Foxborough. Die NFL zieht die Football-Fans weltweit in ihren Bann. Nur ein Deutscher darf mitspielen.

Die NFL ist ein hartes Geschäft – das bekommen derzeit besonders die deutschen Football-Profis zu spüren. Als Einziger hat es der Hamburger Kasim Edebali in den Kader eines Teams für die neue Saison geschafft, die in der Nacht zum Freitag mit der Partie von Meister New England Patriots gegen die Kansas City Chiefs beginnt.

Der 28-jährige Edebali hat sich vom deutschen Zweitligisten Hamburg Huskies hochgearbeitet und sich in der härtesten Football-Liga der Welt einen von 53 Plätzen im Kader der Denver Broncos erkämpft. „Er spielt großartig“, sagte Broncos-Star Von Miller in der „Denver Post“ über die Leistung Edebalis im Trainingslager. Ausruhen können sich Spieler auf so einem Lob aber nicht.

Jeden Sommer versuchen Hunderte von US-College-Spielern, einen der begehrten Plätze im Kader der 32 Profi-Mannschaften der Liga zu ergattern. Der Konkurrenzkampf ist groß und die Verletzungsgefahr allgegenwärtig. Nur wenige schaffen es nach oben. Und wer es schafft, bleibt meist nicht lang. Nur 3,3 Jahre dauert eine NFL-Karriere im Durchschnitt. Wie schnell es vorbei sein kann, hat auch Edebali schon erfahren. Vor seinem Neustart bei den Broncos hatten ihn die New Orleans Saints nach drei Spielzeiten aussortiert.

Für den Stuttgarter Moritz Böhringer könnte die Karriere bereits beendet sein, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Der einst hochgelobte 23-Jährige steht nach einem Jahr im erweiterten Kader der Minnesota Vikings vor dem Aus.

„Seine Routen sind viel besser, er fängt den Ball besser, und sein Verständnis der Offensive ist besser“, hatte Vikings-Trainer Mike Zimmer noch im Juli gesagt. Trotzdem schaffte Böhringer den Sprung in den Profi-Kader nicht, die Vikings entließen ihn. Dass ein anderes NFL-Team dem Deutschen eine Chance gibt, der es als erster Europäer in die Profi-Liga schaffte, ohne je an einem US-College gespielt zu haben, gilt als unwahrscheinlich.

Auch für Björn Werner aus Berlin ist der Traum vom Profi-Football in den USA nach drei Spielzeiten bei den Indianapolis Colts vorbei. Ein Neustart bei den Jacksonville Jaguars scheiterte im vergangenen Jahr.

Und der wohl bekannteste deutsche NFL-Spieler, Sebastian Vollmer, hat nach acht Spielzeiten mit den New England Patriots seine Football-Karriere beendet. Der 33-Jährige, der wegen einer Hüftverletzung die gesamte letzte Saison verpasste, wurde vom Meister im März entlassen und entschied sich dazu, aufzuhören.

Dem Sport bleibt er trotzdem erhalten: als Fernseh-Experte. Zusammen mit seinem ehemaligen Mitspieler Markus Kuhn wird Vollmer künftig bei ProSieben und ProSieben Maxx zu sehen sein. Nach vier kräftezehrenden Jahren bei den New York Giants beendete auch Kuhn 2017 seine Karriere. Im Profi-Kader war er schon seit 2015 nicht mehr aufgelaufen. Trotzdem ist der Mannheimer (31) bis heute der einzige Deutsche, dem je ein Touchdown in der NFL gelang. Er könnte es noch eine Weile bleiben: Dass Edebali, der letzte Deutsche der Liga, als Defensivspieler einen Touchdown erzielt, ist unwahrscheinlich. dpa