Wolfsburg. Nach zwei Tagen Warten fällt am Sonntagabend die Entscheidung für den Wechsel.

Es hatte sich abgezeichnet, doch erst am Sonntagabend fiel die Entscheidung: Valérien Ismaël ist nicht länger Trainer des VfL Wolfsburg. Nach fünf Pleiten in den vergangenen sechs Partien zog der abstiegsbedrohte Fußball-Bundesligist die Reißleine. Vorangegangen war eine fast schon groteske Hängepartie um die Zukunft Ismaëls auf der Bank des VfL. Der Nachfolger soll heute präsentiert werden.

„Nach Abwägung aller Fakten und Umstände sind wir überein gekommen, dass die Trennung die richtige Maßnahme ist, um die Mannschaft in die Erfolgsspur zurückzuführen“, erklärte Sportdirektor Olaf Rebbe. Er sagt weiter: „Wir haben uns in der Entscheidungsfindung nicht in erster Linie von dem jüngsten Ergebnis gegen Bremen leiten lassen, sondern vor allem auch die Eindrücke und Resultate aus den letzten Wochen und Monaten in die Bewertung miteinfließen lassen.“

Doch der letzte Anstoß für die Entlassung des 41-Jährigen dürfte die bittere 1:2-Heimniederlage gegen Werder Bremen am Freitagabend gewesen sein, die den Klub noch tiefer in den Abstiegssumpf der Bundesliga geführt hat. Seit diesem Abend dürfte Ismaël nicht mehr ruhig geschlafen haben. Denn sein Klub ließ ihn zappeln. Die groteske und fast schon unwürdige Hängepartie um seinen Job dauert seit Freitagnacht an. Da ließ Rebbe offen, wie die Zukunft Ismaëls aussieht. „Ich schließe gar nichts aus“, sagte der Sportdirektor. Weder in die eine noch in die andere Richtung.

Was folgte, war eine lange Sitzung am Samstag mit der Geschäftsführung und Teilen des Aufsichtsrats, zunächst mit Ismaël, später ohne ihn. „Wir analysieren die Situation und reden unabhängig von Personen darüber, wie wir Erfolg haben können. Wir schauen uns alle Facetten an“, erklärte Rebbe am Samstag. Einen Tag später wurde weiter viel geredet – und es wurde verhandelt.

Denn offenbar sprach der Aufsichtsrat im Hintergrund intensiv mit einem Kandidaten, der den abgestürzten VfL vor dem Abstieg in Liga 2 bewahren soll. Ein Retter, der in den letzten zwölf Ligaspielen die taumelnde Mannschaft stabilisiert und den Verein in dessen 20. Bundesliga-Jahr vor dem GAU bewahrt. Und Ismaël? Der zitterte im Wartezimmer fast zwei ganze Tage lang um seinen Job.

Nun kann dem VfL auch große Achtsamkeit attestiert werden, da der Klub seine Trainer-Entscheidung nicht mit den schizophrenen Gefühlen des Freitagsspiels trifft. Denn einerseits lieferte das Team gegen Bremen offensiv eine der besten Partien seit Monaten ab. Aber andererseits stehen wieder mal null Punkte auf dem Konto.

Dem Klub kann aber auch vorgeworfen werden, Ismaël unnötig hingehalten und zappeln gelassen zu haben. Das machte die ohnehin schon extrem schwere Situation für den Trainer nicht leichter. Und für ihn war es nicht das erste Mal, dass sich seine Bosse mit einem Nachfolger beschäftigen. Im November, als mit Bruno Labbadia schon alles klar war, beförderte Klaus Allofs seinen ehemaligen Schützling Ismaël zum Chef. Da war auch der Deutsch-Franzose noch in die Planspiele seines Klubs eingeweiht. Kurz vor der Weihnachtspause allerdings nicht mehr. Da beschäftigte sich der VfL mit Huddersfields Trainer David Wagner, ohne Ismaël zu informieren. Und als der VfL nach dem Sieg gegen Frankfurt auch noch in Mönchengladbach gewann und zudem Wagner ins Grübeln geriet, ging es für Ismaël in Wolfsburg weiter. Die Meldungen um Verhandlungen mit Wagner wurden von den VfL-Offiziellen ins Reich der Fabeln verwiesen.

Nun ist es fix, der Deutsch-Franzose muss ebenso gehen wie Co-Trainer Patrick Guillou. Am Montagnachmittag um 15.30 Uhr ist jedoch wieder eine Trainingseinheit beim VfL angesetzt – ohne Ismaël. Der hatte am Samstag selbst gesagt: „Ich kann nachvollziehen, dass jetzt geredet wird.“ Und am Sonntagabend handelten die Verantwortlichen dann.