Nürnberg. Das neue Nürnberger Trainergespann Wiesinger/Reutershahn punktet beim Bundesligadebüt gegen den Hamburger SV. Durch das 1:1 halten die Franken ihren Acht-Punkte-Vorsprung zu den Abstiegsplätzen.

Der erste Punktgewinn als Bundesligacoach ließ Michael Wiesinger etwas die Orientierung verlieren. Von einem Fernsehinterview wurde der 40-Jährige nach dem 1:1 (0:0) seines 1. FC Nürnberg gegen den Hamburger SV zum nächsten gescheucht; kurz darauf musste er schon los zum Flieger in Richtung Düsseldorf, wo sich am Montag die Trainer der 18 Fußball-Erstligisten mit Joachim Löw treffen. «Schön, dass ich zu meinem Einstand ein positives Ergebnis mitnehmen kann», meinte Wiesinger kurz angebunden - ließ aber keinen Zweifel daran, dass er der Chef im neuen FCN-Gespann mit Armin Reutershahn ist. Nach dem überraschenden Abschied von Dieter Hecking um Weihnachten hatte der FCN spontan die Doppellösung installiert.

Tomas Pekhart bewahrte das Duo mit seinem Ausgleichstor in der 75. Spielminute vor einem Fehlstart - und sorgte am Sonntagabend auch dafür, dass der Club seinen komfortablen Acht-Punkte-Vorsprung zu den Abstiegsplätzen aufrecht erhielt. Der HSV ließ sich auf seinem angepeilten Weg mit dem Reiseziel Europacup-Plätze stattdessen schon im ersten Spiel nach der Winterpause aufhalten. «Wir haben zwar unser Minimalziel mit dem Punktgewinn hier erreicht, aber zufrieden bin ich trotzdem nicht», bekannte HSV-Trainer Thorsten Fink zwiegespalten.

Vor 42 601 Zuschauern im Nürnberger WM-Stadion war Finks Team durch Artjoms Rudnevs (70.) erst spät in Führung gegangen. Der Lette hatte damit die starke Phase der Hanseaten nach Wiederanpfiff belohnt, in der die Gäste Nürnberg klar beherrscht hatten. «In der zweiten Halbzeit haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht, nachdem in der ersten wenig geklappt hat», resümierte Fink. Der wiedergenesene Rafael van der Vaart fand für den spielerisch kläglichen Hamburger Start noch deutlichere Worte: «Die erste Halbzeit war ganz schlecht. So gewinnt man kein Bundesliga-Spiel», grantelte der Niederländer.

Schon mit ihrer Aufstellung hatten Wiesinger und Reutershahn bei ihrem FCN-Debüt erstmals aufhorchen lassen. Neben dem angeschlagenen Markus Feulner verzichteten sie bis kurz vor Schluss auch auf Filigrantechniker Hiroshi Kiyotake, der den Club in der Hinrunde teils im Alleingang zu Erfolgen geführt hatte. Vielleicht auch deshalb wollte zunächst abgesehen von einer Chance durch Robert Mak (2.) nicht all zu viel gelingen - und zwar auf beiden Seiten.

Durchdachte Aktionen waren kaum mehr zu sehen, die Hamburger Offensive fand in der ersten Halbzeit kaum statt. Die Stars Rafael van der Vaart, der in den letzten vier Hinrunden-Spielen gefehlt hatte, und Heung-Min Son wussten sich kaum in Szene zu setzen. Stattdessen kam der Club kurz vor der Pause noch zu zwei Gelegenheiten. Nach einem Freistoß köpfte Hanno Balitsch den Ball über das Tor (37.), kurz darauf setzte Mak freistehend vor HSV-Keeper René Adler den Ball neben das Tor (43.). Nicht viel, aber immer noch mehr als der HSV zu bieten hatte: Erst vier Minuten vor der Pause hatte Finks bis dato enttäuschende Mannschaft in Person von Dennis Diekmeier überhaupt das erste Mal aufs Tor geschossen.

Nach der Pause wurde der HSV aktiver und kam auch zu ersten guten Torchancen. Nach Flanke von Per Ciljan Skjelbred köpfte Artjoms Rudnevs den Ball drüber (57.). Sieben Minuten später war es Marcell Jansen, der mit einem 18-Meter-Schuss das Ziel knapp verfehlte (64.); kurz darauf wäre FCN-Verteidiger Javier Pinola bei einer missglückten Rettungsaktion fast ein Eigentor unterlaufen. Sein Kopfball ins Toraus streifte noch den Außenpfosten. So war das Führungstor durch Rudnevs fast folgerichtig - doch der Club hatte eine schnelle Antwort parat, als Pekhart aus fünf Metern zum letztlich verdienten 1:1 traf. (dpa)