Nikosia. Um nach zwei Pleiten weiterzukommen, muss der BVB auf Zypern gewinnen. Vor dem Nikosia-Spiel meldet sich Schmelzer gesund – und der Boss krank.

Als Flug AXY 1604 kurz nach neun Uhr am Montagmorgen mit der Mannschaft von Borussia Dortmund in Richtung der zyprischen Hafenstadt Lanarka abhob, fehlte in den vorderen Reihen einer, der dort eigentlich immer sitzt: Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke versäumte erstmals seit 13 Jahren eine Europapokalreise des BVB – in der vergangenen Woche war ihm bei einer Operation das rechte Daumengelenk entfernt worden, nun rieten die Ärzte von der langen Flugreise ab.

Dafür war einer dabei, den man eigentlich noch im Krankenstand gewähnt hatte: Marcel Schmelzer, von dem auch der eine oder andere BVB-Mitarbeiter noch bis kurz vor Abflug gedacht hatte, er würde in den kommenden Tagen mit der U23 trainieren, um nach seinem Teilriss des Außenbandes wieder richtig fit zu werden. Nun aber machte sich der Kapitän mit auf den Weg zum Champions-League-Spiel bei Apoel Nikosia am Dienstag (20.45 Uhr/Sky). „Ich habe jetzt dreimal mit der Mannschaft trainiert“, ließ er wissen. Auch am Abschlusstraining am Montagabend im GSP-Stadion von Nikosia nahm der Linksverteidiger teil. „Jetzt müssen wir entscheiden, was Sinn ergibt“, sagte er.

Lage bleibt angespannt

Gebrauchen könnte der BVB seinen Kapitän durchaus, denn die Lage auf den defensiven Außenbahnen bleibt angespannt: Raphael Guerreiro, Lukasz Piszczek und Erik Durm sind weiterhin verletzt. Und Jeremy Toljan machte bei der 2:3-Niederlage gegen RB Leipzig einen eher bemitleidenswerten Eindruck.

Trainer Peter Bosz ließ sich am Abend vor dem Spiel noch nicht in die Karten schauen: „Dass wir Marcel mitnehmen, zeigt, dass er spielen kann“, sagte er. „Wir müssen nur noch entscheiden, ob von Anfang an.“

Die Erwartung von Trainer Bosz

Einerseits sollte Dortmund gegen Nikosia in jeder Konstellation der große Favorit sein – das spräche dafür, Schmelzer zu schonen, um keine erneute Verletzung zu riskieren. Andererseits könnte der Verzicht auf den Kapitän das größere Wagnis sein: Denn der BVB ist denkbar schlecht in die Champions League gestartet. „Dass wir gewinnen“, sagt Bosz denn auch kurz und bündig auf die Frage nach seinen Erwartungen. „Wir haben zwei Spiele verloren, da ist das wichtig.“

Ansonsten wäre nach Niederlagen gegen Tottenham und Madrid der Einzug in die nächste Runde so gut wie unmöglich und damit das erste Saisonziel verfehlt. Zudem haben die Niederlagen gegen Madrid, Tottenham und zuletzt Leipzig die Zweifel verstärkt, ob der BVB unter Bosz schon mithalten kann im Konzert der Großen.

Ein Sieg ist Pflicht

Die Partie auf Zypern dürfte darüber wenig Aufschluss geben, ein Sieg ist beim großen Außenseiter der Gruppe H dennoch Pflicht. Wie das gelingen soll? „Aggressivität, mehr Robustheit in den Zweikämpfen, mehr Aktivität im eigenen Ballbesitz, mutiger spielen“, fordert Sportdirektor Michael Zorc und macht damit deutlich, was ihm zuletzt fehlte.

Diese Mängelliste soll nun schleunigst abgearbeitet werden – ohne den Boss, aber möglicherweise mit dem Kapitän.