Wolfsburg. Der neue Trainer des VfL bekam bereits prominente Glückwünsche ausgesprochen.

Manchmal lassen allein die Namen der Glückwunsch-Sender erkennen, wie groß die Wertschätzung für den Empfänger ist. Als Andries Jonker gestern Vormittag seinen langjährigen Wegbegleitern Louis van Gaal und Arséne Wenger mitteilte, dass er neuer Cheftrainer des VfL Wolfsburg wird, reagierten die beiden Legenden des internationalen Fußballs ähnlich. „Arséne hat gesagt, er sei sicher, dass ich die Aufgabe gut machen werde“, sagt Jonker. Und van Gaal? „Der hatte sich erst besorgt gezeigt, ob ich in London nicht zu viel aufgebe. Aber auch er hat mir dann viel Glück gewünscht.“

Jonker hat jahrelang auch hinter Wenger und van Gaal in zweiter Reihe gearbeitet. Gestern ist er zu seiner schwierigsten Mission angetreten: Der 54 Jahre alte Niederländer soll den abgestürzten Fußball-Bundesligisten vor dem Absturz in die 2. Liga retten. Er unterschrieb einen Vertrag bis 2018. „Wir haben“, sagt Jonker mit einem sympathischen Mix aus Ernst und Lässigkeit, „hier ein kleines Problem zu lösen.“ Und wie? Erst einmal muss er mit seinen Spielern sprechen und klären, warum der eigentlich so hochkarätig besetzte Kader aus dem dunklen Ligakeller nicht mehr herauskommt. Jonker verspricht: „Ich werde herausfinden, was los ist.“

Dass er den Klub noch gut aus seiner Zeit als Co-Trainer von Felix Magath und später Dieter Hecking (2012 bis 2014) kennt, war ein wichtiger Aspekt für Olaf Rebbe bei der Nachfolgersuche für den am Sonntagabend entlassenen Valérien Ismael. „Andries weiß“, sagt der Sportchef des VfL, „wie die Türen hier aufgehen.“ Rebbe zeigt sich froh, die „Wunschlösung“ präsentieren zu können, die nicht nur eine kurzfristige bleiben, sondern auch eine mittelfristige werden soll – wenn Jonker seine Rettungsmission erfüllt.

Er selbst hatte zuletzt aus London verfolgt, wie der Pokalsieger von 2015 durch die Liga strauchelte. Beim FC Arsenal leitete Jonker seit Juli 2014 die berühmte Jugendakademie. Er war nah dran an den Juniorenteams des Weltklubs, stand oft mit auf den Fußballplätzen. Daher sei es auch nur eine Sache von Sekunden für ihn, den Schalter vom Akademieleiter zum Cheftrainer umzulegen. Dabei ist Wolfsburg die erste Station für den 54-Jährigen, bei der er der unangefochtene Boss einer Mannschaft in einer Top-Liga ist. „Es ist für mich“, sagt er, „eine Herausforderung“ und „eine große Chance“, sich doch noch einmal als Chefcoach zu profilieren.

Dass Rebbe bei seiner Suche auf den Niederländer zuging, kam für diesen „auf der anderen Seite der Nordsee sehr überraschend. Ich habe nie damit gerechnet“, sagt Jonker, „dass ich der Wunschkandidat bin.“ Viel Zeit zum Überlegen über die Offerte blieb ihm dann nicht. Im Laufe des Sonntags intensivierten beide Parteien den Kontakt, am Abend gab’s die Freigabe des FC Arsenal. „Es war eine Sache von Stunden“, sagt Jonker, der den Kontakt zum VfL nach seinem Abgang vor zweieinhalb Jahren nie ganz abgebrochen hat. Mit den Routiniers Diego Benaglio und Marcel Schäfer etwa hatte Jonker noch vor seiner Vorstellung über ihre gemeinsame Mission gesprochen.

Um knapp 16 Uhr startete der Niederländer seine erste Einheit als VfL-Trainer. Er setzt nun alles auf Null, jeder Spieler muss sich neu beweisen. Jonker: „Sie müssen mir zeigen, warum sie am Samstag in Mainz spielen dürfen.“ Und das Wort „dürfen“ betonte er ganz bewusst. Mit viel „Klarheit“ will Jonker den VfL vor dem Abstieg retten.