Wolfsburg. Frauenfußball-Bundesligist VfL Wolfsburg löst den Vertrag mit seiner Leistungsträgerin auf und erhält eine Ablöse.

Bereits in der vergangenen Woche, als die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg ohne sie im Trainingslager in Portugal weilten, war ihr Abschied durchgesickert, jetzt ist er fix: Linksverteidigerin Felicitas Rauch verlässt den Bundesliga-Spitzenreiter und wechselt in die US-amerikanische National Women‘s Soccer League (NWSL) zu North Carolina Courage. Der VfL schreibt, man habe den noch bis 2025 gültigen Vertrag mit der 27-Jährigen aufgelöst. Ihr Wechsel wird eine Ablöse generieren, die ihrem Marktwert (laut soccerdonna.de 170.000 Euro) entsprechen dürfte. Rauch hat in den USA, wo Ende Januar die Saisonvorbereitung beginnt, einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben.

Jetzt ist es raus - in den vergangenen Tagen hatte man sich bei den VfL-Fußballerinnen zu einem Rauch-Wechsel bedeckt gehalten. Der offizielle Grund, warum sie nicht mit ins Trainingslager geflogen war, war ihre Zeh-Verletzung. Nach unseren Informationen hatte die Linksverteidigerin sich schon vor dem Abflug nach Portugal von der Mannschaft verabschiedet.

Der VfL verliert mit Felicitas Rauch eine Stammspielerin

126 Pflichtspiele stehen für die im Kreis Peine aufgewachsene Fußballerin zu Buche, sie gewann zwei deutsche Meisterschaften, feierte vier DFB-Pokal-Siege. Die 36-fache Nationalspielerin war beim VfL und beim DFB unangefochtene Stammspielerin, im November hatte sie allerdings eine Zehverletzung außer Gefecht gesetzt, ihr letztes Spiel für die Wolfsburgerinnen bestritt sie bei der 1:2-Niederlage im Spitzenspiel beim FC Bayern München.

Glaubt man der VfL-Mitteilung, falle Rauch der Abschied aus Wolfsburg nicht leicht: „Der Verein fühlte sich von Tag 1 an wie ein Zuhause an.“ Und sie sagt weiter: „Alle kümmern sich mit Herzblut um das Wohl des Vereins und leben nicht zuletzt das Motto ,Immer hungrig‘, mit welchem auch ich mich immer identifizieren werde.“ Der Wechsel scheint auch kurzfristig zustande gekommen zu sein. Noch Anfang November hatte Rauch eine Patenschaft für die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Psychosomatik des Klinikums Wolfsburg übernommen.

Dem „kicker“ sagte Rauch zu ihren Beweggründen für den USA-Wechsel: „Ich hatte auch Anfragen von europäischen Top-Klubs. Aber ich bin bei einem europäischen Top-Klub, deshalb habe ich mich für die USA entschieden. Ich will eventuell eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster aufweichen, frischen Wind reinbringen. Denn es gibt nicht nur England, Barcelona oder Lyon. Was seit Jahren im Frauenfußball in den USA passiert, ist einfach riesig!“

Kellermann zu Rauch-Transfer: „Auch die wirtschaftliche Komponente“ spielt eine Rolle

Dem VfL sei der Entschluss, dem Wechselwunsch zu entsprechen, nicht leicht gefallen, so Ralf Kellermann, Wolfsburgs Direktor Frauenfußball, „schließlich verlieren wir eine langjährige Leistungsträgerin sowie eine tolle Persönlichkeit. Für diesen Schritt sprach letztlich neben der Tatsache, dass wir ihr diesen Karrieretraum ermöglichen wollten, auch die wirtschaftliche Komponente.“

Nach Sara Agrez, die Wolfsburg ebenfalls im Winter verließ und sich dem 1. FC Köln anschloss, verliert der VfL für die linke Abwehrseite mit Rauch eine zweite Spielerin. Sommerzugang Nuria Rabano ist nunmehr die einzige Linksverteidigerin im Wolfsburger Kader, Innenverteidigerin Dominique Janssen half in den zurückliegenden Partien vor der Winterpause häufiger auf der Außenbahn aus, ihre Lieblingsposition ist das nicht.

Janina Minge hat bereits bekanntgegeben, dass sie nicht beim SC Freiburg bleiben wird. Die Nationalspielerin wird mit einem Wechsel zum VfL Wolfsburg in Verbindung gebracht.
Janina Minge hat bereits bekanntgegeben, dass sie nicht beim SC Freiburg bleiben wird. Die Nationalspielerin wird mit einem Wechsel zum VfL Wolfsburg in Verbindung gebracht. © imago | Julia Kneissl / SPP

Es würde nicht überraschen, wenn sich der VfL nun um Sarai Linder von der TSG Hoffenheim bemühen würde, die Rauch zuletzt im DFB-Team vertreten hatte. Linders Vertrag bei der TSG läuft allerdings noch bis 2025. Nicht für die Rauch-Position, aber im VfL-Visier soll die zweimalige Nationalspielerin Janina Minge vom SC Freiburg stehen. Ihr Vertrag im Breisgau läuft aus, sie hat bereits via Instagram ihren SC-Abschied öffentlich gemacht. Minge hat beim SC sowohl in der Innenverteidigung als auch im offensiven Mittelfeld gespielt.