falls auch die Gegenstände auf den Platz werfen sollten. Ein endgültiger Abbruch des Spiels schien nicht mehr ausgeschlossen.

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Nicht nur eine Unterbrechung

Bis zur Unterbrechung war es ein zerfahrenes Spiel gewesen - mit leichten Vorteilen für den VfL. Jonas Wind hatte die erste Chance der Partie (6. Minute) und auch Mattias Svanberg besaß eine gute Möglichkeit (25.). Zuvor hatte es schon einmal eine kurze Unterbrechung gegeben, weil Wolfsburgs Lovro Majer und Berlins Andras Schäfer mit den Köpfen zusammengestoßen waren und behandelt werden mussten. Mit bandagierten Köpfen konnten sie nach wenigen Minuten weitermachen.

Doch in der 27. Minute war dann länger Schluss mit Fußball, weil aus der Union-Kurve die Tennisbälle flogen. Und das nicht nur kurz, sondern immer wieder, nachdem Ordner den Platz gerade erst wieder freigeräumt hatten. Zwischendurch versuchte es der Schiedsrichter mal mit einem Wiederanpfiff, dann gab es auf, schickte die Teams in die Katakomben. Und nachdem die Berliner Fans aufgehört hatten und beide Mannschaften wieder da waren, flogen aus dem Gästeblock die Tennis-Bälle. Schäfer und VfL-Kapitän Maximilian Arnold gingen sogar in den Block, um das Werfen zu unterbinden. Es war die letzte Warnung.

Union trifft kurz vor der Pause - 90 Minuten nach dem Anpfiff

Doch dann wurde es doch noch einmal sportlich. Mit 21 Minuten Nachspielzeit ging es irgendwann wirklich weiter und einem guten Start für den VfL nach der Zwangspause. Wieder war es Wind, der gleich mal den Torwart prüfte. Doch ansonsten ging es zerfahren weiter. Vielleicht auch kein Wunder bei den vielen Unterbrechungen. Beide Teams hatten Probleme, ihren Rhythmus zu finden. Der VfL war immerhin die aktivere Mannschaft. Bis um 17.01 Uhr, als Union nach einer Ecke per Kopf durch Danilho Doekhi plötzlich in Führung ging. Ausgerechnet als VfL-Innenverteidiger Moritz Jenz wegen einer Verletzung draußen behandelt wurde.

Wenig später pfiff Jöllenbeck erneut zur Pause. Diesmal aber mal zur Abwechslung regulär. Es war Halbzeit, mehr als neunzig Minuten nach dem Anpfiff. Eine Farce. Und der VfL lag im so wichtigen Spiel für Trainer Niko Kovac 0:1 zurück.

Jenz bleibt in der Kabine

Es kam zunächst noch bitterer. Jenz konnte nicht mehr weitermachen, blieb in der Kabine. Für ihn kam Cedric Zesiger in die Wolfsburger Innenverteidigung. Auf die machte Union nun mehr Druck als in ersten Hälfte. Mit der Führung im Rücken wurden die Berliner selbstbewusster und setzten dem angeschlagenen VfL zu. Aber dieser wusste sich auch zu wehren. Nach guter Vorarbeit von Wind hatte Majer die Chance zum Ausgleich, verzog aber knapp. Wenig später war die Kombination genau andersherum. Majer flankte, Wind mit dem Hinterkopf. Parade von Union-Torwart Frederik Rönnow (63.).

Fehlendes Engagement konnte man den Grün-Weißen also nicht vorwerfen. Trotz der insgesamt widrigen Umstände versuchten sie alles, um zumindest noch zum Ausgleich zu kommen. Doch die Versuche der Wölfe waren letztlich zu brotlos. Am Ende stand daher eine Niederlage bei Union, die die Krise vergrößert und Trainer Kovac noch mehr in Bedrängnis bringt.

VfL Wolfsburg: Pervan - Maehle, Lacroix, Jenz (46. Zesiger), Rogerio (80. Gerhardt) - Svanberg (80. Sarr), Arnold - Majer (74. Cerny), Paredes (74. Baku) - Behrens, Wind.