Frankfurt/Main. Nach einem furiosen Jahr unter anderem mit Olympischen Spielen, Paralympics, Fußball-EM und Biathlon-WM hat der deutsche Sport viele, viele Gewinner - und so manchen Verlierer. Die Nachrichtenagentur dpa nennt die prominentesten:

GEWINNER:

Julius Brink/Jonas Reckermann: Die Beachvolleyballer sorgen für die größte Sensation aus deutscher Sicht in London. Olympiasieger nach einem Finaltriumph gegen die brasilianischen Weltmeister Alison Cerutti/Emanuel Rego in der spektakulären Arena an der Horse Guards Parade. Noch nie hatte zuvor ein europäisches Duo Gold gewonnen.

Sebastian Vettel: Zum dritten Mal hintereinander Formel-1-Weltmeister - das gelang bisher nur Michael Schumacher und Juan Manuel Fangio. Nach einem Zitterrennen beim Saison-Finale in Brasilien reichte dem Heppenheimer Platz sechs in einem demolierten Auto. Die erste Umarmung kam von Rekord-Weltmeister Schumacher.

Borussia Dortmund: Wieder Meister, diesmal garniert mit dem DFB-Pokalsieg. Und die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp wirbelt auch in der Champions League gegen Real Madrid, Ajax Amsterdam und Manchester City. Mario Götze und Co. zeigen den vielleicht schönsten und schnellsten Fußball in über 50 Jahren Bundesliga.

Michael Jung: Weltmeister- und Europameister war der Vielseitigkeitsreiter und Pferdewirtschaftsmeister aus Horb am Neckar schon, im Garten der Queen wird er an seinem 30. Geburtstag Doppel-Olympiasieger - der einzige im deutschen Team.

Magdalena Neuner: Aufhören sollte man dann, wenn es am schönsten ist - als einer der ganz wenigen Stars ist das der Biathletin gelungen. Bei der Heim-WM in Ruhpolding holt die 25-Jährige noch zweimal Gold und einmal Bronze, zudem gibt's die Weltcup-Kugel. Jetzt genießt die Doppel-Olympiasiegerin von Vancouver 2010 und «Sportlerin des Jahres» von 2007 und 2011 ihr Privatleben in Wallgau.

Robert Harting: Als sein Lebenstraum sich erfüllt hatte, nimmt Robert Harting auf der Ehrenrunde noch ein paar Hürden - das Bild geht um die Sportwelt. Der zweifache Diskus-Weltmeister aus Berlin düpiert auch bei Olympia mit 68,67 Metern die Konkurrenz. Als streitbarer Geist kritisiert der Zwei-Meter-Hüne immer wieder Funktionäre.

Philip Köster: In Dänemark holt das Windsurf-Wunderkind zum zweiten Mal den WM-Titel. Der 18-Jährige, dessen Eltern vor rund 30 Jahren von Hamburg nach Gran Canaria ausgewandert waren, triumphiert auch beim Weltcup-Finale auf Sylt. Seine Sturmfrisur ist längst Trend an den Stränden dieser Welt.

Sandro Cortese: Den WM-Pokal beim Saisonabschluss in Valencia erhält der KTM-Werksfahrer aus Berkheim nicht im Lederkombi, sondern im edlen Anzug mit Fliege. Der 22-jährige Italo-Schwabe wurde erster Motorrad-Weltmeister der neuen Moto3-Klasse. 15 Podestplätze holt er in einer Saison, darunter fünf Siege.

Marco Reus: Der «Fußballer des Jahres» führt Borussia Mönchengladbach erstmals seit 16 Jahren wieder auf Europas Fußball-Bühne. Dann verabschiedet sich der hoch talentierte Blondschopf für eine Ablöse von über 17 Millionen Euro nach Dortmund. Auch in der Nationalmannschaft ist er jetzt Stammkraft.

Deutschland-Achter: Der Mythos lebt. Nach langer olympischer Durststrecke taucht das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes wieder auf. In einem packenden Finale auf dem Dorney Lake von Eton gewinnt die Crew um Schlagmann Kristof Wilke das erste Gold seit 1988. Erfolgscoach Ralf Holtmeyer verbucht zudem eine unglaubliche Erfolgsserie von 36 Rennen ohne Niederlage.

