Wolfsburg. Jonker hat seine Mission erfüllt. Beim VfL wird jetzt aber über alles und jeden geredet.

. Er wirkte geschafft, platt, müde – und das nicht nur wegen der sehr kurzen Nacht, die nach der Rettung hinter ihm lag. Andries Jonker hat seinen Auftrag erfüllt. Er hatte ihn im Februar angetreten, um den VfL Wolfsburg irgendwie in der Fußball-Bundesliga zu halten. Seit dem 1:0-Sieg bei Eintracht Braunschweig vom Montagabend ist klar, dass der Niederländer seine schwere Mission erfüllt hat. Wolfsburg bleibt erstklassig – wenn auch mit dem Makel der Relegation.

Klar ist nicht erst seit den Extrarunden um die Bundesliga-Existenz, dass beim VfL jetzt die Reformationszeit beginnt. Francisco Javier Garcia Sanz, Aufsichtsratsboss des Klubs, hat sich für gestern und heute einer Klausurtagung verschrieben. Alles soll auf den Tisch kommen, vieles soll sich ändern. „Natürlich kann es so nicht weitergehen“, hatte der mächtige VW-Manager nach Abpfiff in Braunschweig klargestellt.

Was bedeutet das für den Klub, der sich in den vergangenen Monaten an den meisten Stellen erstligauntauglich gezeigt hatte? Am Morgen nach der Klassenerhalts-Party im Wolfsburger Schloss zog ein kräftiges Gewitter übers VfL-Center hinweg, wo zeitgleich die ersten Zukunftsgespräche liefen. Und manchmal zeigt ja die Symbolik der Natur, was rund um den Klub nötig scheint: die Wirkung eines reinigenden Gewitters.

Jonker hatte mittags schon kurz mit all seinen Spielern gesprochen, bevor diese in den Urlaub brausten. „Und keiner hat mir gesagt, auch vorher nicht, dass er den Verein verlassen will“, sagt der Trainer.

Dabei stehen bei einigen Spielern die Zeichen auf Abschied. Ricardo Rodriguez, Luiz Gustavo, Borja Mayoral, Philipp Wollscheid werden, Ashkan Dejagah, Christian Träsch, Vieirinha, Jakub Blaszczykowski und Sebastian Jung können nach unseren Informationen gehen. Auch um VfL-Legende Diego Benaglio gibt’s Wechselgerüchte, der FC Basel soll interessiert sein.

Priorität hat aber zunächst Planungssicherheit in der sportlichen Leitung. Olaf Rebbe soll bleiben, wenngleich offenbar ein Geschäftsführer Sport gesucht wird, der an der Seite des Managers unterstützend wirkt. Rund um den Klub heißt es, Alexander Rosen (1899 Hoffenheim) sei ein Kandidat.

Und Jonker? Dessen Vertrag läuft bis Ende der nächsten Spielzeit. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er unmittelbar nach der Rettung in Braunschweig gesagt hatte: „Es ist vereinbart, dass ich Trainer bleibe.“

Gestern aber nahm der 54 Jahre alte Niederländer ein wenig Wind aus den Segeln. Er sagte zu seiner und zur Zukunft des VfL: „Eine Trennung im Sommer stand nicht zur Debatte.

Der Aufsichtsrat wird sich mit Olaf Rebbe zusammensetzen, und dann müssen auch wir über alles reden. Ein Gespräch wird da sicher nicht reichen. Was wir im Kopf haben, müssen wir aussprechen.“

Den 3. Juli hat der Retter-Trainer als Vorbereitungsstart für die 21. Bundesliga-Saison des VfL anvisiert. Bis dahin werden in Wolfsburg wohl viele Spinde geräumt und Stühle verrückt. Jonker bleibt noch ein paar Tage in der VW-Stadt, dann muss er sich ein paar Tage im Urlaub erholen. „Damit ich am 3. Juli wieder frisch und fit bin“, sagt der Retter. Wird er jetzt zum Reformer?