Wolfsburg. Offen ist durch die Niederlage gegen die Nürnberg Ice Tigers, ob die Grizzlys gegen den Eishockey-Meister auch Heimrecht haben werden.

Die Grizzlys Wolfsburg haben am vorletzten Hauptrunden-Spieltag eine große Chance vergeben: Nach vier Siegen in Serie setzte es gegen die Nürnberg Ice Tigers vor fast 3800 Fans in der Eis-Arena eine verdiente 2:4 (0:1, 1:1, 1:2)-Niederlage. Mit einem Sieg hätten sich die Grizzlys das Heimrecht im Play-off-Viertelfinale gesichert und auch noch die Chance auf Platz 3 gehabt, weil der Dritte Straubing in Schwenningen mit 2:3 verlor. Jetzt aber steht fest, dass es in der Runde der letzten Acht gegen Meister EHC Red Bull München geht. Die Leistung gegen Nürnberg war an am Sonntag nicht gut genug, die Treffer von Darren Archibald und Kapitän Spencer Machacek zu wenig.

Grizzlys-Stürmer Matt White gibt gegen Nürnberg sein Comeback

Vor der Partie ging‘s eigentlich mit einer erfreulichen Personalie los: Matt White stand erstmals seit seiner Beinverletzung kurz vor Weihnachten wieder im Spieltagskader. Der Stürmer, bis zu seiner Verletzung Wolfsburger Topscorer, hatte am vergangenen Mittwoch erstmals wieder das komplette Mannschaftstraining absolviert, spielte jetzt zunächst in Reihe 4, aber auch schon wieder im Powerplay. „Die ersten 20 Minuten waren hart, wieder reinzukommen, aber die Jungs, mit denen ich gespielt habe, haben mir sehr geholfen“, sagte der 34-Jährige. Groß war die Freude bei seinen Mitspielern. „Er ist ein hochveranlagter, sehr intelligenter Spieler. Wir haben ihn sehr vermisst“, so Archibald. Und Coach Mike Stewart meinte: „Es war schon gut, hat sich gut bewegt und ein paar gute Aktionen gehabt. Es ist wichtig, dass er im Line-up steht.“

Dort fehlte dieses Mal Nolan Zajac, der zudem leicht angeschlagen war, als überzähliger Import. Stewart weiß: „Ich werde in den kommenden Wochen schwierige Entscheidungen treffen müssen.“ Fabio Pfohl rückte an Zajacs Stelle und aus dem Sturm in die Abwehr. Die Ice Tigers, die sicher in den Pre-Play-offs stehen, schonten in Wolfsburg gleich vier Stammspieler.

Grizzlys-Angreifer Matt White (vorne) feierte am vorletzten Hauptrunden-Spieltag sein Comeback nach mehr als zwei Monaten Verletzungspause.
Grizzlys-Angreifer Matt White (vorne) feierte am vorletzten Hauptrunden-Spieltag sein Comeback nach mehr als zwei Monaten Verletzungspause. © Grizzlys Wolfsburg/oh | City-Press GmbH

Eine Schwächung war das allerdings nicht. Denn nach vier Siegen in Serie schienen die Grizzlys am Sonntag vielleicht etwas satt. Sie kamen in einem zu Beginn schnellen Spiel mit wenigen Unterbrechungen nicht an die starken Leistungen zuletzt, allen voran beim 5:0 gegen die Kölner Haie am Freitag, heran. Goalie Dustin Strahlmeier, der nach seiner Pause gegen Köln ins Tor zurückkehrte, musste mit einer Glanztat gegen Elis Hede retten (12.), auf der Gegenseite scheiterte Julian Chrobot an Nürnbergs Keeper Leon Hungerecker.

Nach Andy Mieles Fehlpass geht Nürnberg in Führung

Dann war es so weit, mit einem Treffer, der symptomatisch für die Wolfsburger Leistung war: Andy Miele leistete sich einen unnötigen Scheibenverlust an der blauen Linie der Nürnberger, und Ryan Stoa ließ sich die Chance bei einem Abpraller nicht nehmen - 0:1 (14.).

Nach dürftigem Auftaktdrittel hatten die Grizzlys allerdings schnell eine Antwort parat: Einen schlampigen Pass im Aufbau schnappte sich „JC“ Beaudin, der die Scheibe dann frei vor Hungerecker liegen ließ für Archibald, und der hob den Puck gekonnt ins Tor. Die richtig großen Möglichkeiten, die Partie komplett zu drehen, gab‘s nicht. Auch wenn die Grizzlys mehr Kontrolle hatten als noch in den ersten 20 Minuten. Das Stewart-Team stellte sich vielleicht schon darauf ein, mit einem Remis in die zweite Pause zu gehen, da gab‘s in Unterzahl sechs Sekunden vor dem Drittelende die kalte Dusche. Einen Schuss von Daniel Schmölz lenkte Grizzlys-Verteidiger Janik Möser mit dem Schlittschuh ins eigene Tor.

