Dortmund. Nach seiner Suspendierung kehrte Aubameyang gegen die Spurs zurück ins BVB-Team. Doch nicht einmal nach seinem Tor konnte er lächeln.

Der Mann, der sonst immer lächelt, lächelte nicht. Das Stadion, in dem Borussia Dortmund soeben das Champions-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur mit 1:2 verloren hatte, verließ Pierre-Emerick Aubameyang wortlos und schmallippig. Das war durchaus nachvollziehbar, weil Niederlagen bei Profi-Sportlern für gewöhnlich nicht gerade die Stimmung heben, schon gar nicht, wenn sie gehäuft auftreten, wie zuletzt beim BVB. Nur ein Sieg aus den vergangenen neun Pflichtspielen steht zu Buche. Und der gelang im DFB-Pokal gegen den Drittligisten Magdeburg.

Aber wer wollte, der konnte das Verhalten des Stürmers am Dienstagabend schon rätselhaft finden. Denn es gab ja diesen Moment, in dem alles gut zu werden schien, was zuletzt weniger gut war.

Vergangene Saison jubelte Aubameyang noch demonstrativ mit Tuchel

Wegen mehrfachen Zuspätkommens zum Training sowie eines unerlaubten Video-Drehs auf dem Vereinsgelände war Aubameyang in der vergangenen Woche von Trainer Peter Bosz für die Bundesliga-Partie beim VfB Stuttgart (1:2) suspendiert worden. Sonderlich viel Verständnis schien der Stürmer für die Entscheidung nicht zu haben. Anders als in der vergangenen Saison, als er vom damaligen Trainer Thomas Tuchel wegen eines ähnlichen Fehlverhaltens ebenfalls suspendiert wurde. Damals kehrte er mit vier Treffern gegen den Hamburger SV zurück und bejubelte seine Tore demonstrativ mit dem Trainer. Umarmung, Lächeln, das volle Programm.

Gegen Tottenham nun kehrte Aubameyang erneut mit einem Tor zurück. In der 31. Minute schloss er einen sehenswerten Angriff erfolgreich ab. Es war sein erstes Tor nach ewig lang wirkenden 507 Minuten. Aber der, der immer lacht, lachte nicht. Der, der seine Treffer sonst ausgelassen bejubelt, jubelte kaum. Und zu einem Salto, den er ja sonst auch gern wagt, sah er erst recht keinen Anlass. Nur einen Fingerzeig zur Seite wagte er. Wem der galt? Interpretationssache. An Aufklärung war Aubameyang nicht interessiert. Haben die Vorfälle der vergangenen Tage doch Spuren hinterlassen? "Für mich ist die Sache abgeschlossen", hatte Peter Bosz am Montag noch gesagt. Zumindest für ihn.

Zorc rechtfertigt Suspendierung: "Es war einfach notwendig"

Dass Aubameyang, der im vergangenen Sommer gern den Verein verlassen hätte, seine Freiräume schon länger zu erweitern versuchte, soll in der Mannschaft nicht überall gut angekommen sein. Sportdirektor Michael Zorc sagte vor dem Tottenham-Spiel: "Wir haben das ja nicht aus Spaß gemacht oder weil wir nichts Besseres zu tun hatten. Es war einfach notwendig. Wir haben es deutlich gemacht, und ich glaube, dass er es verstanden hat.“ Hat er? Vielleicht. Vielleicht macht ihm nur die anhaltende Krise zu schaffen. Aber fest steht, dass Aubameyang nicht wirkt, wie der Aubameyang, den man in Dortmund kennt. Am Mittwochmorgen schrieb er nach dem regenerativen Training Autogramme für die Fans - und brauste dann als einer der ersten besonders schnell davon.

Vielleicht braucht er noch Zeit, um sein Lächeln wiederzufinden. Die Mannschaftskollegen äußern sich zumindest wohlwollend über Aubameyang. "Er macht auf mich einen ganz konzentrierten Eindruck eigentlich", sagt Kapitän Marcel Schmelzer. "Er ist fokussiert auf Fußball und gewillt, mit uns als Mannschaft aus der Phase herauszukommen." Und Raphael Guerreiro fügte an: "Er wirkt auf mich 100 Prozent konzentriert. Und ich glaube bei seinem Tor war er einfach nur erleichtert. Vielleicht wirkt das von außen nicht so, aber da ist ihm ein Stein vom Herzen gefallen." In der Tat, es wirkte nicht so.