Stuttgart. Hannover 96 kann im Kampf um den Klassenerhalt wieder etwas stärker hoffen. Mit einem überraschenden 2:1 (1:1) beim bis dato besten Rückrundenteam VfB Stuttgart stoppte das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga nicht nur seinen Negativlauf mit acht Niederlagen hintereinander.

Die Niedersachsen feierten auch den ersten Sieg unter Trainer Thomas Schaaf. «Es war erst mal wichtig, überhaupt Punkte zu sammeln», sagte Schaaf nach zuvor fünf Pleiten unter seiner Regie. Er freue sich sehr, dass seine Mannschaft das trotz etlicher Ausfälle geschafft habe.

Einen Löwenanteil am eminent wichtigen fünften Saisonsieg hatte Christian Schulz, dessen Einsatz lange fraglich war. Der Kapitän stand sicher in der Abwehr und erzielte zudem beide Tore (32. und 83. Minute). «Nach dem 0:1 das Spiel noch zu drehen, war ein gutes Signal von uns», lobte Schulz Einsatzwillen und Moral seiner Mannschaft. «Es war ein glücklicher Sieg, aber das ist in der jetzigen Situation egal.» Timo Werner hatte die Schwaben mit einem Kopfball vor 54 356 Zuschauern in Führung gebracht (18.).

Schaaf lobte seinen Kapitän als «wichtigen Spieler für uns». Eigentlich habe es unter der Woche so ausgesehen, als ob Schulz gar nicht spielen könne, «aber das hat sich Gott sei Dank noch gedreht».

Beim VfB herrschte nach dem Ende der beeindruckenden Serie von acht Punktspielen ohne Niederlage Enttäuschung. «Wir hätten es anders gestalten können. Wir hatten genug Chancen», klagte Trainer Jürgen Kramny. «Zum Schluss hatten wir noch drei, vier Hochkaräter.» Statt noch näher an die Europa-League-Plätze heranzurücken, rutschten die Schwaben auf Rang zwölf ab.

Hannover präsentierte sich über weite Strecken keinesfalls wie ein Tabellenletzter. Die Niedersachsen ergriffen von Beginn an die Initiative. Die sehr verhalten startenden Stuttgarter taten sich lange schwer, selbst Druck zu erzeugen. Immer wieder schoben sie in der eigenen Hälfte den Ball hin und her, weil sich vorne keine Anspielstationen anboten.

Die 96-er hatten in den ersten 20 Minuten nicht nur deutlich mehr Spielanteile, sondern auch die besseren Chancen. Zweimal Iver Fossum (4. und 20.) und Kenan Karaman (9.) scheiterten jeweils am guten VfB-Keeper Przemyslaw Tyton. Zu dem Zeitpunkt völlig überraschend gingen die Schwaben in Führung: Mittelstürmer Werner nutzte die erste Möglichkeit per Kopf nach einem Freistoß von Alexandru Maxim.

Nun kamen die Platzherren stärker auf und bestimmten mehr und mehr das Geschehen. Pech hatte der VfB, als nach dem überraschenden Ausgleich durch Schulz zunächst Christian Genter an 96-Torhüter Ron-Robert Zieler scheiterte (36.) und dann Verteidiger Oliver Sorg den wuchtigen Kopfball von Stuttgarts Abwehrchef Georg Niedermeier auf der Linie klären konnte (37.).

Auch nach dem Seitenwechsel leistete Hannover beherzt Gegenwehr und gestaltete das Geschehen zunächst ausgeglichen. Dann erhöhte der VfB jedoch den Druck. Sorg verhinderte erneut auf der Linie einen Rückstand, als er einen Schuss von Maxim abwehrte. Werner vergab danach eine Riesenchance: Freistehend vor dem Tor schob er den Ball am Pfosten vorbei (75.). Wenig später rettete Zieler glänzend gegen den allein auf ihn zustürmenden Filip Kostic (78.). Und dann schlug Schulz auf der Gegenseite zum zweiten Mal zu.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 59,6 - 40,4

Torschüsse: 22 - 12

gew. Zweikämpfe in %: 55,8 - 44,2

Fouls: 18 - 11

Ecken: 17 - 1

Quelle: optasports.com (dpa)

Marijan Murat