Bremen. Die Frequenz, mit der Svetislav Pesic sein Kaugummi während eines Basketball-Spiels malträtiert, ist stets ein guter Indikator für die Gemütslage des Serben. Je schneller und heftiger der 63-Jährige darauf herum beißt, desto angespannter und unzufriedener ist der ehemalige Bundestrainer.

Am Samstagabend hatte das Kaugummi des Bayern-Coaches einiges auszuhalten. Die Münchner Überflieger kassierten bei den Eisbären Bremerhaven eine unnötige 72:74-Niederlage, mit der sie zugleich die Generalprobe für den Liga-Gipfel gegen die Brose Baskets Bamberg am kommenden Sonntag verpatzten.

«Ich frage mich beim Blick auf die Statistik, was heute passiert ist», sagte Pesic sichtlich angesäuert. 20 Minuten lang hatten die Bayern, die unter dem Trainer-Veteran zuvor lediglich zweimal verloren hatten, alles Griff. «In der ersten Halbzeit haben wir offensiv sehr gut gespielt, exzellent getroffen und 50 Punkte erzielt. In der zweiten Hälfte waren es dann nur noch 22», monierte Pesic den Leistungsabfall nach dem Seitenwechsel.

Vor allem im Schlussviertel fand das Starensemble von der Isar offensiv praktisch nicht mehr statt, erzielte gerade einmal sechs mickrige Pünktchen. Als dann elf Sekunden vor dem Ende beim Stand von 72:73 aus Sicht der Bayern auch noch ein Offensivfoul gegen Chevon Troutman abgepfiffen wurde, durchlebte das Kaugummi in Pesics Mund die höchste Stufe seiner Leidenszeit. «Das werden wir genau analysieren müssen», meinte der Münchner Coach nach der Niederlage und kündigte seinen Spielern eine arbeitsintensive Woche bis zum Duell gegen Titelverteidiger Bamberg an.

Bei den zuletzt so krisengeschüttelten Eisbären brachen nach der Schlusssirene dagegen alle Dämme. Ausgelassen feierte das Team um Topscorer Stanley Burrell (20 Punkte) den Überraschungscoup, mit dem eine Serie von zuvor vier Niederlagen zu Ende ging. Die 9520 Zuschauer in der Bremer ÖVB Arena, wohin die Norddeutschen extra ausgewichen waren, schmetterten lauthals den Song von den Lederhosen, die den Bayern ausgezogen werden. Der Hallensprecher setzte die Zeilen des Liedes sogar in die Tat um und entledigte sich seiner bayerischen Tracht.

«Das war Balsam auf die Seele», meinte Nationalspieler Philip Zwiener. «Werder hat heute Nachmittag bei den Bayern verloren, das war jetzt die Revanche», meinte der 27-Jährige, der in Bremen aufgewachsen ist, mit Blick auf das 6:1 der Münchner Fußballer.

Durch den Patzer der zweitplatzierten Bayern rückte ein Verfolgertrio noch näher heran. Die EWE Baskets Oldenburg setzten sich am Sonntagabend souverän mit 76:65 gegen die s.oliver Baskets aus Würzburg durch und eroberten Rang drei zurück. Auch ALBA Berlin schob sich dank des 70:61 bei den Telekom Baskets Bonn als Vierter wieder an ratiopharm Ulm vorbei. Der Vizemeister hatte am Samstag daheim gegen den BBC Bayreuth mit 88:72 gewonnen und nach Minuspunkten zu den Münchnern aufgeschlossen.

Im Tabellenkeller feierten den New Yorker Phantoms Braunschweig (81:68 gegen die Artland Dragons) und die Fraport Skyliners aus Frankfurt (81:78 bei Phoenix Hagen) wichtige Siege. (dpa)

Statistik Bremerhaven - Bayern