VERLIERER:

Ballsportarten: Die olympischen Quotenbringer von einst - meist außen vor. London findet ohne die deutschen Fußballer, Handballer, Basketballer und Wasserballer statt. Die Hallen-Volleyballer scheitern im Viertelfinale, die Hockey-Damen mit Fahnenträgerin Natascha Keller werden Siebte. Aber die Hockey-Herren triumphieren wie die Beach-Asse Julius Brink/Jonas Reckermann mit Gold.

Otto Rehhagel: Hertha BSC verpflichtet in der Not den Trainer-Oldtimer: Am 18. Februar kehrt der 73-Jährige, der 2004 mit Griechenland Europameister war, nach fast zwölf Jahren in die Bundesliga zurück - als Ältester seiner Zunft. Doch Rehhagel steigt mit den Berlinern nach einer dramatischen Relegation gegen Fortuna Düsseldorf ab und verabschiedet sich - in den Ruhestand?

Britta Steffen: Nach der verkorksten WM 2011 in Shanghai mit ihrer vorzeitigen Abreise geht die Doppel-Olympiasiegerin von 2008 auch in London leer aus - ebenso wie ihr Lebensgefährte Paul Biedermann und die deutschen Beckenschwimmer. Außerdem trennt sich die 29-Jährige von Trainer Norbert Warnatzsch und zofft sich mit dem Verband.

Joachim Löw: Wieder kein Titel! Auf den Bundestrainer prasselt nach dem EM-Halbfinal-Aus gegen Italien ungewohnte Kritik ein. Und dann das 4:4 gegen Schweden in der WM-Qualifikation - da herrscht «högschde» Empörung im Fußball-Land. Dabei hat Löw Top-Talente wie Mario Götze, Mesut Özil und Marco Reus - und muss in Brasilien 2014 was draus machen.

Nadja Drygalla: Von der nahezu unbekannten Ruderin des Deutschland-Achters zum Sportpolitikum. Die 23-jährige Rostockerin gerät wegen ihres Lebensgefährten, der Verbindungen zur rechtsextremen Szene hat, in die Schlagzeilen. Sie reist von den Olympischen Spielen ab, um nicht zur Belastung für die deutsche Mannschaft zu werden, und distanziert sich von der Ideologie.

Patrik Kühnen: Der einstige Doppel-Partner von Boris Becker gibt nach neun Jahren sein Amt als Kapitän des Daviscup-Teams ab. Er sieht «keine Vertrauensbasis» mehr beim DTB. Deutschlands Tennisprofi Nummer eins, Philipp Kohlschreiber, hatte sich zuvor mit dem 46-Jährigen überworfen. Kühnens Nachfolger wird Carsten Arriens.

Michael Schumacher: Mit 43 macht der Größte in der Formel 1 am 25. November in Sao Paulo Schluss - über 21 Jahre nach seinem ersten Rennen in Spa-Francorchamps/Belgien. Sieben WM-Titel und 91 Grand-Prix-Siege sind einmalig. In seinen drei Comeback-Jahren gewann der Kerpener aber kein einziges Mal. Er steht jedoch in einer Reihe mit Idolen wie Franz Beckenbauer, Max Schmeling und Boris Becker.

Breno: Nachdem seine Villa in München im September 2011 ausgebrannt war, wird der Fußballprofi des FC Bayern am 4. Juli wegen schwerer Brandstiftung zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Der Brasilianer sitzt im Gefängnis von Stadelheim. Falls er in den offenen Vollzug kommt, will ihm der 1. FC Nürnberg eine Anstellung anbieten.

Felix Magath: Am 25. Oktober ist Schluss für den Meistermacher von 2009 beim VfL Wolfsburg. Der Trainer, Manager und Großeinkäufer steht mit seinem Team auf dem letzten Platz in der Bundesliga - da hat er endgültig das Vertrauen der VW-Bosse verspielt.

Theo Zwanziger: Mit seiner Autobiografie «Die Zwanziger Jahre» erntet der frühere Präsident des Deutsche Fußball-Bundes nur Kopfschütteln. Der 72-Jährige plaudert Interna aus, greift seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach und Bayern-Präsident Uli Hoeneß an. Beliebteste Schlagzeile zur missglückten PR-Tour des eitlen Funktionärs: «Theo gegen den Rest der Welt.» (dpa)