Torschütze Darren Archibald sauer: „Es ist nicht gut genug“

„Nürnberg ist nicht besser als wir, es ist nicht gut genug“, fand Archibald bereits nach dem zweiten Abschnitt am MagentaSport-Mikrofon deutliche Worte. Der Angreifer wünschte sich für das letzte Drittel, dass „wir das Spiel einfach halten, kommunizieren und unser System spielen“. Doch auch das gelang an diesem Nachmittag nicht. Der starke Schmölz schaltete nach einem Abpraller am schnellsten, ließ Strahlmeier erneut keine Chance (1:3/46.).

Erst erzielte Darren Archibald zu Beginn des zweiten Drittels das 1:1, nach den zweiten 20 Minuten in dem Spiel gegen Nürnberg fand der Wolfsburger Stürmer allerdings deutliche Worte für die Leistung der Grizzlys.
Erst erzielte Darren Archibald zu Beginn des zweiten Drittels das 1:1, nach den zweiten 20 Minuten in dem Spiel gegen Nürnberg fand der Wolfsburger Stürmer allerdings deutliche Worte für die Leistung der Grizzlys. © Grizzlys Wolfsburg/oh | City-Press GmbH

Wolfsburg ging in den letzten Minuten volles Risiko. Viereinhalb Minuten vor dem Ende und bei eigener Überzahl ging auch Strahlmeier zugunsten eines sechsten Angreifers vom Eis. Und das ging zunächst auf, Machacek sorgte 180 Sekunden vor dem Ende für das 2:3 und noch mal für Spannung. Und es wurde richtig packend! Archibald traf erst noch den Pfosten, dann sorgte auf der Gegenseite Danjo Leonhard mit einem Schuss ins leere Tor für den Nürnberger Sieg.

Insgesamt war die Enttäuschung riesengroß, den dritten Platz abhaken zu müssen. Stewart sagte mit Blick auf die Straubinger Niederlage vom Sonntag: „Wir haben eine große Chance vergeben.“

In Straubing geht‘s für die Grizzlys um das Heimrecht im ersten Viertelfinal-Spiel

Für die Grizzlys geht‘s am Freitagabend (19.30 Uhr) bei den Straubing Tigers nun um den Heimvorteil im Viertelfinale, das am 16. März beginnt. Im Fernduell mit München haben sie das mit einem glatten Sieg sicher. Der Meister spielt zeitgleich gegen den Tabellenletzten Augsburger Panther, der seit Sonntag als sportlicher Absteiger feststeht. Auf Straubing und Platz 4 liegt der volle Fokus in der kommenden Woche. Erst danach werden sich die Grizzlys mit ihrem Viertelfinal-Gegner auseinandersetzen: „Unsere Fans sorgen für eine super Stimmung, wir wollen unbedingt den Heimvorteil haben“, so Wolfsburgs Coach.

Spiel kompakt:

Grizzlys Wolfsburg: Strahlmeier - O‘Connor, Krupp; Martinovic, Möser; Pfohl, Ramage - Schinko, Feser, Braun; Wilkie, Beaudin, Archibald; Mueller, Miele, Machacek; Chrobot, Fauser, White.

Nürnberg Ice Tigers: Hungerecker - Mass, Weber ; Scheid, Byström; Dougherty, Karrer; Böttner - Fleischer, Stoa, Schmölz; Gerard, Fox, Kechter; Barratt, Leonhardt, Hede; Lobach, Ribarik, Kislinger.

Tore: 0:1 (14:20) Stoa (Schmölz, Fleischer), 1:1 (21:31) Archibald (Beaudin), 1:2 (39:54) Schmölz (Scheid, Fleischer/5:4), 1:3 (45:26) Schmölz (Karrer, Fleischer), 2:3 (57:00) Machacek (White, Krupp/6:4), 2:4 (59:30) Leonhardt (Hede/“Empty-Net-Goal“).

Strafen: Wolfsburg 4 Minuten, Nürnberg 10 Minuten.

Schiedsrichter: Sirko Hunnius und Aleksander Polaczek.

Personal: Den Grizzlys fehlte Verteidiger Ryan Button (Knie-OP/Saisonaus) sowie U23-Angreifer Robert Kneisler (Syndesmoseband-Anriss), Verteidiger Nolan Zajac war leicht angeschlagen. Abwehrspieler Armin sowie Stürmer Luca Dumont saßen als überzählige Spieler auf der Tribüne. Als Ersatztorwart saß Hannibal Weitzmann auf der Bank.

Zuschauer: 3791 in der Eis-Arena.