Braunschweig. 18 550 Fans sehen ein verdientes 2:0 gegen Lieblingsgegner Heidenheim – ein ordentlicher Saisonstart.

Von wegen Relegationstrauma: Die Braunschweiger Eintracht hat ruckzuck in die neue Saison in der 2. Fußball-Bundesliga gefunden und einen dicken Strich unter die vorige gezogen. Dem 2:2 in Düsseldorf folgte am Sonnabend ein verdienter 2:0 (1:0)-Heimsieg gegen Lieblingsgegner 1. FC Heidenheim. Kapitän Ken Reichel (28.) und Mirko Boland (80.) trafen vor 18 850 Zuschauern. Die Eintracht hatte die höhere spielerische Klasse, ließ wenig zu.

Tor Reichel oder doch ein Eigentor, wie die DFL-Statistiker entschieden? Auch ein mehrfaches Anschauen der Zeitlupe brachte keinen Beweis dafür, dass bei Reichels Schuss der Heidenheimer Mathias Wittek mit der Fußspitze entscheidend abgefälscht hatte. „Das Tor gehört zu 99,9 Prozent mir“, sagte Reichel nach der Partie. Recht hat er.

„Wir sind bis auf wenige Ausnahmen sehr gut in unserer Organisation geblieben“, sagte Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht, „dieser Sieg soll mein Team bestärken in der Ansicht, dass wir sehr gut im Plan liegen.“ Vier Punkte aus den ersten beiden Saisonspielen, das sei schon ein schöner Start. „Aber das darf man jetzt nicht überbewerten“, fand Mirko Boland. „Das hat für den Rest der Saison fast gar nichts zu sagen“, erklärte Lieberknecht.

Die Löwen taten von Beginn mehr für das Spiel, vor allem über die linke Seite sahen die Zuschauer einige schöne Kombinationen über Boland, den erneut starken Hendrick Zuck und Reichel. Mit schnellem, direkten Spiel ging es nach vorn, die Flanken saßen aber noch nicht punktgenau. Also nahm es der Kapitän, der schon im letzten Duell mit Heidenheim zum 3:2-Siegtreffer in der Nachspielzeit getroffen hatte, in der 28. Minute selbst in die Hand. Der Pass ins Zentrum der Heidenheimer Abwehr kam von Torjäger Christoffer Nyman zurück und Reichel erzielte aus spitzem Winkel das 1:0. Er hatte dabei allerdings auch ein wenig Glück, sein Schuss flutschte Gäste-Torhüter Kevin Müller durch die Beine.

„Bis dahin waren wir ebenbürtig, haben ein ordentliches Spiel gemacht“, befand Heidenheims Coach Frank Schmidt, der den Unterschied zwischen beiden Teams auf zwei Aussagen zuspitzte: „Wir haben zwei Fehler im Spielaufbau im Zentrum gemacht, die Eintracht sofort be straft hat. Und wir haben unsere vier, fünf Chancen liegengelassen.“ Ansonsten sei es wie immer gewesen, wenn die beiden Teams aufeinandertreffen. Elf Mal standen sich Eintracht und Heidenheim bisher in der 2. und 3. Liga gegenüber, nie siegte Heidenheim.

Dafür spielten die Gäste lange Zeit auch zu langsam, um die Eintracht-Abwehr ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Oberstes Ziel war es, die Ordnung in der eigenen Abwehr zu halten. Vorsicht vor Tempo war erst einmal die Devise. Einzig ein Freistoß von Arne Feick (36.) tauchte mal auf dem Radar von Löwen-Keeper Jasmin Fejzic auf. Nach der Pause fasste Heidenheim mehr Mut, kam zu mehr Ballbesitz, besonders über ihre linke Seite, die Löwen zogen sich ein wenig zurück. Eintracht-Trainer Lieberknecht justierte sofort nach. Mit Robin Becker für Hochscheidt stärkte er die Defensive auf der rechten Seite, mit Salim Khelifi für den blass wirkenden Onel Hernandez drehte er die Temposchraube für die Offensive hoch.

Doch eine tolle Chance gab es erst einmal für Heidenheim. In der 59. Minute musste sich Löwen-Keeper Fejzic ganz lang machen, um den Distanzschuss von Marc Schnatterer noch von der Linie zu kratzen.

Mit dem frischen Mittelstürmer Suleiman Abdullahi für den entkräfteten Christoffer Nyman ging Braunschweig in die Schlussviertelstunde und drehte wieder auf. Ein wunderschön herausgespieltes Tor versetzte Heidenheim in der 80. Minute den K.o. Zuck spielte auf Khelifi und auch der direkt weiter zum einlaufenden Boland. Der nahm den Ball im Vollsprint mit und jagte den Ball unhaltbar ins untere linke Eck. 2:0 – der erste Heimsieg der Saison war perfekt.

Doch die Augen sind schon wieder nach vorn gerichtet. Am Freitagabend, 20.45 Uhr, geht es in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde zu Zweitliga-Aufsteiger Holstein Kiel. „Das wird eine schwere Aufgabe, wenn man gesehen hat, wie Kiel sich bisher in dieser Saison präsentiert hat“, sagte Lieberknecht.